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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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um meinen Hals handelte. Das ist die einzige Erklärung, die einen Sinn ergibt.«
    Ich sah zu Cross hinüber. Er gab mir keine Antwort.
    Plötzlich schien er sich ganz auf den Verkehr zu konzentrieren. Mir kam ein weiterer Gedanke.
    »Er glaubt, dass er mich umgebracht hat.«
    »Was?«
    »Dieser Mann. Er glaubt, dass ich tot bin. Er wähnt sich in Sicherheit. Wahrscheinlich ist ihm sein Irrtum noch nicht klar geworden. Wenn Sie die Bekanntgabe des Mordes ein wenig hinauszögern oder die Identität des Opfers noch eine Weile geheim halten könnten, gäbe mir das ein paar Tage Zeit, etwas zu unternehmen.«

    »Eine sehr gute Idee«, entgegnete Cross. »Ihr Plan hat nur einen Haken.«
    »Und der wäre?«
    »Dass wir in der Realität leben. Wir sind leider mit ein paar lästigen Vorschriften geschlagen. Wenn jemand ermordet wird, ist eigentlich nicht vorgesehen, dass wir diese Tat geheim halten. Wir müssen die Angehörigen informieren. Und es wird von uns erwartet, dass wir herausfinden, wer es war.«
    Wir schwiegen beide ein paar Minuten, bis der Wagen schließlich vor Jos Wohnung hielt.
    »Wissen Sie, was wirklich lustig ist?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Sie glauben mir nicht. Sie halten mich für eine Phantastin, vielleicht sogar für eine chronische Lügnerin.
    Sie sind recht nett zu mir, und ich weiß, dass es Ihnen ein wenig schwerer gefallen ist als den anderen, mich einfach meinem Schicksal zu überlassen, trotzdem ist das der Stand der Dinge. Hätten Sie aber statt Sally mich in diesem Vorgarten gefunden, dann würden Sie jetzt mit Sicherheit Terry für den Täter halten, und dieser Mann wäre ungeschoren davongekommen.«
    Cross beugte sich zu mir herüber und legte eine Hand auf meinen Oberarm.
    »Abbie, wie ich schon gesagt habe, werden wir in Ihrem Fall unverzüglich weiterermitteln, sobald uns neues Beweismaterial vorliegt. Das versteht sich von selbst. Und wenn Ihre Freundin …«
    »Jo.«
    »Wenn Jo in den nächsten Tagen nicht auftaucht, sollten Sie sich auf jeden Fall wieder bei mir melden. Was Ihre Aussage betrifft, tu ich sie keineswegs als Lügengeschichte ab. Wir haben Sie auch nicht einfach Ihrem Schicksal überlassen, wie Sie es ausdrücken, wir hatten lediglich keine Beweise – außer dass Sie Ihr Freund, Terry Wilmott, in der Vergangenheit ein paarmal verprügelt hatte und es kurz vor Ihrem Gedächtnis-Verlust ein weiteres Mal getan hat. Mehr Anhaltspunkte hatten wir nicht. Wenn wir letzte Nacht Ihre Leiche gefunden hätten
    – was Gott sei Dank nicht der Fall war –, dann wäre Terry vielleicht sogar der Täter gewesen. Ist Ihnen dieser Gedanke schon einmal durch den Kopf gegangen? Meiner Meinung nach können Sie froh sein, dass Sie ihn rechtzeitig losgeworden sind.«
    »Aber was ist mit meinem Verschwinden? Wollen Sie das auch ihm in die Schuhe schieben? Er hat ein Alibi, oder haben Sie das vergessen?«
    Cross’ Miene verhärtete sich. »Er hat nur eine Geschichte, die zu stimmen scheint, das ist alles. Dieser ganze Fall bestand bisher nur aus Geschichten, einer Menge Geschichten. Jetzt aber haben wir es mit einer Frauenleiche zu tun, sie lag nur ein paar Meter von der Haustür des Mannes entfernt, der Sie mehrfach verprügelt hat.«
    Ich stieg aus, beugte mich aber noch einmal zu ihm in den Wagen. Sein Gesicht war von den Straßenlampen schwach beleuchtet. »Morgen wird Sallys Name in der Zeitung stehen. Dann wird er es wissen und wieder hinter mir her sein, aber am Ende werden Sie erkennen, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Ich habe eine Möglichkeit, es Ihnen zu beweisen.«
    »Und die wäre?«
    »Sie werden es wissen, wenn Sie meine Leiche finden.
    Ich werde erwürgt in irgendeinem Graben liegen, und Terry wird immer noch in Untersuchungshaft sitzen. Dann wird es Ihnen Leid tun.«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es würde mir Leid tun.«
    Ich knallte die Tür so heftig zu, dass der ganze Wagen bebte.

    18
    Ich blickte zu Jos Fenster hinauf. Es brannte kein Licht, die Wohnung wirkte dunkel und verlassen. Während ich den Schlüssel ins Schloss schob, stellte ich mir vor, wie ich die ganze Nacht dort oben sitzen würde, Sallys Leiche vor Augen, darauf wartend, dass es endlich Morgen wurde. Vielleicht sollte ich besser wieder zu Sadie gehen oder zu Sam oder Sheila. Allein der Gedanke erfüllte mich mit Verzweiflung. Ich würde ihnen alles erzählen müssen, was sich inzwischen ereignet hatte, und das war einfach zu viel. Obwohl es nur ein paar Tage zurücklag, dass

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