In sündiger Silvesternacht
da.“
„Claire.“
„Es tut mir leid.“ Jedes Wort fiel ihr schwer. „Es tut mir wirklich leid, Ty, aber ich muss jetzt auflegen.“
Nachdem Claire aufgelegt hatte, starrte Ty auf das Telefon. Er kam sich idiotisch vor. An diesem Gefühl hatte sich auch nichts geändert, als er eine Viertelstunde später in die Küche ging, um sich ein Bier zu holen, weil er nichts mit sich anzufangen wusste.
„Du siehst fertig aus.“ Matt blickte vom Küchentisch hoch, an dem er gerade einen Big Mac aß und nebenbei ein Schriftstück redigierte.
„So fühle ich mich auch.“ Er berichtete seinem Freund vom Gespräch mit Claire.
„Shit.“ Matt schüttelte den Kopf. „Manchmal macht es keinen Spaß, recht zu haben.“
„Mir gefällt das auch nicht so richtig“, gab Ty zu.
„Und was wirst du jetzt tun?“
Er schüttelte den Kopf. Was konnte er denn noch tun?
„Du könntest hierbleiben, ein Haus kaufen und deine Geschäfte von hier aus betreiben. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, steigst du eben in ein Flugzeug und verreist so lange wie nötig. Und wenn du zurückkommst, warten Frau und Kinder auf dich, und am Sonntagnachmittag seid ihr alle bei mir zum Grillen eingeladen.“
„Seit wann grillst du am Sonntag?“
„Wenn du sesshaft wirst, fange ich das Grillen an.“
Ty musste lachen und war seinem Freund dankbar.
„Also, was hast du jetzt vor?“
Er trank einen Schluck Bier. „Ich bin mir nicht sicher, welche Möglichkeiten ich habe.“
Matt legte den Stift beiseite. „Du? Du bist dir nicht sicher? Der Mann, der mit nichts weiter als seinen Kleidern auf dem Leib nach Los Angeles gegangen ist und jetzt über ein Imperium verfügt, das ihm ein Dutzend Mal mehr einbringt als ich verdiene? Du weißt nicht, was du tun kannst?“
„Hier geht es nicht um irgendein Grundstück, Matt. Sie ist eine Frau, und sie hat sich in ihrem sturen Kopf eine feste Meinung gebildet.“
„Ja, dass sie keine Affäre will. Beweis ihr, dass es keine Affäre zu sein braucht. Verdammt, Ty, du musst sie davon überzeugen, dass sie ohne dich nicht leben kann.“ Matt zuckte mit den Schultern. „Das würde ich zumindest ohne zu zögern tun, wenn es eine Frau gäbe, die mir so viel bedeutet.“
„Wie geht’s dir?“ Alyssa reichte Claire ein randvolles Glas Wein.
„Es ging mir schon besser.“ Seit drei Tagen war es Claire nicht gelungen, Ty aus dem Kopf zu bekommen. Das war zum Teil auch seine Schuld, denn von zehn Uhr vormittags bis fünf Uhr nachmittags schickte er ihr stündlich Geschenke.
Ihr Wohnzimmer quoll über vor Blumen und Pralinen. Sie hatte auch schon Theaterkarten für den Broadway bekommen, Tickets für Sportveranstaltungen und Geschenkgutscheine für Boutiquen und Restaurants.
„Jetzt sehe ich ein, dass ich mich in einen Mann mit einem dicken Bankkonto hätte verlieben sollen“, sagte Alyssa, als Claire ihr die Vielzahl der Geschenke aufzählte.
„Ich weiß nicht, ob es mich ärgert oder ob ich es witzig finden soll.“
„Es ist in jedem Fall originell.“ Alyssa hob ein riesiges Schokoladenschwein hoch. „Und witzig.“
„Aber es ist überflüssig.“ Claire trank von dem Wein.
„Was meinst du damit?“
„Er tut das alles, damit ich ständig an ihn denke.“ Sie hob die Schultern. „Und das ist unnötig, denn ich kann, verdammt noch mal, ohnehin an nichts anderes denken.“ Seufzend legte sie den Kopf in den Nacken. „Keine Ahnung, was ich tun soll, wenn ich am Montag wieder arbeiten muss. In meinem Zustand bin ich zu nichts zu gebrauchen.“ Sie konnte von Glück sagen, dass der Oberste Gerichtshof wenigstens den Fall mit der Todesstrafe übernommen hatte, sodass sie sich zumindest keine schwerwiegenden juristischen Abhandlungen in ihrem liebeskranken Kopf zurechtlegen musste.
„Du könntest doch zu ihm gehen und alles mit ihm klären. Bei Chris und mir hat es funktioniert.“
„Wir passen einfach nicht zueinander. Er hasst Dallas, und ich will nicht aus dem Koffer leben. Das kann ich auch gar nicht, denn ich liebe meinen Beruf und starte mit meiner Karriere gerade erst durch. Das werde ich nicht aufgeben, nur um an Tys Seite durch die weite Welt zu reisen.“ Sie seufzte. „Ich wünschte fast, ich wäre ihm nie begegnet. Mit ihm zusammen zu sein ist sehr unterhaltsam, aber was ist in zehn Jahren? Dann bekommen meine Freunde Richterposten, oder sie leiten ihre eigenen Kanzleien und ich?“
„Verstehe schon.“
„Verdammt.“ Wütend wischte sie sich die Augen. Claire hasste
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