In sündiger Silvesternacht
Dann ging er sich zu Fiona hinüber, die auf der Beifahrerseite ausgestiegen war. „Lass uns mal sehen, welches Licht General Eddinger auf diesen Fall werfen kann.“
General Myra Eddinger war ganz anders, als Fiona sie sich vorgestellt hatte. Jetzt stand sie vor einer mittelgroßen molligen Frau mit einem runden Gesicht, auf dem sich schon ein paar feine Falten abzeichneten. Ihr lockiges rotes Haar trug sie gerade lang genug, um es sich hinter die Ohren schieben zu können. Durch die kurzen Nachforschungen, die Fiona gestern Abend auf ihrem Laptop angestellt hatte, wusste sie, dass Eddinger mit einem Arzt aus dem Walter Reed Hospital verheiratet war und zwei erwachsene Söhne hatte.
General Eddingers Händedruck war herzlich und ihr Lächeln wurde noch breiter, als sie die Schachtel entdeckte, die D. C. bei sich hatte. Sie blinzelte Fiona zu. „Captain Campbell weiß, wie man mein Herz gewinnt.“
Sie nahm den Karton entgegen und stellte ihn auf ein niedriges Sideboard neben ihrem Schreibtisch. Dann drehte sie den Ton eines Fernsehgerätes lauter. „Das möchten Sie bestimmt hören.“
Auf dem Bildschirm war Captain Natalie Gibbs-Mitchell zu sehen, die gerade in eine Reihe von Mikrofonen sprach. Der Commissioner stand auf ihrer rechten Seite und Chance links von ihr. Als die Kamera zurückfuhr, entdeckte Fiona neben Chance noch eine andere Frau. Sie war groß, apart und hatte schon ein paar graue Strähnen in ihrem Haar.
Gekonnt fasste Natalie die Ereignisse vom Vorabend zusammen. Dann stellte sie die Frau auf Chance linker Seite als Dr. Regina Meyers vor.
„Das ist also die Frau, die seit zehn Jahren Sprecherin von Gregory Shalnokov ist“, äußerte Fiona leise.
„Ja“, sagte Myra Eddinger. „Sie macht ihren Job gut. Dieser Nachrichtenclip läuft seit einer Stunde immer wieder, und sie versichert der Öffentlichkeit, dass die Ausstellung wie vorgesehen bis zum dreiundzwanzigsten geöffnet bleiben wird. Nach diesem Vorfall werden die Besucherzahlen Rekordniveau erreichen.“
Fiona sah ein Foto von sich auf dem Bildschirm erscheinen, während Natalie sie als die Leiterin der Ermittlungen bekannt gab.
Als der Nachrichtensender eine neue Story brachte, schaltete General Eddinger das Gerät ab und bot ihnen zwei Plätze an einem kleinen Besprechungstisch an. Ihre Miene wurde ernst, während sie sich ihnen gegenüber setzte und die Hände aneinander legte. „Wie geht es Amanda? Alles was ich von der Stationsschwester erfahren konnte ist, dass die Röntgenaufnahmen und ein CAT einen Schädelbruch zeigen und sie wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung hat. Aber ihr Zustand ist stabil.“
D. C. erzählte seiner Vorgesetzten von ihrem Besuch bei Private Hemmings.
„Gedächtnisverlust“, wiederholte General Eddinger nachdenklich. Dann runzelte sie die Stirn und begann mit den Fingern einer Hand auf den Tisch zu trommeln. „Ich werde meinen Mann bitten, einen Spezialisten hinzuzuziehen.“
„Sie könnte das vortäuschen“, meinte Fiona.
Langsam schüttelte General Eddinger den Kopf. „Ich kenne Amanda Hemmings nun schon ein Jahr, und nach meiner Einschätzung ist sie durch und durch ehrlich. Sie werden herausfinden, dass sie unschuldig ist, obwohl man den Rubinov bei ihr gefunden hat.“
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“, fragte Fiona.
General Eddinger seufzte. „Zum Teil vertraue ich meinem Instinkt. Der Rest beruht auf Menschenkenntnis. Ich vermute, als Polizistin brauchen Sie auch beides.“
„Das stimmt.“
„Nun, ich kann nur hoffen, dass ich mich nicht täusche. Amanda stammt aus einem sehr behüteten Umfeld. Ihr Vater war ein gläubiger Christ. Er starb, als sie zehn Jahre alt war, und danach hat ihre Mutter zwei Jobs angenommen, um die Privatschule finanzieren zu können, die Amanda besuchte. Als ihre Mutter starb, kontaktierte das Jugendamt einen Onkel. Aber offensichtlich weigerte er sich, sie aufzunehmen.“
„Wie kam Amanda zur Army?“, erkundigte sich D. C.
„Gleich nachdem sie ihren Schulabschluss gemacht hatte, verpflichtete Amanda sich. Sie hielt das für den besten Weg, eine Collegeausbildung zu bekommen.“ Erneut legte sie die Hände aneinander. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Während des vergangenen Jahres sind Amanda und ich uns sehr nahe gekommen. Sie ist mehr als nur meine Verwaltungsangestellte. Mein Mann und ich haben sie häufig zum Abendessen zu uns nach Hause eingeladen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie in einen Diebstahl
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