In sündiger Silvesternacht
Halskette angefertigt hat. Als ich sie dem Gemmologen zeigte, der die Echtheit des Originals bestätigte, war er über die Qualität der Nachbildung sehr erstaunt. Er nannte mir den Namen Kate McGowan. Allerdings existiert keine Akte über sie, und wir konnten sie bis jetzt noch nicht ausfindig machen.“
„Bis vor kurzem befand sich die Kette mit dem Rubinov doch noch in Shalnokovs privater Sammlung“, überlegte D. C. laut. „Müsste nicht selbst der geschickteste Handwerker sie mit eigenen Augen gesehen haben, um eine Kopie davon herzustellen?“
Er ist wirklich gut, dachte Fiona. Diesen Aspekt des Falls hatte sie sich noch gar nicht bedacht. „Ihr habt doch gesagt, die Halskette sollte vor zwei Jahren bei Christie’s versteigert werden. Jemand hätte sie damals studieren können. Es muss doch einen Katalog mit Bildern gegeben haben.“
Chance öffnete eine der Akten, entnahm ihr ein paar Fotos und breitete sie auf dem Tisch aus.
Auf Fiona wirkten die Bilder sehr detailgetreu. Doch sie dachte auch an den Abend, als sie die echte Halskette in der Hand gehalten und nahe am Körper getragen hatte. „Die Aufnahmen sind sehr gut, aber sie anzusehen reicht nicht. Man muss den Schmuck in der Hand halten, sein Gewicht spüren, die Arbeitsweise des Künstlers genauer betrachten, um ihn exakt nachzubilden.“
„Genau“, sagte D. C. „Und das bringt uns wieder auf Shalnokov. Er besitzt den Rubinov seit zehn Jahren.“
Chance tippte auf die zweite Akte. „Darin ist alles, was wir über ihn herausgefunden haben. Als ich ihn heute Morgen angerufen haben, sagte er, er kenne keine Kate McGowan.“
„Wie hat er die Nachricht von dem missglückten Diebstahl aufgenommen?“, wollte Fiona wissen.
„Ich würde seine Reaktion als stoisch beschreiben, und er war äußerst höflich. Kein Anzeichen von Schock oder Aufregung, obwohl er den Rubinov beinahe verloren hätte.“
„Vielleicht war er gar nicht überrascht“, meinte D. C. „Immerhin besteht die Möglichkeit, dass er irgendwie in die Sache verwickelt ist. Wie schätzt du ihn ein, Chance?“
„Ich bin ihm nur einmal kurz begegnet. Im Grunde stimme ich jedem Punkt in dieser Akte zu. Gregory Shalnokov ist ein reicher Exzentriker, der genug Geld hat, um sich seine eigene Welt zu erschaffen.“
„Und wenn ihm jemand in die Quere kommt?“, wollte D. C. wissen.
„Nach meiner Erfahrung kommen Leute wie Shalnokov nicht gut mit Störungen zurecht. Er will niemanden sehen und beharrt darauf, dass Dr. Meyers alles Notwendige regeln könne. Morgen früh treffe ich mich mit ihr, um den Rücktransport des Rubinov in die Sammlung zu besprechen.“
„Ich habe übrigens Arthur Franks überprüfen lassen“, ergriff Natalie das Wort. „Der Sicherheitschef im Cumberland Gefängnis war sehr hilfsbereit. Franks sitzt seit drei Jahren, und er ist ein mustergültiger Häftling. Der einzige Besuch, den er in den letzten Monaten hatte, war seine Großnichte Amanda im Oktober.“
„Niemand sonst hat ihn besucht?“, erkundigte sich Fiona.
Natalie schüttelte den Kopf.
Fiona trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Vielleicht hat Arthur Franks seine Großnichte und seinen Enkel beraten, damit sie in die National Gallery einbrechen konnten.“
„Dazu hätte ein Besuch aber niemals ausgereicht“, meinte D. C.
„Gab es irgendwelche Telefonanrufe oder E-Mails?“, fragte Fiona weiter.
Erneut schüttelte Natalie den Kopf. „Das habe ich überprüft. Franks telefoniert nicht, und er besitzt nicht einmal ein E-Mail-Postfach. Ich denke, die Spur zu ihm ist nicht heiß genug, um sie weiter zu verfolgen. Lasst uns abwarten, wie Amanda Hemmings morgen auf den Rubinov reagiert.“
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden.
10. KAPITEL
Das Letzte, was Fiona erwartet hatte war, dass sie an diesem Abend an ihrer Küchentheke sitzen und D. C. beim Kochen zusehen würde. Natalie und Chance hatten sie ins ‚Blue Pepper‘ einladen wollen. Doch D. C. hatte erklärt, sie müssten sich unbedingt noch auf den nächsten Tag vorbereiten.
Damit hatte er durchaus recht, denn sie mussten noch die Akten durcharbeiten, die Chance ihnen gegeben hatte. Aber Fiona hatte nicht damit gerechnet, dass D. C.s Vorstellungen von einer gründlichen Vorbereitung auch etwas mit Essen zu tun haben würden.
Nachdem sie die Polizeidienststelle verlassen hatten, war er schnurstracks zu einem Lebensmittelmarkt gefahren. Bei dem Gedanken an diesen Einkauf wurde ihr jetzt noch ganz schwindelig. Er hatte
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