In seiner Hand
offen.«
Die beiden Männer wechselten einen Blick.
Nach einer knappen Stunde war Ben zurück, einer Stunde, in der ich ein ganzes Glas Whisky trank und nervös Bens Zeitschriften durchblätterte. Als er hereinkam, sah er aus, als hätte er seine Weihnachtseinkäufe erledigt. Er ließ die prall gefüllten Plastiktüten auf den Boden fallen.
»Jetzt hat Scud etwas gut bei mir«, meinte er.
»Warum? Was ist passiert?«
»Immerhin habe ich ihn seiner Gattin und seinen Kindern entrissen und dazu angestiftet, gemeinsam mit mir die Wohnung einer Frau zu durchwühlen, die er gar nicht kennt. Und womöglich habe ich ihn dabei auch noch in kriminelle Aktivitäten verwickelt.«
»Wie meinst du das?«
»Jos Wohnungstür war offen. Gewaltsam aufgebrochen.«
»Aber es war doch die Kette vorgehängt.«
»Jemand muss sie eingetreten haben. Der ganze Türrahmen war kaputt.«
»Lieber Himmel!«
»Ja. Wir wussten nicht so recht, was wir tun sollten. Es ist wahrscheinlich nicht legal, am Ort eines Verbrechens herumzustöbern und Sachen einzupacken, die einem nicht gehören.«
»Er ist eingebrochen«, murmelte ich gedankenverloren vor mich hin.
»Ich glaube, ich habe alles«, fuhr Ben fort. »Deine Kleider, in erster Linie. Außerdem die Dinge, die du sonst noch wolltest. Deine Papiere, Sachen aus dem Bad.
Allerdings ohne Garantie, dass nicht ein Teil davon Jo gehört. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger legal erscheint mir die ganze Sache.«
»Großartig«, antwortete ich zerstreut. Ich hatte ihm bloß mit einem Ohr zugehört.
»Und hier ist das Foto von Jo, um das du gebeten hast.«
Er legte es auf den Tisch, und wir betrachteten es beide schweigend.
»Ich nehme an«, sagte Ben schließlich, »du weißt im Moment nicht, wo du hin sollst, und ich möchte auch keine große Sache daraus machen, aber du kannst gerne hier bleiben. So lange du magst.«
Ich musste schlucken. »Bist du sicher?«, fragte ich. »Du brauchst dich nicht verpflichtet fühlen, mir das anzubieten, nur weil ich mich gerade in dieser misslichen Lage befinde. Ich könnte sicher auch anderswo unterkommen.«
»Sei nicht albern.«
»Ich gefalle mir gar nicht in der Rolle der bemitleidenswerten, bedürftigen Frau, die sich einem Mann aufdrängt, der zu höflich ist, um sie wieder hinauszukomplimentieren.«
Er hob abwehrend die Hand. »Hör auf«, sagte er. »Halt einfach den Mund. Lass uns lieber schauen, wo wir die Sachen unterbringen.«
Gemeinsam fingen wir an, das seltsame Sortiment durchzugehen, das sich in den letzten paar Tagen angesammelt hatte.
»Ich wollte noch etwas sagen«, fuhr er fort, während er meine Unterwäsche sortierte. »Zumindest wollte ich die Möglichkeit ansprechen, dass es sich bei der Sache um einen normalen Einbruch gehandelt haben könnte.«
»Und was ist mit dem Typen, der bei mir in der Arbeit angerufen und sich als mein Vater ausgegeben hat?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht irgendeine Art von Missverständnis. Möglicherweise war das, was du an der Tür gehört hast, tatsächlich ein Einbrecher. Es kommt öfter vor, dass sie erst klingeln, um festzustellen, ob jemand zu Hause ist. Du hast nicht reagiert, ganz wie es deine Art ist, woraufhin der Übeltäter davon ausgeht, dass niemand da ist und einbricht. Das passiert in der Gegend öfter. Erst vor ein paar Tagen haben Freunde von mir, die gleich da um die Ecke wohnen, mitten in der Nacht ein lautes Krachen gehört. Als sie nach unten liefen, mussten sie feststellen, dass genau das Gleiche passiert war.
Jemand hatte die Tür eingetreten und sich eine Tasche und eine Kamera geschnappt. Vielleicht war es in deinem Fall ähnlich.«
»Hat etwas gefehlt?«
»Schwer zu sagen. Ein paar Schubladen standen offen.
Der Videorekorder war noch da.«
»Hmmm.« Ich war immer noch skeptisch.
Ben sah mich stirnrunzelnd an. Er schien angestrengt über etwas nachzudenken. »Was möchtest du heute zum Abendessen?«, fragte er schließlich.
Das gefiel mir. Mehr als das, ich war völlig begeistert.
Mitten in dem Chaos, das in meinem Leben gerade herrschte, stellte er mir diese Frage, als würden wir wie ein Paar zusammen leben. Was wir im Moment ja eigentlich auch taten.
»Egal«, antwortete ich. »Was du hast. Aber um noch mal auf deinen Einwand zurückzukommen: Jo ist verschwunden, ein Typ verschafft sich unter einem falschen Namen meine Adresse, ich höre jemanden an der Tür. Ich springe hinten aus dem Fenster, und er bricht ein.
So viele Zufälle gibt es
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