In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
überschreiten.«
»Verstehe. Daher haben Sie mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet, nicht wahr?«
»Eigentlich nicht, nein.«
»Also was denn nun, Ms. Tynes? Haben Sie diesen Hinterhalt in Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden gelegt? Oder waren die zumindest über Ihr Vorhaben informiert?«
»Nein.«
»Gut, in Ordnung. Haben Sie schon vor dem Abend des siebzehnten Januar hinsichtlich meines Mandanten Kontakt zur Polizei und zur Staatsanwaltschaft aufgenommen?«
»Wir haben Kontakt zur Staatsanwaltschaft aufgenommen, ja.«
»Wunderbar, vielen Dank. Jetzt sagten Sie gerade, dass Sie Ihre Assistenten losgeschickt hätten, um meinen Mandanten zu jagen, ist das korrekt?«
»So hat sie das nicht formuliert«, sagte Portnoi. »Sie sprach von ›folgen‹.«
Flair sah Portnoi an, als hätte er noch nie ein lästigeres Insekt gesehen. »Also gut, von mir aus - jagen, folgen. Können wir den Unterschied ein andermal diskutieren? Als mein Mandant geflohen war, Ms. Tynes, wo sind Sie dann hingegangen?«
»Zu seinem Haus.«
»Warum?«
»Weil ich davon ausging, dass Dan Mercer dort irgendwann auftauchen könnte.«
»Und dann haben Sie da vor seinem Haus auf ihn gewartet?«
»Ja.«
»Haben Sie draußen gewartet?«
Wendy wand sich. Jetzt ging es los. Sie ließ ihren Blick über die Gesichter streifen, sah Ed Grayson in die Augen, dessen neunjähriger Sohn eines der frühen Opfer von Dan Mercer war. Sie spürte die Last, die in diesem Blick lag, als sie sagte: »Ich habe Licht brennen sehen.«
»In Dan Mercers Haus.«
»Ja.«
»Wie eigentümlich«, sagte Flair voller Sarkasmus. »Ich
habe noch nicht ein einziges Mal gehört, dass jemand ein Licht brennen lässt, wenn er das Haus verlässt.«
»Einspruch!«
Richterin Howard seufzte. »Mr. Hickory.«
Flair sah Wendy weiter an. »Und was haben Sie dann getan, Ms. Tynes?«
»Ich habe an die Tür geklopft.«
»Hat mein Mandant geöffnet?«
»Nein.«
»Hat jemand anders geöffnet?«
»Nein.«
»Was haben Sie dann getan, Ms. Tynes?«
Wendy versuchte, ganz ruhig zu bleiben, als sie ihren nächsten Satz sagte: »Ich meinte, durchs Fenster so etwas wie eine Bewegung gesehen zu haben.«
»Sie meinten, durchs Fenster so etwas wie eine Bewegung gesehen zu haben«, wiederholte Flair. »Meine Güte, könnten Sie sich nicht noch etwas unbestimmter ausdrücken?«
»Einspruch!«
»Zurückgezogen. Was haben Sie dann getan?«
»Ich habe den Knauf gedreht. Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich habe sie geöffnet.«
»Wirklich? Warum hätten Sie so etwas tun sollen?«
»Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Worüber haben Sie sich Sorgen gemacht?«
»Es gab Fälle, in denen Pädophile sich selbst etwas angetan haben, nachdem sie ertappt wurden.«
»Tatsächlich? Sie haben sich also Sorgen gemacht, dass Ihr Hinterhalt meinen Mandanten in den Selbstmord treiben könnte?«
»So etwas in der Art, ja.«
Flair legte die Hand auf die Brust. »Sie sehen mich gerührt.«
»Euer Ehren!«, rief Portnoi.
Wieder wischte Flair den Einspruch mit einer kurzen Geste beiseite. »Also wollten Sie meinen Mandanten retten?«
»Ja, ich wollte ihn aufhalten, wenn er wirklich in Gefahr gewesen wäre.«
»In Ihrer Sendung haben Sie Worte wie ›Perverser‹, ›Kranker‹, ›verkommen‹, ›monströs‹ und ›Abschaum‹ benutzt, um diejenigen zu beschreiben, die Sie in die Falle gelockt haben, ist das korrekt?«
»Ja.«
»Dann lautet Ihre Aussage also, dass Sie bereit waren, in sein Haus einzubrechen - also das Gesetz zu brechen -, um meinem Mandanten das Leben zu retten?«
»Das könnte man so sagen.«
Seine Stimme triefte nicht nur vor Sarkasmus, sie schien sogar tagelang darin mariniert worden zu sein. »Wie edelmütig.«
»Einspruch!«
»Es war kein Edelmut«, sagte Wendy. »Ich finde es besser, wenn diese Männer vor Gericht gestellt werden. Dadurch haben die Familien der Opfer zumindest in dieser Hinsicht das Gefühl, dass die Sache zu einem Abschluss gebracht wurde. Selbstmord ist ein zu einfacher Ausweg.«
»Verstehe. Also, was geschah, als Sie in das Haus meines Mandanten eingebrochen waren?«
»Einspruch«, sagte Portnoi. »Ms. Tynes sagte, die Tür wäre nicht abgeschlossen gewesen.«
»Ja, schon gut. Eingedrungen, eingebrochen, ganz wie es dem Manne dort drüben am besten mundet«, sagte Flair und stemmte die Hände in die Hüften. »Aber hören Sie bitte auf, mich dauernd zu unterbrechen. Was passierte, Ms. Tynes, als Sie ins Haus meines
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