In sündiger Silvesternacht
anderes.“
„Dann bist du damit einverstanden?“
„Nö.“ Er nahm sie beim Arm und zog Fiona hinter eine hohe Hecke, die eine Zufahrt vom Nachbarhaus abgrenzte.
„Lewen wohnt ein Haus weiter.“
„Das weiß ich. Ich will bloß etwas nachsehen.“
Fiona verkniff es sich, zu fragen, was er vorhatte und ließ sich von D. C. durch eine Lücke in der Hecke führen. Vor ihnen erstreckte sich bis zur Veranda von Professor Lewens Haus ein von Bäumen umgebener Rasen. Mit geschmeidigen Bewegungen suchte D. C. hinter den Bäumen Deckung und zog Fiona mit sich. Schließlich erreichten sie unbemerkt eine Glastür. Durch die Zweige eines Weihnachtsbaums, der hinter der Scheibe stand, konnten sie in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit einem offenen Kamin sehen.
Kathryn Lewen führte gerade Billy, Mark und Carla in den Raum und bedeutete ihnen, auf einem Sofa Platz zu nehmen. Sie setzte sich auf eine Couch gegenüber. Anders als ihre Studenten trug sie keine schwarze Kleidung, sondern einen langen braunen Rock, einen hellbraunen Pullover und bequem aussehende Pantoffeln. Ihr Haar fiel ihr in dicken Locken über die Schultern. Irgendetwas an ihr kam Fiona bekannt vor, doch sie kam nicht darauf, was es war.
„Was tun wir hier?“, flüsterte Fiona.
„Wir sammeln Informationen.“
Billy war stehengeblieben und sagte etwas, doch durch die Glastür waren seine Worte nicht zu verstehen.
„Der Baum nimmt mir teilweise die Sicht, aber ein paar Worte kann ich erkennen. Polizei, Rubinov, Verdächtige.“
„Du kannst von den Lippen lesen?“
„Ein bisschen.“
„Hast du so etwas schon öfter gemacht?“
„Während meiner schlimmen Jugendjahre. Meine Mutter könnte dir da ein paar Geschichten erzählen. Aber ihre Körpersprache ist genauso interessant. Sieh genau hin.“
Fiona betrachtete die vier Personen in dem Raum. Mark und Carla saßen da und schwiegen, genau wie in Billys Wohnung. Und wieder war Billy der Wortführer. Er wirkte ziemlich nervös.
Kathryn Lewen saß entspannt auf einem zweiten Sofa und verzog keine Miene. Fiona sah sie sich noch einmal genauer an. „Sie sieht so jung aus wie auf der Homepage, und sie erinnert mich an jemanden, aber ich komme einfach nicht darauf, an wen.“
„Noch etwas?“
„Sie ist ganz ruhig. Vollkommen gelassen, im Gegensatz zu Billy.“
„Das sind die Nerven. Er bekommt es mit der Angst. Die Person, die Amanda angegriffen hat, bekam ebenfalls leicht Angst. Was ist mit den anderen beiden?“
„Mitläufer“, meinte Fiona. „Billy ist der Sprecher.“
„Ich wette, er ist derjenige, der Amanda in den Skulpturengarten gefolgt ist, während die anderen beiden im Fluchtauto warteten.“
„Das fügt sich doch alles zu einer hübschen Theorie. Lass uns mal sehen, ob die Professorin ihr Alibi deckt. Wenn nicht, haben wir etwas in der Hand.“
„Nicht genug.“ Er nahm sie erneut beim Arm und führte Fiona um das Haus herum. Zu ihrer Verblüffung steuerte er wieder auf die Hecke zu.
„Warte mal. Wir müssen noch ihr Alibi prüfen.“
„Das werden wir. Du kannst Lewen vom Auto aus anrufen.“
„Aber wir sind doch extra …“, sie unterbrach sich, während D. C. sie durch die Hecke zog. „… hier.“
„Wir haben ihnen schon einmal Angst eingejagt. Wenn wir wenige Minuten nach ihnen vor der Tür ihrer Professorin auftauchen, werden sie denken, dass wir sie verdächtigen.“
Fiona blieb stehen und wartete, bis er sie ansah. „Und wir wollen das nicht, weil …?“
„Wir haben noch keine handfesten Beweise, um sie mit dem Raub in Verbindung zu bringen.“
Einen Augenblick lang musterte sie ihn. „Du denkst also wirklich, die Professorin wird sie decken, oder?“
„Ja. Aber dafür könnte sie mehrere Gründe haben. Sie sind ihre Studenten, und sie hat sie in ihr Haus gelassen. Ich schätze, sie wird sie vor den Schikanen der Polizei schützen wollen.“
„Selbst wenn sie gestern nicht bei ihr zu Besuch waren?“
„Besonders dann.“
„Glaubst du, sie ist ebenfalls in die Sache verwickelt?“
„Sie ist die einzige Person, die beurteilen könnte, ob Billy talentiert genug ist, um in das Sicherheitssystem der National Gallery einzudringen. Wir wollen sie nicht erschrecken. Noch nicht. Zumindest nicht bis du herausgefunden hast, an wen sie dich erinnert. Oder bis Jase etwas herausfindet.“
Während sie weiter in Richtung Auto gingen, rief D. C. seinen Bruder an und bat ihn, Kathryn Lewen, Charity Watkins und Regina Meyers gründlich zu
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