In seiner Hand
und loszufahren.
»Ich glaube, ich schaffe das auch, während ich fahre«, erklärte er. »Als Erstes sollte ich vielleicht mal klarstellen, das Terence Wilmott noch nicht angeklagt worden ist, den Mord an Sally Adamson begangen zu haben. Trotzdem ist er ein naheliegender Verdächtiger, und ich fürchte, in den meisten Fällen entpuppen sich die naheliegendsten Verdächtigen tatsächlich als Täter. Ich habe Ihre Argumente zur Kenntnis genommen …«
»Was im Klartext bedeutet, dass Sie sie ignorieren werden«, unterbrach ich ihn.
»Aber Fakt ist auch, dass die meisten Mordopfer nicht von Fremden umgebracht werden, die sie in einer dunklen Seitenstraße überfallen, sondern von Menschen, die sie kennen. Frauen sind am meisten durch ihre Sexualpartner gefährdet. Die Tatsache, dass Terry gegenüber einer anderen Partnerin – nämlich Ihnen – schon mehrfach Gewalt angewendet hat, stellt weiteres Beweismaterial dar. Sehr belastendes Beweismaterial, würde ich sagen.
Was die Frage betrifft, wo er es getan hat oder warum und wo er sich der Leiche entledigt hat – falls er das getan hat
– dazu kann ich nur sagen, dass es da keine Regeln gibt.
Manche Menschen planen einen Mord langfristig, andere handeln völlig spontan. Manche Täter verzichten darauf, die Leiche zu verstecken, andere verstecken sie so gut, dass sie niemals gefunden wird, wieder andere verstecken sie mehr oder weniger schlecht. Vielleicht hat er sie umgebracht und ihre Leiche dann an der Straße abgeladen, um es so aussehen zu lassen, als wäre sie beim Verlassen der Wohnung einem Raubüberfall zum Opfer gefallen.«
»Wenn das seine Absicht war, wieso hat er dann ihre Geldbörse bei ihr gelassen? Außerdem wäre es ein viel zu großes Risiko gewesen, die Leiche die Straße entlangzuzerren.«
»Haben Sie je einen Mord begangen, Abbie?«
»Nein. Sie?«
»Nein.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Aber ich habe mit Menschen zu tun, die einen begangen haben.
Stellen Sie sich den schlimmsten Stress vor, den Sie je erlebt haben, und multiplizieren Sie ihn mit hundert. Sie können nicht mehr richtig atmen, Sie können nicht mehr richtig denken. In dieser Situation machen Menschen die seltsamsten Dinge. Sie begehen die verrücktesten Fehler.«
»Es gibt noch eine Möglichkeit.«
»Es gibt noch viele Möglichkeiten.«
»Nein. So ist es wirklich passiert.«
»Nämlich?«, fragte er in übertrieben geduldigem Ton.
Es fiel mir schwer, es laut auszusprechen. Ich musste mich dazu zwingen.
»Sie wissen, dass ich mein Aussehen stark verändert habe, seit all das passiert ist.«
»Ja, das ist mir aufgefallen.«
»Seit Sie mich einfach meinem Schicksal überlassen haben, ohne auch nur ansatzweise für meinen Schutz zu sorgen, habe ich aufwändige Vorkehrungen getroffen, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Kaum jemand weiß, wo ich mich aufhalte. Und so ziemlich das Einzige, was dieser Mann – der Mann, der mich entführt hat – von mir weiß, ist meine alte Adresse und wo ich gearbeitet habe.
Ich habe über diese Dinge mit ihm gesprochen. Daran erinnere ich mich.«
»Ja?«
»Ist Ihnen aufgefallen, dass wenn nach der Trennung eines Paars einer von beiden gleich wieder mit jemand anderem zusammenkommt, der neue Partner oft wie ein Klon des alten aussieht?«
»Nein, darauf habe ich noch nie geachtet.«
»Ist aber so. Es ist mir sofort aufgefallen, als ich Sally in die Arme gelaufen bin. Fragen Sie Terry. Bei meinem ersten Zusammentreffen mit ihr habe ich die beiden sogar darauf aufmerksam gemacht.«
»Sehr taktvoll.«
»Sie war nicht meiner Meinung. Na ja, wäre wohl auch ein bisschen viel verlangt gewesen. Außerdem hätte sie die Ähnlichkeit ohnehin nicht mehr feststellen können. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mein Äußeres so weit verändert, dass wir völlig unterschiedlich aussahen. Worauf ich hinaus will, ist, dass der Mann, der mich entführt hat, genau gewusst hat, dass ich wieder da draußen herumlaufe. Er ist zwar bis jetzt nicht verhaftet worden, doch er kann trotzdem nicht sicher sein, wie viel ich über ihn weiß. Ich stelle ein Risiko für ihn dar. Wenn er mich töten könnte, wäre er sicherer. Eine der wenigen Möglichkeiten, mich zu finden, war, sich in der Nähe von Terrys Wohnung aufzuhalten. Falls er gesehen hat, wie Sally mitten in der Nacht aus der Wohnung kam, hat er sicher geglaubt, ich sei es.«
»Sprechen Sie weiter.«
»Er hat sie erwürgt, weil er sie mit mir verwechselt hat.
Er war der Meinung, dass es sich
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