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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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versuchte klar zu denken, aber es fiel mir schwer. Jedenfalls hatte die arme Jo ihre Katze hier nicht bekommen, so viel war klar.
    »Tut mir Leid, Mr. Slater«, sagte ich. »Arnold. Ich möchte einfach nur eine Katze.«
    »Das behaupten sie alle.«
    »Wer?«
    »Die Frau auf dem Bild.«
    »Gott sei Dank!«, sagte ich zu mir selbst.
    »Sie wollen alle eine Katze, und es muss unbedingt gleich heute sein. Es kann auf keinen Fall bis morgen warten.«
    »Ich kenne dieses Gefühl. Man setzt sich etwas in den Kopf, und sei es nur ein Hamburger, und dann muss man einfach einen haben. Vorher kann man keine Ruhe geben.«
    »Einen Hamburger?«
    »Hören Sie, Mr. Slater, wenn ich zu Ihnen käme und Sie wegen einer Katze fragen würde, was ich ja in der Tat getan habe, und Sie zu mir sagen würden, dass Ihre nicht zu verkaufen sind, was sie ja tatsächlich nicht sind – was würden Sie mir dann empfehlen? Wohin würden Sie mich schicken?« Arnold Slaters Blick war immer noch auf Jos Foto gerichtet. Ich steckte es wieder in meine Tasche.
    »Arnold«, sagte ich, diesmal leiser und drängender.
    »Wohin haben Sie sie geschickt?«
    »Wer war die andere?«
    Er musterte mich jetzt aufmerksamer. Womöglich dämmerte ihm allmählich, dass er mich schon einmal gesehen hatte.
    Ich zögerte einen Moment, aber es hatte keinen Sinn.
    Mir fiel keine Möglichkeit ein, ihm eine Antwort zu geben, die auch nur annähernd an die Wahrheit herankam.
    »Das spielt keine Rolle. Es ist keine große Sache, Arnold. Es geht nur um eine Katze. Ich möchte nur wissen, wo Sie die Frau hingeschickt haben.«
    »Es gibt Zoohandlungen«, antwortete er. »Anzeigen in der Zeitung. Das ist der beste Weg.«
    »Oh«, sagte ich. War es das? Eine Sackgasse?
    »Ich habe sie zu einem Laden hier in der Nähe geschickt, gleich um die Ecke.«
    Ich biss mir auf die Lippe und versuchte ruhig zu bleiben, als wäre das alles total unwichtig.
    »Haben Sie noch mal etwas von ihr gehört?«, fragte ich.
    »Ich habe sie lediglich weitergeschickt.«
    »Dann hat sie ihre Katze wahrscheinlich bekommen.«
    »Keine Ahnung. Ich habe nichts mehr von ihr gehört.«
    »Jedenfalls klingt es, als wäre es die richtige Adresse für mich«, fuhr ich fort. »Eine gute Adresse, wenn man auf der Suche nach einer Katze ist.«
    »So genau weiß ich das auch nicht«, antwortete er.
    »Aber es ist gleich um die Ecke. Sie verkaufen dort alles Mögliche. In der Weihnachtszeit hauptsächlich Weihnachtsbäume. Ich habe dort Brennholz für meinen Kamin erstanden. Er hat es mir geliefert. Er hatte ein paar kleine Kätzchen. Ich wusste allerdings nicht, ob sie schon weg waren.«
    »Wie heißt der Laden, Arnold?«
    »Er hat keinen Namen. Erst war es eine Gemüsehandlung, aber nachdem sie die Ladenmiete erhöht hatten, waren mehrere andere Geschäfte drin, und dann kam Vic Murphy.«
    »Vic Murphy«, wiederholte ich.
    »Stimmt. Ich habe sie zu Vic geschickt. Aber auf dem Schild draußen steht immer noch Gemüsehandlung. Nein, nicht Gemüsehandlung. Buckley’s Fruit and Vegetable .«
    »Wie komme ich da hin?«
    »Es sind bloß zwei Minuten zu gehen.«
    Allerdings dauerte es länger als zwei Minuten, bis Arnold mir den Weg erklärt hatte und ich ihn mit seinen Katzen und seiner verwirrten Miene zurücklassen konnte.
    Wahrscheinlich dachte er immer noch über das Foto nach und fragte sich, was um alles in der Welt ich wohl im Schilde führte. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Es war erst kurz nach halb sieben. Ich würde nichts Leichtsinniges tun. Ich würde nur dort hingehen und aus sicherer Entfernung einen Blick auf den Laden werfen.
    Schließlich sah ich inzwischen völlig anders aus. Mir würde nichts passieren. Trotzdem hatte ich ein beklemmendes Gefühl in der Brust, das mich nach Luft ringen ließ.
    Um zu dem Laden zu gelangen, musste ich eine lange, triste Straße entlanggehen, vorbei an Häusern, deren Türen und Fenster zum größten Teil mit Brettern vernagelt waren. Ich kannte die Straße. Zuerst dachte ich, ein Teil meines verlorenen Gedächtnisses käme zurück, doch dann sah ich das Schild mit dem Straßennamen. Tilbury Road.
    Von hier war mein Wagen abgeschleppt worden.
    Obwohl es in erster Linie eine Wohnstraße war, gab es ein paar schäbige Läden. Eine Wäscherei, ein kleines Lebensmittelgeschäft mit Ständern voll Gemüse und Obst vor der Tür, ein Wettbüro und Buckley’s Fruit and Vegetable Shop. Er war geschlossen. Sehr geschlossen.
    Ein grünes Metallgitter war heruntergezogen, und es

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