In sündiger Silvesternacht
an den Kerl, von dem Sie gesagt haben, er werde wegen eines halbstündigen Termins nachfragen? Der war überhaupt nicht glücklich darüber, dass er keinen bekommt.“
„Dann muss er lernen, mit Enttäuschungen umzugehen.“ Ty dachte an seine Mutter. Er musste sie zurückrufen, auch wenn ihm davor graute.
Mist.
„Er ist in Ihrem Büro.“ Lucy seufzte.
Ty schloss einen Moment die Augen und zählte bis zehn. „Verdammt, Lucy, was haben Sie sich dabei gedacht?“
Entschuldigend hob sie die Schultern. „Er ist einfach an mir vorbeigestürmt. Ich schwöre, ich hätte die Polizei rufen müssen, um ihn aufzuhalten, und ich dachte, das würden Sie vielleicht nicht wollen.“
„Nein.“ Er atmete tief durch. „Ist schon okay, ich bin Ihnen nicht böse. Über diesen Besucher ärgere ich mich dagegen umso mehr.“
„Es tut mir ehrlich leid, Sir.“
„Schon in Ordnung, Lucy.“ Er konnte sich ziemlich gut ausmalen, was geschehen war. Joe war hereingestürmt und hatte die Arme völlig verängstigt. „Klingeln Sie mich in fünf Minuten mit der Gegensprechanlage an und sagen Sie, dass der Sicherheitsdienst unterwegs ist.“
„Soll ich ihn denn alarmieren?“
„Nein. Sagen Sie nur, dass die Männer auf dem Weg sind.“
Sie nickte, und Ty betrat sein Büro.
„Joe, was für eine Überraschung.“
„Das wäre es nicht, wenn Sie mir wie vereinbart einen Termin gegeben hätten.“
„Richtig.“ Ty setzte sich hinter seinen Schreibtisch. „Was kann ich für Sie tun?“
„Sie können mir die halbe Stunde zugestehen, die Sie mir versprochen haben. Ich möchte meine Chance, um Ihnen aufzuzeigen, was ‚Power Publicity‘ Ihnen zu bieten hat.“
„Ich glaube, ich kann mein Ziel auch mit dem Team erreichen, das ich entsprechend meiner Bedürfnisse ausgewählt habe, aber ich weiß Ihre Sorge um den Erfolg meines Unternehmens sehr zu schätzen.“
„Verdammt!“ Joe gab sich keine Mühe mehr, seine Wut zu verbergen. „Was zum Teufel ist passiert? Unser Gespräch ist gut verlaufen, und dann verpassen Sie mir auf einmal ohne jede Erklärung einen Tritt.“
„Sagen wir mal, dass ich wenig beeindruckt davon bin, wie Sie Ihre Freundin behandeln. Im Abstellraum fremdgehen, das ist nicht das Verhalten eines Mannes, dem ich die Verantwortung dafür übertragen möchte, wie mein Club in der Öffentlichkeit dargestellt wird.“
Fassungslos sah Joe ihn mit offenem Mund an. „Wegen so einer Kleinigkeit verweigern Sie mir diese Chance? Nicht zu glauben! Bonita hat mir verziehen, aber Sie tun es nicht?“
„Es überrascht mich, dass sie so nachsichtig ist“, erwiderte Ty kühl. „Ich bin es nicht.“
Mühsam beherrscht nickte Joe. In seinen Wangen zuckte ein Muskel und trotz des Sonnenlichts, das durchs Fenster schien, wirkte seine Miene düster.
„Also schön. Wie auch immer.“ Er stand auf. „Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Coleman. Denken Sie an meine Worte. Wir sind noch nicht miteinander fertig.“
Er ging und knallte die Tür hinter sich zu.
Gerade als Ty entnervt ausatmete, meldete Lucy sich über die Gegensprechanlage. „Das waren keine zwei Minuten. Soll ich trotzdem wegen des Sicherheitsdienstes durchrufen?“
Er musste lachen. „Nein, Lucy, das hat sich erledigt.“
„Verstanden. Ich habe Ihre Mutter in der Leitung.“
„Danke.“ Mein Tag wird anscheinend nicht besser, dachte er.
„Als ob das die Art wäre, wie ich meinen Sohn sehen will!“, sagte seine Mutter anstelle einer Begrüßung. „Dieses nette Mädchen mit solchen Fotos ins Internet bringen! Also wirklich, Ty. Manchmal denkst du einfach nicht nach.“
Er senkte den Kopf, weil er es nicht ausstehen konnte, dass wenige Worte von ihr genügten, damit er sich wie ein kleiner Junge fühlte. „Ich freue mich auch, von dir zu hören, Mom. Es war schön, euch zu Weihnachten zu sehen.“
Sie schwieg einen Moment verdutzt, weil sie sich zu Weihnachten gar nicht gesehen hatten, dann stieß sie einen langen Seufzer aus.
„Du musst endlich sesshaft werden, Ty. Das Leben ist keine ewige Party. Nimm Vernunft an und werde erwachsen.“
„Meine Karriere ist keine Party, Mom. Ich bezahle meine Rechnungen, finanziere Stipendien und habe genug Geld, um zu verreisen. Ein bisschen bleibt bei meinen ständigen Vergnügungen sogar übrig, um eure Hypothek abzubezahlen.“ Er hatte gehofft, mit diesen Zahlungen könnte er seinen Eltern zeigen, dass er finanziell abgesichert war und verantwortungsbewusst mit seinem Geld umging.
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