In seiner Hand
vorkam. Fragte er sich auch gerade, ob er mich schon einmal gesehen hatte?
»Hallo«, begrüßte ich ihn in fröhlichem Ton. »Sind Sie Arnold Slater? Ich habe gehört, dass Sie eventuell eine Katze zu verkaufen haben.«
»Herrgott noch mal!«, gab er zurück.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Haben Sie keine Katzen?«
Er schlurfte ein Stück zur Seite, um mich eintreten zu lassen.
»Doch, ein paar«, antwortete er mit einem kehligen Lachen.
»Kommen Sie herein.«
Ich warf einen Blick auf die dünnen, sehnigen Handgelenke, die aus seinem Regenmantel herausragten, überzeugte mich noch einmal davon, dass dieser Mann keine Gefahr für mich darstellte. Erst dann trat ich ein.
»Ich habe in der Tat Katzen«, erklärte er. »Darf ich vorstellen? Merry, Poppy und Cassie. Und das da drüben, das ist Prospero.«
Wie aufs Stichwort schoss eine senffarbene Gestalt den Gang hinunter und verschwand in der Dunkelheit.
Plötzlich hatte ich das Bild einer geheimen Gesellschaft vor Augen, ein Freimaurerbund etwa, in dem alle über London verteilten Katzennarren zusammengeschlossen waren, durch ihre Obsession miteinander verbunden wie die geheimen Flüsse unter der Stadt.
»Schöne Namen«, bemerkte ich.
»Katzen haben ihre eigenen Namen«, erklärte er. »Man muss sie nur erkennen.«
Mir war, als hätte ich Fieber. Seine Worte schienen von weit weg zu kommen und lange Zeit zu brauchen, bis sie mich erreichten. Ich fühlte mich wie jemand, der zu viel getrunken hatte, sich das aber nicht anmerken lassen wollte. Ich bemühte mich nach Kräften, eine fröhliche junge Frau zu spielen, die ganz versessen darauf war, ein Gespräch über Katzen zu führen.
»Katzen sind ein bisschen wie Kinder, nehme ich an.«
Er warf mir einen pikierten Blick zu.
»Nein, nicht wie Kinder. Jedenfalls nicht wie meine Kinder. Im Gegensatz zu denen können sie nämlich auf sich selbst aufpassen.«
Mir schwirrte der Kopf, und ich trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
»Die Leute in der Kirche haben mich an Sie verwiesen.
Sie haben gesagt, Sie hätten Katzen zu verkaufen.«
Wieder lachte er so heiser, als wäre etwas in seinem Hals stecken geblieben.
»Ich habe keine Katzen zu verkaufen. Warum sollte ich eine verkaufen wollen? Wie kommen die Leute bloß immer auf diese Idee?«
»Unter anderem darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.
Waren noch andere Leute hier, die Ihnen eine Katze abkaufen wollten?«
»Die sind doch alle verrückt. Nur weil ich ihnen mal eine Katze abgenommen habe, schicken sie jetzt dauernd Leute zu mir, als wäre hier eine Zoohandlung.«
»Welche Leute?«
»Törichte Frauenzimmer, die unbedingt eine Katze wollen.«
Ich zwang mich zu einem Lachen.
»Sie meinen, hier sind schon öfter Frauen aufgetaucht, die eine Katze kaufen wollten? Wie viele denn?«
»Zwei. Ich habe beiden gesagt, dass meine Katzen nicht zu verkaufen sind.«
»Das ist ja lustig«, sagte ich so beiläufig, wie es mir möglich war. »Ich glaube nämlich, dass es sich bei einer von den Frauen, die man zu Ihnen geschickt hat, möglicherweise um eine Freundin von mir gehandelt hat.
War es vielleicht diese hier?«
Ich hatte das Foto von Jo schon die ganze Zeit in meiner Jackentasche bereitgehalten. Nun zog ich es heraus und zeigte es Arnold. Einen Moment lang starrte er mich verwirrt an, dann wurde sein Blick misstrauisch.
»Was soll das? Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich habe mich nur gefragt, ob sie vielleicht eine von den Frauen war, die auf der Suche nach einer Katze zu Ihnen gekommen sind.«
»Warum wollen Sie das wissen? Ich dachte, Sie wollten eine Katze? Sind Sie von der Polizei oder so was?«
Meine Gedanken purzelten durcheinander, ich konnte fast hören, wie mein Gehirn in meinem Kopf vor Anstrengung summte. Ich fühlte mich total gehetzt, auf der Flucht vor und gleichzeitig auf der Jagd nach etwas, und nun musste ich mir auch noch eine halbwegs plausible Erklärung einfallen lassen, um diesem Mann begreiflich zu machen, was um alles in der Welt ich von ihm wollte.
»Ich bin auch auf der Suche nach einer Katze«, sagte ich.
»Ich wollte nur sicherstellen, dass ich tatsächlich da gelandet bin, wo meine Freundin war.«
»Warum fragen Sie sie nicht selbst?«
Am liebsten hätte ich laut losgeschrien. Verdammt noch mal, warum war er so begriffsstutzig? Ich musste einfach in das nächste Quadrat dieses lächerlichen Spiels gelangen, das ich da gerade spielte, und er war der Einzige, der mir dabei helfen konnte. Ich
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