In sündiger Silvesternacht
sein, Claire, es macht keinen guten Eindruck.“
Ihr Magen verkrampfte sich, und sie blickte starr auf ihr Dessert. „Das ist mir klar. Wahrscheinlich will Mr Thatcher mich genau aus diesem Grund nächste Woche sprechen.“
„Da können Sie sicher sein.“ Über den Tisch hinweg drückte die Richterin ihr die Hand. „Als Ihr Mentor kann ich Sie nur warnen, als Ihre Freundin sage ich Ihnen: Ich weiß genau, was Sie fühlen.“
„Ich mag ihn. Im Grunde mehr als das. Und trotz seines Rufs bin ich überzeugt, dass er mich auch mag.“
Sehr ernst nickte die Richterin. „Halten Sie mich bitte nicht für prüde. Persönlich freut es mich für Sie, dass Sie jemanden gefunden haben, mit dem Sie ausgehen und sich amüsieren können, aber die meisten Menschen tauchen mit ihrer neuesten Eroberung nicht gleich im Internet auf.“
„Ich weiß.“ Claire atmete tief durch. „Trotz dieses kleinen Skandals ist er ein guter Mensch, und ich empfinde mehr als nur Sympathie für ihn.“ Sie hatte viel über Tys Ruf nachgedacht. Hätte man sie zusammen mit Joe fotografiert, hätte sich niemand groß darüber ereifert, doch obwohl Ty ein besserer Mensch war als Joe, konnte durch ihn ihr guter Ruf ruiniert werden. Das war einfach nicht fair.
„Hat es denn eine Zukunft?“
Wieder leckte Claire sich die Lippen. „Was meinen Sie damit?“ Im Grunde wusste sie bereits, worauf die Richterin hinauswollte.
„Wenn eine Beziehung mit einem Mann wie Ty Coleman zu einem Haus, Kindern und Familie führt, dann wird man Ihnen letztlich nichts vorwerfen. Sie sind dann die Frau, in die er sich verliebt hat, und als solche sind Sie natürlich einzigartig und umwerfend.“ Belustigt sah die Richterin sie an. „Das ist vielleicht nicht fair, aber so ist es nun mal. Aber wenn es einfach endet und die Medien auch darüber berichten, dann …“ Richterin Monroe seufzte und trank von ihrem Kaffee. „So etwas kann einen jahrelang verfolgen. Daher meine Frage: Hat das, was zwischen Mr Coleman und Ihnen ist, eine Zukunft?“
Claire holte tief Luft. „Ich fürchte, es kann für uns gar keine gemeinsame Zukunft geben. Nicht bei dem, was er sich zum Ziel gesetzt hat.“ Sie konnten sich vielleicht noch ein paar Monate lang bestens amüsieren, doch wenn er in Paris oder Hongkong war und sie in Dallas zurückblieb, würde alles ersterben. Und wenn sie vielleicht in einigen Jahren vor dem Senat stand und sich für einen Richterposten am Landgericht bewarb, würde irgendjemand diese Affäre erwähnen und damit ihre Chancen ruinieren.
Schon der Gedanke deprimierte sie.
„Claire.“
Die Richterin sprach in sanftem Tonfall, und nicht zum ersten Mal in ihrem Leben dankte Claire ihrem Schicksal dafür, dass es sie zu dieser gutherzigen Frau geführt hatte, die für sie Freundin, Ersatzmutter, Vorbild und Chefin war.
„Es ist nur so, dass …“ Entnervt seufzte sie. „Ich will ihn nicht aufgeben, verstehen Sie?“
Richterin Monroe lächelte nachsichtig. „Ich weiß.“
„Wie könnte ich das tun?“ Claire sprach jetzt mehr zu sich als zur Richterin. „Wie kann ich mich von jemandem trennen, nach dem ich mich so sehr sehne?“
„Denken Sie an alles andere, wonach Sie sich ebenfalls sehnen, und dann entscheiden Sie, ob alles zusammenpasst.“
„Und wenn nicht?“
„Dann, Claire, müssen Sie sich entscheiden.“
Ty unterdrückte ein Gähnen, während er im Ferrari zu seinem Büro im „Heaven“ fuhr. Sein frühmorgendliches Treffen mit dem Landschaftsgärtner war gut gelaufen, und er war froh, so einen tüchtigen Mann gefunden zu haben.
Er war erst drei Blocks weit gekommen, als er sich dabei ertappte, dass er an seinem Handy den Lautsprecher eingeschaltet und Claires Nummer gewählt hatte. Belustigt und erstaunt zugleich schüttelte er den Kopf.
Yeah, dachte er, verliebt!
Es fühlte sich verdammt gut an.
Ein paar Mal klingelte Claires Telefon, bevor ihr Anrufbeantworter ansprang. Selbst ihrem Ansagetext hörte Ty wie gebannt zu, bis der Piepton erklang. „Hey, ich bin’s“, meldete er sich. „Tut mir leid, ich habe nicht dran gedacht, wie früh es gerade ist. Hoffentlich hab ich dich nicht geweckt.“ Er legte auf und ging in Gedanken seine Termine für diesen Tag durch. Nicht lange, und er zählte lächelnd die Stunden, bis er und Claire sich wiedersehen würden.
Leider verging ihm das Lächeln, als er in seinem Büro ankam.
„Ihre Mom hat angerufen“, teilte Lucy ihm nach der Begrüßung mit. „Und erinnern Sie sich noch
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