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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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nicht.«
    Ben stand reglos wie ein Statue vor mir – allerdings eine Statue mit einem Damenslip in der Hand. Ich entriss ihm das Ding.
    »Morgen rufe ich bei der Polizei an«, erklärte er.
    »Inzwischen müssten Jos Eltern zurück sein. Wir werden nachher mit ihnen sprechen, und falls sie keine guten Nachrichten für uns haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als Jo als vermisst zu melden.«
    Ich legte meine Hand auf seine. »Danke, Ben.«
    »Ist das Whisky?«, fragte er. Sein Blick war auf mein Glas gefallen. Beziehungsweise sein Glas, streng genommen.
    »Ja, du musst entschuldigen«, sagte ich. »Ich brauchte ganz dringend was für meine Nerven.«
    Er griff nach dem Glas und nahm einen Schluck. Seine Hand zitterte.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Erinnerst du dich, dass du vorhin zu mir gesagt hast, wir hätten uns vielleicht zum falschen Zeitpunkt kennen gelernt? Ich hoffe, du hast damit Unrecht. Für mich fühlt sich das mit uns beiden sehr richtig an, und zwar in vielerlei Hinsicht. Ich fürchte nur, dass ich nicht der Typ bin, der in der Lage sein wird, dich mit den Fäusten zu verteidigen oder sich vor dich zu werfen, wenn jemand auf dich schießt. Im Grunde meines Herzens bin ich ein ziemlicher Angsthase um ehrlich zu sein.«
    Ich küsste ihn, und unsere Hände fanden sich.
    »Die meisten Menschen würden das nie zugeben«, sagte ich.
    »Sie würden sich nur eine Ausrede einfallen lassen, um mich nicht im Haus haben zu müssen. Aber im Moment interessiert mich eigentlich nur dein Plan.«
    »Was für ein Plan?«
    »Er ging damit los, dass du mir die Schultern waschen wolltest. Den Waschteil können wir gerne weglassen.«
    »Oh, der Plan«, sagte er grinsend.

    22
    »Weißt du, ich bin heute Morgen schon früh aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen, und da habe ich nachgedacht. Du kennst das bestimmt, wenn man in der Dunkelheit liegt und die Gedanken durch den Kopf wirbeln? Wie auch immer, die Situation ist Folgende: Er ist hinter mir her, aber irgendwie bin ich auch hinter ihm her. Ich muss ihn kriegen, bevor er mich kriegt. Meinst du nicht auch?« Ich saß an Bens Küchentisch, bekleidet mit einem T-Shirt von ihm, und tauchte gerade eine Brioche in meinen Kaffee. Draußen war alles mit Raureif überzogen.
    In der Küche roch es nach frischem Brot und Hyazinthen.
    »Vielleicht hast du Recht«, meinte er.
    »Was weiß er über mich? Er kennt meinen Namen. Er weiß, wie ich aussehe, zumindest ungefähr, wo ich bis vor ein paar Wochen gelebt habe, wo ich bis gestern gewohnt habe, wo ich arbeite beziehungsweise gearbeitet habe.
    Und was weiß ich über ihn?« Ich hielt einen Moment inne, um einen Schluck Kaffee zu trinken. »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Gar nichts. Nicht das Geringste. Ich habe nur einen einzigen Vorteil: Er weiß nicht, dass ich weiß, dass er mir auf den Fersen ist. Er glaubt, er kann sich einfach von hinten an mich heranschleichen, aber in Wirklichkeit spielen wir das Kinderspiel, bei dem man um den Baum herumläuft und sich gegenseitig fängt und gleichzeitig voreinander davonläuft. Ihm ist nicht klar, dass ich weiß, dass er es nach wie vor auf mich abgesehen hat. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Abbie …«

    »Da ist noch etwas. Ich folge nicht nur ihm – oder plane, ihm zu folgen, sobald ich einen Ausgangspunkt gefunden habe –, nein, ich folge auch mir selbst, der Abbie, an die ich mich nicht erinnern kann. Ich wandle sozusagen auf meinen eigenen Spuren.«
    »Nicht so schnell, ich …«
    »Vielleicht habe ich es nicht richtig ausgedrückt, aber ich gehe davon aus, dass die Abbie, an die ich mich nicht erinnern kann, bereits versucht hat, Jo zu finden. Das habe ich bestimmt getan, meinst du nicht auch? Wenn ich es jetzt tue, dann habe ich es sicher auch schon damals getan.
    Hältst du das nicht für plausibel? Das ist es, was mir heute Morgen durch den Kopf gegangen ist.«
    »Wann bist du aufgewacht?«
    »Gegen fünf, glaube ich. Mir schwirrte so vieles im Kopf herum. Was ich jetzt brauche, ist ein konkreter Beweis, den ich Cross bringen kann. Dann werden sie endlich anfangen zu ermitteln. Wenn ich also meinen eigenen Spuren folge, die aller Wahrscheinlichkeit nach Jos Spuren folgen, dann lande ich am Ende vielleicht wieder dort, wo ich beim letzten Mal gelandet bin.«
    »Was sich nach keiner guten Idee anhört, wenn man bedenkt, was passiert ist.«
    »Der Haken an der Sache ist natürlich, dass ich meinen Spuren nicht folgen kann, weil ich

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