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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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erwähnt. Nathan runzelte die Stirn. „Sam weiß nicht, dass Sie kommen, richtig?“
    „Richtig.“ Sie lachte nervös. „Ich habe sogar den Verdacht, dass er nicht einmal weiß, dass es mich gibt. Unter diesen Umständen war es natürlich unglaublich dumm von mir, einfach ins Flugzeug zu steigen, um ihn aufzusuchen, aber ich habe nicht einmal daran gedacht, dass er gar nicht hier sein könnte …“
    Nathan wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als ihre Stimme brach und ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Du hättest die Tür schließen sollen, als du noch die Chance dazu hattest, Kumpel.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und blinzelte einige Male. Nathan durchdachte und verwarf eine Reihe von möglichen Reaktionen, bevor er widerwillig die Tür weit öffnete.
    „Kommen Sie rein.“
    Sie sah ihn dankbar an und trat ein. Er führte sie in die Küche.
    „Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?“
    „Ja, bitte.“
    Er winkte sie zu einem der Stühle mit den zerschlissenen Kunststoffbezügen, die um den Tisch standen, nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit frischem Leitungswasser.
    „Danke“, sagte sie, als er ihr das Glas reichte. „Ich verliere sonst nicht so leicht die Fassung. Es war nur ein sehr langer Flug, und außerdem ging es in letzter Zeit bei mir ziemlich drunter und drüber. Ich hätte wirklich gründlicher überlegen sollen, bevor ich einfach …“ Sie schüttelte den Kopf. Die Hand mit dem Glas zitterte. „Entschuldigung. Ich rede zu viel. Das ist normalerweise auch nicht meine Art.“
    Sie lächelte schwach und wirkte dabei so verletzlich, so verloren und verwirrt.
    Eine innere Stimme warnte Nathan. Er konnte keine Komplikationen gebrauchen.
    „Hören Sie, ich möchte nicht in irgendwelche Familienstreitigkeiten hineingezogen werden.“
    Ihr Lächeln schwand. „Dergleichen haben Sie nicht zu befürchten, Mr Jones. Ich habe Ihnen lediglich meine Situation erklärt.“
    „Nun, auch davon möchte ich lieber nichts wissen.“
    „Selbstverständlich.“ Die Stuhlbeine scharrten auf dem Linoleumfußboden, als sie abrupt aufstand. „Wenn Sie mir nun bitte die Nummer meines Vaters geben, werde ich Sie keinen Moment länger belästigen.“
    Nathan griff nach dem Block und Kugelschreiber neben dem Telefon und schob ihr beides über den Tresen hin. „Geben Sie mir Ihre Nummer, und ich sorge dafür, dass Sam sie bekommt“, wiederholte er. Auch wenn sie schön war und vielleicht sogar einen tollen Po unter der zerknitterten Leinenhose hatte, würde er sie nicht ohne Weiteres auf seinen alten Freund hetzen.
    Ungläubig starrte sie ihn an. „Sie stellen sich immer noch stur? Nach allem, was ich Ihnen gerade erzählt habe?“
    „Sam ist mein Freund.“
    Sie presste die Lippen zusammen und hob das Kinn. „Na schön. Vielen Dank für das Wasser.“ Steif wandte sie sich in Richtung Tür.
    „Haben Sie nicht etwas vergessen?“, fragte er und tippte mit dem Stift auf den Block.
    Sie drehte sich um. Ihre Nasenflügel bebten vor Ärger, als sie ihm den Stift aus der Hand riss und ihren Namen und ihre Telefonnummer in eleganter, geschwungener Handschrift notierte. Danach ließ sie den Kugelschreiber fallen und hob ihr Kinn noch höher.
    „Ich finde selbst hinaus, danke“, sagte sie ungeheuer würdevoll.
    „Wo wohnen Sie?“
    „Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte.“
    „Falls Ihr Handy aus irgendeinem Grund nicht funktionieren sollte, könnte ich Sie trotzdem erreichen“, erklärte er mit dem letzten Rest an Geduld. Er hatte schließlich nicht darum gebeten, dass Miss Mason ihre Probleme bei ihm ablud.
    „Es wird schon funktionieren.“
    Der Blick, mit dem sie ihn maß, war so arrogant, ihre Kopfhaltung so gebieterisch, dass er genug hatte.
    „Auch gut. Machen Sie mir aber keinen Vorwurf, falls ich Sie dennoch nicht erreichen kann.“
    Ein Muskel in ihrer Wange zuckte. Nathan hatte fast den Verdacht, dass sie mit den Zähnen knirschte.
    „Ich wohne im ‚Isle of Wight‘“, antwortete sie schließlich.
    „Ich werd’s mir merken.“
    Unschlüssig blieb sie noch eine Sekunde lang stehen, ehe sie zur Haustür schritt. Dort drehte sie sich kurz um und warf ihm durch den langen Flur einen kühlen Blick zu.
    „Übrigens, Mr Jones, dort, wo ich herkomme, ist es Sitte, sich anzuziehen, bevor man Besuch empfängt.“
    Sie war so hochnäsig, so würdevoll, dass Nate sich nicht zurückhalten konnte – er lachte schallend. Als er sich wieder gefangen hatte, war sie schon

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