Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
Dramatisches, aber sie hatte irgendetwas erwartet. Irgendeinen Hinweis darauf, dass sie mehr für ihn war als eine flüchtige Bekanntschaft.
    Nathan schaute stirnrunzelnd zwischen ihr und ihrem Vater hin und her.
    „Sam hat mir gerade erzählt, dass er einen Bänderriss im Knie hat. Deshalb ist er vorzeitig zurückgekommen“, erklärte er.
    Da erst bemerkte Elizabeth die Krücken in der Ecke und die dicke Wölbung unter dem linken Hosenbein ihres Vaters.
    „Das muss eine große Enttäuschung für dich sein. Ich weiß, wie sehr du dich auf die Regatta gefreut hast“, sagte sie steif.
    Sam warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu. „Enttäuschung ist nicht das richtige Wort. Ich werde alle wichtigen Regatten der Saison verpassen und eine Chartertour in die Karibik verlieren. Ich werde die nächsten Monate auf diese verdammten Dinger angewiesen sein.“ Gereizt stieß er die Krücken mit einer Faust an.
    Elizabeth suchte nach den passenden Worten, doch ihr Kopf war völlig leer. „Nun, das ist eine Enttäuschung“, wiederholte sie monoton.
    Ungeduldig zuckte ihr Vater mit den Schultern und griff nach den Krücken.
    „Ich gehe auspacken.“ Sein Blick schweifte über die Teller in der Spüle und die Zeitung, die Nathan auf dem Küchentisch liegengelassen hatte. „Sieht so aus, als ob es hier eine Menge zu tun gibt.“
    Er stützte sich auf die Krücken und humpelte über den Flur.
    Elizabeth starrte ihm lange nach. Sie stand einfach nur da, ließ die Schultern hängen und versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war.
    Sie war eben zum ersten Mal ihrem Vater begegnet. Sie hatten sich gegenseitig vorgestellt. Und danach hatte er sie einfach ignoriert.
    „Alles in Ordnung?“ Nathan legte seine warmen Hände auf ihre Schultern und rieb ihren Nacken mit seinen Daumen.
    „Ich habe nur … Ich dachte …“ Sie schüttelte den Kopf, unfähig, den Wirrwarr von verletzten Gefühlen, Trauer, Wut und Enttäuschung in Worte zu fassen.
    Nathan schlang von hinten einen Arm um sie, zog sie an sich und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Seine stille Unterstützung half ihr, sich zu beruhigen, und schließlich stellte sie sich der unbequemen Wahrheit.
    „Das wird nicht das, was ich mir gewünscht habe, nicht wahr?“
    Nathan zog sie noch fester an sich. „Gib ihm etwas Zeit.“
    „Nate. Der Mann ist nicht an mir interessiert. Ist es nie gewesen.“
    „Es liegt nicht an dir, Lizzy. Sam kennt dich nicht einmal. Was immer gerade vor sich geht, es ist sein Problem. Er ist am glücklichsten, wenn er allein ist. Das ist der Grund, weshalb er sich für mich um dieses Haus kümmert. Außerhalb der Saison leben nur etwa siebentausend Menschen auf der Insel, und das gefällt ihm.“
    Sie verstand, was er meinte, dennoch kam es ihr wie ein schlechter Scherz vor, dass ihr Vater, nachdem sie ihn endlich gefunden hatte, nichts mit ihr zu tun haben wollte.
    „Wollen wir zusammen fürs Abendessen einkaufen?“, fragte Nathan aufmunternd.
    Weil sie einen Kloß im Hals hatte, konnte sie nur stumm nicken. Er drehte sie in seinen Armen um und hob ihr Kinn an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste.
    „Es ist sein Verlust, Lizzy. Glaub mir.“
    So viel Wärme lag in seinem Blick. Das half ihr schon sehr, mit der Enttäuschung fertig zu werden. Zärtlich berührte sie sein Gesicht. Er war ein wunderbarer Mann. Es erstaunte sie immer wieder, dass er bei all seinem Leid noch Gedanken für andere hatte.
    Einen Augenblick lang kämpfte sie mit dem Drang, endlich die Dinge auszusprechen, die ihr Herz bewegten. Es ist noch zu früh, sagte sie sich. Aber eines Tages würde sie sich nicht mehr auf die Zunge beißen. Eines Tages würde sie diesem wunderbaren Mann sagen, was sie für ihn empfand.
    Sie ließ die Hand sinken.
    „Lass uns gehen.“
    Nathan biss sich den ganzen Nachmittag und weit in den Abend hinein auf die Zunge. Er beobachtete, wie Sam bei gegrilltem Fisch, Garnelen und Salat mit am Tisch saß und Elizabeth weitgehend ignorierte. Eigentlich war Nathan nicht der Typ, der seine Nase in die Angelegenheiten anderer steckte. Er wollte ja schließlich auch nicht, dass andere Leute ihm ungefragt gut gemeinte Ratschläge erteilten.
    Doch während er zuhörte, wie Elizabeth beim Essen höflich Konversation mit ihrem Vater machte, und sah, wie sie Sams einsilbige Antworten, sein Schulterzucken und jegliches Vermeiden von Blickkontakt geduldig ertrug, verspürte er den Wunsch, auf irgendetwas einzuschlagen. Vorzugsweise auf Sam.
    Es

Weitere Kostenlose Bücher