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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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aufzuspüren? Oder etwa kleinlaut nach England zurückkehren?
    Sie hasste die Vorstellung, dass sie den weiten Weg umsonst gemacht haben könnte, aber der Gedanke, zu warten und ihr Vertrauen allein in Nathan Jones zu setzen, erfüllte sie schlichtweg mit Verzweiflung.
    Sie schnaubte und warf sich auf den Rücken. Jedes Mal, wenn sie an Nathan Jones dachte, regte sie sich aufs Neue über seine gleichgültige Art auf.
    „Blöder Strandgammler“, murmelte sie.
    Genau das war er. Offensichtlich hatte er sich gerade erst aus dem Bett gerollt, als er ihr mittags die Tür geöffnet hatte, das kurze schwarze Haar zerzaust, die hellblauen Augen blutunterlaufen. Im Vorbeigehen hatte sie sogar einen Hauch von abgestandenem Bier an ihm gerochen.
    Was die Art betraf, wie er nur mit einem ausgefransten Handtuch um die Hüften seinen lächerlich durchtrainierten Körper zur Schau gestellt hatte …
    Elizabeth drehte sich auf die Seite, beunruhigt über die Bilder, die ihr immer wieder durch den Kopf schwirrten. Nathans tiefbraune breite Schultern. Seine leicht behaarte Brust. Die muskulösen Oberarme.
    Sie setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante.
    An Schlaf war vorläufig nicht zu denken.
    Sie ging über den abgenutzten Teppich zu den Einkaufstaschen, die sie von ihrem kurzen Bummel in der Main Street mitgebracht hatte. Bis sie im Hotel eingecheckt hatte, war ihre Leinenbluse völlig durchgeschwitzt gewesen. Sie hatte für einen Sommer gepackt, wie sie ihn aus England kannte – auf die australische Hitze war sie nicht vorbereitet gewesen. Schnell hatte sie begriffen, dass sie ein paar leichtere Sachen brauchte, wenn sie die nächsten Tage überstehen wollte, ohne verrückt zu werden. Also hatte sie sich ein gelb-rotes Sommerkleid und einige helle Tops gekauft. Nichts davon entsprach ihrem eigentlichen Stil – maßgeschneidert, elegant –, aber die luftigen Teile waren bei diesem Wetter viel passender.
    Nun zog sie das Kleid an und betrachtete sich im fleckigen Spiegel an der Rückseite der Badezimmertür. Der Rock war ein wenig kürzer, als ihr lieb war – knapp kniefrei –, und das Oberteil mit den Nackenträgern bedeutete, dass sie keinen BH tragen konnte. Dafür war der Baumwollstoff herrlich kühl im Vergleich zu ihren anderen Kleidungsstücken.
    Sie steckte ihr Haar wieder zu einem Knoten hoch und sah auf die Uhr. Erst sechs. Der ganze Abend lag noch vor ihr, lang und leer.
    Vielleicht könnte sie die Main Street noch etwas gründlicher erkunden, solange es hell war. Oder an der Hafenmole oder am Strand spazieren gehen.
    Sie trat ans Fenster, um es zu schließen, bevor sie den Raum verließ. Dabei fiel ihr Blick auf das fröhliche Treiben im Biergarten. Dutzende von Gästen in Shorts, Badekleidung oder bunten Sommersachen waren um die Tische versammelt, tranken Bier und Wein und lachten.
    Bisher hatten entweder ihre Großeltern oder Martin im Urlaub die Auswahl der Hotels und Restaurants bestimmt. Sie hatten stets noble Häuser ausgesucht, in denen es diskret und leise zuging – ganz anders als hier.
    Da erklang schallendes Gelächter, und sie ertappte sich dabei, dass sie lächelte.
    Wenn Violet hier wäre, würde sie sich dazusetzen und sich amüsieren, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr.
    Elizabeth runzelte die Stirn, zog das Fenster zu und verriegelte es.
    Sie war nicht Violet. Sie konnte nicht einfach nach unten gehen, einen Drink bestellen und sich unters Volk mischen. Das passte einfach nicht zu ihr.
    Wer sagt das? Ich dachte, du wolltest herausfinden, wer du wirklich bist, was du wirklich willst? Gehört dazu nicht auch, dass du mal etwas Neues ausprobierst?
    Elizabeth musste zugeben, dass ihre innere Stimme recht hatte. Wenn sie sich selbst finden wollte, dann sollte sie allmählich zu suchen beginnen. Sie musste ihre alten Verhaltensmuster durchbrechen.
    Entschlossen schnappte sie sich ihre Handtasche und den Zimmerschlüssel und ging nach unten in die Bar, ehe sie es sich anders überlegen konnte. Nervös blieb sie einen Augenblick lang am Eingang stehen, ein wenig eingeschüchtert von dem Lärm und dem Gedränge. Der Geruch von Bier, gebratenem Fleisch und Sonnenmilch hing in der Luft, und der Teppichboden war klebrig von verschütteten Drinks und voller Sand, der vom Strand mit hereingeschleppt worden war.
    Es ist nur ein Pub, sagte sie sich, und es sind nur Menschen. Nichts, wovor man Angst haben müsste.
    Sie atmete tief durch und bahnte sich den Weg durch die Menge an den

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