In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Tisch.
»Was ist das?«, fragte er.
»Fangen wir bei Ihnen an.«
»Was ist mit mir?«
»Vor einem Jahr wurden Sie wegen Unterschlagung von zwei Millionen Dollar gekündigt.«
Seine Augen weiteten sich. »Woher kennen Sie die Summe?«
»Ich habe meine Quellen.«
»Die Vorwürfe sind total aus der Luft gegriffen. Ich habe nichts gemacht.«
»Das behaupte ich ja auch gar nicht. Hören Sie mir einfach zu, okay? Erst werden Sie wegen Unterschlagung gekündigt.« Sie öffnete eine weitere Akte. »Zwei Monate darauf wird Farleys politische Karriere durch einen Sexskandal mit einer
Prostituierten abrupt beendet.« Die nächste Akte. »Ungefähr einen Monat danach wird Dan Mercer in meiner Fernsehsendung ertappt. Und dann, wieder zwei Monate später, wird Dr. Steve Miciano wegen unerlaubten Besitzes von verschreibungspflichtigen Medikamenten verhaftet.«
Der Inhalt der aus diversen Internet-Ausdrucken bestehenden Akten war auf dem ganzen Tisch verteilt. Phil starrte sie an, ließ die Hände aber unten, als hätte er Angst, sie zu berühren.
»Finden Sie nicht, dass das sehr seltsame Zufälle sind?«, fragte sie.
»Was ist mit Kelvin?«
»Über ihn habe ich noch nichts gefunden.«
»Das alles haben Sie an einem Tag herausbekommen?«
»Das war nicht weiter schwer. Da reichte eine einfache Internet-Recherche.«
Hinter ihr sagte Ten-A-Fly: »Kann ich die mal sehen?«
Sie drehte sich um. Da standen sie alle - der Rest des Fathers Clubs. »Haben Sie uns belauscht?«
»Nichts für ungut«, sagte Doug. »Die Leute kommen hier rein und unterhalten sich mit lauter Stimme über die privatesten Angelegenheiten. Fast so, als erwarteten sie, dass irgendjemand einen schalldichten Kegel über sie errichtet. Man gewöhnt sich einfach daran, solche Gespräche mitzuhören. Phil, dieser aus der Luft gegriffene Unterschlagungs-Vorwurf, haben die dich deshalb gekündigt?«
»Nein. Das war nur ein Vorwand. Ich bin genauso gekündigt worden wie ihr auch.«
Ten-A-Fly streckte die Hand aus und nahm einen Ausdruck. Er setzte sich eine Lesebrille auf und fing an, ihn zu studieren.
Phil sagte: »Ich versteh immer noch nicht, was das alles mit dem vermissten Mädchen zu tun haben soll.«
»Vielleicht gar nichts«, sagte Wendy. »Aber lassen Sie uns einen Schritt nach dem anderen machen. Sie werden in einen Skandal verwickelt. Sie behaupten, Sie seien unschuldig.«
»Ich bin unschuldig. Was glauben Sie, warum ich hier jetzt frei herumlaufe? Wenn meine Firma irgendwelche Beweise gegen mich hätte, würde ich im Knast sitzen. Die wissen selbst am besten, dass sie sich das ganze Zeug aus den Fingern gesaugt haben.«
»Aber verstehen Sie nicht? Das passt alles zusammen. Nehmen Sie Dan. Der wurde auch nicht verurteilt. Und meines Wissens nach sitzen weder Steve Miciano noch Farley Parks im Gefängnis. Nicht einer dieser Vorwürfe gegen einen von Ihnen konnte bewiesen werden - die Opfer waren trotzdem ruiniert.«
»Und?«
Doug sagte: »Soll das ein Witz sein, Phil?«
Wendy nickte. »Vier Männer aus dem gleichen Princeton-Jahrgang, die während des Studiums zusammengewohnt haben, werden alle innerhalb eines Jahres in Skandale verwickelt.«
Phil überlegte. »Kelvin nicht.«
»Das wissen wir noch nicht«, sagte Wendy. »Um ganz sicher zu sein, müssen wir ihn finden.«
Owen, der immer noch das Baby herumtrug, sagte: »Vielleicht hat dieser Kelvin die ganze Sache inszeniert.«
»Was inszeniert?«, sagte Phil. Er sah Wendy an. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Warum sollte Kelvin uns schaden wollen?«
»Holla«, sagte Doug. »Ich hab mal so einen Film gesehen. Wow, Phil, wart ihr Jungs bei Skull and Bones oder in so einer Geheimverbindung?«
»Was? Nein.«
»Vielleicht habt ihr ein Mädchen ermordet und ihre Leiche
vergraben, und jetzt rächt sie sich an euch. Ich glaube, so lief das im Film.«
»Es reicht, Doug.«
»Da könnte aber was dran sein«, sagte Wendy. »Also, mal abgesehen von dem ganzen Melodrama, ist damals in Princeton vielleicht irgendetwas vorgefallen?«
»Was zum Beispiel?«
»Irgendetwas, weshalb jemand Jahre später Vergeltung üben würde?«
»Nein.«
Er sagte es zu schnell. Ten-A-Fly sah mit seiner Halbbrille auf die Zettel - ein bizarrer Anblick für einen Rapper - und studierte weiter die Ausdrucke. »Owen«, sagte Fly dann.
Der Typ mit dem Baby-Tragetuch ging zu ihm. Fly riss ein Stück Papier ab. »Das ist ein Video-Blog. Guck dir das mal im Netz an, und sag uns, was dir dabei ins Auge fällt.«
Owen
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