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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Ich glaube allerdings, sie haben ihn nur freigelassen, weil sie es gesetzlich nicht mehr vertreten konnten, ihn noch länger einzusperren.«
    »Gott sei Dank. Ist er wieder viel auf der Piste?«
    »Könnte man sagen. Er hat versucht, dich zu erreichen.«
    »Ich werde ihn anrufen. Jetzt gleich. Demnach steht er immer noch unter Verdacht, oder wie?«
    »Ich weiß es nicht. Er war nicht gerade in Höchstform, als ich mit ihm gesprochen habe. Ich glaube, er hatte schon einiges intus.«
    »Sadie, ich muss jetzt aufhören. Ich werde gleich Terry anrufen. Und ich komme dich bestimmt bald besuchen, ganz bald.«
    »Tu das.«
    »Geht es Pippa gut?«
    »Ja. Sie ist wundervoll.«
    »Ich weiß. Du auch, Sadie.«
    »Was?«
    »Wundervoll. Du bist wundervoll. Ich bin froh, Freunde wie euch zu haben. Sag allen, dass ich sie liebe.«
    »Abbie?«
    »Allen. Sheila und Guy und Sam und Robin und – na ja, einfach allen. Wenn du sie siehst, dann sag ihnen, dass ich
    …« In dem Moment fiel mein Blick auf den Spiegel über dem Kamin. Ich fuchtelte hysterisch mit der Hand herum, wie eine Opernsängerin. »Na ja, du weißt schon. Richte ihnen zumindest ganz liebe Grüße aus.«
    »Geht es dir wirklich gut?«
    »Das ist alles so seltsam, Sadie.«
    »Hör zu …«
    »Ich muss aufhören. Ich ruf dich wieder an.«

    Ich wählte Terrys Nummer, ließ es sehr lange klingeln.
    Gerade, als ich auflegen wollte, ging er ran.
    »Hallo?« Seine Stimme klang undeutlich.
    »Terry? Ich bin’s, Abbie.«
    »Abbie«, sagte er. »O Abbie!«
    »Sie haben dich gehen lassen.«
    »Abbie«, wiederholte er.
    »Es tut mir so Leid, Terry. Ich habe Ihnen gesagt, dass du es nicht gewesen sein kannst. Hat dein Dad dir erzählt, dass ich angerufen habe? Das mit Sally tut mir so Leid.
    Ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid mir das tut.«
    »Sally«, sagte er. »Sie dachten, ich hätte sie umgebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Bitte«, sagte er.
    »Was? Was kann ich tun?«
    »Ich muss dich sehen. Bitte, Abbie.«
    »Das ist im Moment schwierig.« Ich konnte nicht in seine Wohnung – womöglich wartete er dort auf mich.
    Die Haustür ging auf, und Ben kam mit zwei Tragetüten herein.
    »Ich rufe dich gleich noch mal an«, sagte ich. »In ein paar Minuten. Geh nicht weg.« Nachdem ich aufgelegt hatte, drehte ich mich zu Ben um und erklärte: »Ich muss mich mit Terry treffen. Er hört sich fürchterlich an, und das ist alles nur meinetwegen. Ich bin es ihm schuldig.«
    Seufzend stellte er die Tüten ab. »Und ich habe ein romantisches Abendessen für zwei geplant. Schön blöd!«
    »Mir bleibt keine andere Wahl, oder? Verstehst du das?«
    »Wo?«
    »Wo was?«
    »Wo willst du dich mit ihm treffen?«
    »Nicht in seiner Wohnung, soviel steht fest.«
    »Hier?«
    »Das fände ich irgendwie seltsam.«
    »Seltsam? Na dann – seltsame Sachen sind ja gar nicht unser Ding, stimmt’s?«
    »Ein Café oder so was wäre besser. Kein Pub – er klingt sowieso schon betrunken genug. Wo kann man hier in der Nähe hingehen?«
    »In der Belmont Avenue gibt es was, am Park am Ende der Straße. Das Soundso-Diner.«
    »Ben?«
    »Was?«
    »Kommst du mit?«
    »Ich fahre dich hin und warte im Wagen.«
    »Ich bin dir dafür sehr dankbar.«
    »Dann ist es jede Mühe wert«, antwortete er trocken.

    Fünfundvierzig Minuten später saß ich in besagtem Diner (es hieß einfach nur The Diner), trank Cappuccino und beobachtete die Tür. Terry kam zehn Minuten später. Er war in einen alten Überzieher gehüllt und trug eine Wollmütze. Sein Gang wirkte etwas unsicher, sein Gesichtsausdruck wild.
    Er kam an meinen Tisch und ließ sich etwas zu laut nieder. Als er seine Mütze abnahm, sah ich, dass sein Haar leicht fettig glänzte und seine Wangen zwar von der Kälte oder vom Alkohol gerötet waren, ansonsten aber ungewohnt eingefallen aussahen.
    »Hallo Terry«, begrüßte ich ihn und legte meine Hände auf seine.
    »Dein Haar wird wieder länger.«
    »Tatsächlich?«
    »O mein Gott!« Er schloss die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Oh, ich bin so fertig! Ich könnte hundert Stunden durchschlafen.«
    »Was darf ich dir bestellen?«
    »Kaffee.«
    Ich winkte der Kellnerin.
    »Einen doppelten Espresso und noch mal einen Cappuccino.«
    Terry zündete sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an und nahm sofort einen langen, tiefen Zug, was sein Gesicht noch eingefallener aussehen ließ.
    »Ich habe der Polizei gesagt, dass du es nicht warst, Terry. Und wenn du möchtest, spreche ich auch mit

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