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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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sagte: »Geht klar.«
    »An was denken Sie?«, fragte Wendy Fly.
    Aber Ten-A-Fly hatte sich schon wieder in die Akten vertieft. Wendy drehte sich zu Phil um. Er sah zu Boden.
    »Überlegen Sie, Phil.«
    »Da war nichts.«
    »Haben Sie im Apartment irgendwelche Feinde gehabt?«
    Phil runzelte die Stirn. »Wir waren doch bloß ein paar Studenten.«
    »Trotzdem. Vielleicht haben Sie mit irgendjemandem Streit angefangen. Vielleicht hat einer von Ihnen jemand anderem die Freundin ausgespannt?«
    »Nein.«
    »Fällt Ihnen wirklich gar nichts ein?«
    »Da ist nichts passiert. Ich sag doch, dass Sie auf dem Holzweg sind.«

    »Was ist mit Kelvin Tilfer?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Ist da irgendwas passiert, das er womöglich als Kränkung aufgefasst haben könnte?«
    »Nein.«
    »Er war der einzige Schwarze in der Gruppe.«
    »Und?«
    »Ich probier hier nur wild rum«, sagte Wendy. »Ist da vielleicht irgendwas vorgefallen?«
    »An der Uni? Nein. Kelvin war ziemlich schräg. Ein Mathe-Genie, aber wir mochten ihn alle.«
    »Was meinen Sie mit schräg?«
    »Schräg - anders, durchgeknallt, irre. Er hat zu komischen Zeiten gearbeitet. Und er ist gern spätnachts spazieren gegangen. Und wenn er sich mit mathematischen Problemen beschäftigt hat, hat er laut vor sich hin geplappert. Schräg - im Sinne eines verrückten Genies. In Princeton mögen die das.«
    »Also fällt Ihnen kein besonderes Vorkommnis an der Uni ein?«
    »Das Kelvin dazu bringen würde, so etwas zu tun? Nein, absolut nicht.«
    »Und hinterher?«
    »Ich hab seit der Abschlussfeier nichts mehr von Kelvin gehört. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Warum nicht?«
    Phil beantwortete die Frage mit einer Gegenfrage: »Wo sind Sie zur Uni gegangen, Wendy?«
    »Tufts.«
    »Haben Sie noch zu allen Kontakt, mit denen Sie Ihren Abschluss gemacht haben?«
    »Nein.«

    »Ich auch nicht. Wir waren Freunde. Wir haben uns aus den Augen verloren. Wie auch die anderen neunundneunzig Prozent der Freunde von der Uni.«
    »War er je bei einem Universitätsfest, einer Jubiläumsfeier oder so etwas?«
    »Nein.«
    Wendy grübelte weiter. Sie würde in Princeton anrufen und sich mit dem Mitarbeiter verbinden lassen, der für den Kontakt mit den ehemaligen Studenten zuständig war. Vielleicht konnte der ihr weiterhelfen.
    Ten-A-Fly sagte: »Ich hab was.«
    Wendy sah ihn an. Das Outfit war zwar immer noch lächerlich - die tief hängende, weite Hose, die Kappe mit dem Schirm in der Größe eines Gullydeckels, das Ed-Hardy-Shirt -, faszinierend war jedoch, wie viel das Verhalten ausmachte. Ten-A-Fly war verschwunden. Norm war wieder da. »Was?«
    »Bevor ich gekündigt wurde, war ich für das Marketing für diverse Start-up-Unternehmen zuständig. Unsere Hauptaufgabe bestand darin, auf die neugegründete Firma aufmerksam zu machen und sie in ein gutes Licht zu stellen. Wir mussten Stimmung machen, einen Hype erzeugen, und zwar vor allem im Internet. Also haben wir ganz viel mit viralem Marketing gearbeitet. Wissen Sie irgendetwas darüber?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Es ist in den letzten Jahren immer bedeutender geworden und deshalb schon drauf und dran, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden - weil es inzwischen alle machen und die Gefahr besteht, dass man irgendwelche Einzelstimmen aus dem ganzen Getöse überhaupt nicht mehr heraushören kann. Im Moment funktioniert es aber noch. Ein paar der Techniken haben wir sogar für meinen Rap-Charakter eingesetzt. Überlegen Sie mal, was passiert, wenn ein Film rauskommt. Dann finden
Sie sofort tolle Lobgesänge oder zumindest positive Kommentare in YouTube-Trailern, in Foren und Blogs und so weiter. Die meisten dieser sehr frühen Kommentare sind nicht echt. Die werden im Auftrag der Filmstudios von Marketing-Firmen geschrieben.«
    »Gut, aber was hat das mit dieser Geschichte zu tun?«
    »Ganz einfach, hier hat jemand das Gleiche umgekehrt gemacht - bei Miciano und Farley auf jeden Fall. Wer immer das war, hat Blogs und Tweets eingerichtet. Suchmaschinen wurden dafür bezahlt, dass die selbst geschriebenen Beiträge als erste erscheinen, wenn man danach sucht. Das sind im Prinzip die gleichen Techniken, die man auch beim viralen Marketing benutzt - nur sollte damit nichts aufgebaut werden, sondern etwas zerstört.«
    »Das heißt«, sagte Wendy, »wenn ich zum Beispiel etwas über Dr. Steve Miciano wissen will und ihn im Internet suche …«
    »… werden Sie mit Negativmeldungen zugeschüttet«, beendete Ten-A-Fly den Satz.

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