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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ob er Geld für irgendetwas spendete oder welche fünf Menschen – tot oder lebendig – er gern zum Dinner einladen würde.
    Sie wusste nur, dass er sie brauchte. Sie wusste, dass sie sich durch ihn schön, sexy und frei fühlte. Sie wusste, dass er trotz der Tragödie, die sein Leben überschattete, liebevoll und warmherzig war.
    Und sie wusste, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als ihm die Last von den Schultern nehmen zu können.
    Deshalb fiel ihr die Entscheidung nicht schwer.
    Vielleicht war sie verrückt, weil sie nach nur fünf Tagen so tief für ihn empfand. Aber sicher waren schon seltsamere Dinge auf der Welt geschehen. Sie konnte es nicht ändern: Er bedeutete ihr sehr viel.
    Bewaffnet mit ihren neuen Erkenntnissen machte sie sich auf die Suche nach ihm.
    Nathan ging Elizabeth in den nächsten Tagen aus dem Weg. Jedes Mal, wenn er daran dachte, wie er sich bei ihr ausgeheult hatte, ärgerte er sich wieder über sich selbst. Er hatte nicht das Recht, sich ihr in dieser peinlichen Weise aufzudrängen. Es war unendlich großherzig von ihr gewesen, ihm zuzuhören und ihn zu trösten, aber er würde ihre Gutmütigkeit nicht noch einmal ausnutzen. Auf keinen Fall.
    Das änderte jedoch nichts daran, dass er die ganze Zeit an sie denken musste, an ihre klare Stimme und das warme Licht in ihren Augen und die Art, wie sie die Stirn runzelte, wenn sie sich nicht sicher war, ob er einen Scherz machte oder nicht.
    Schon verrückt, wie sehr man jemanden vermissen konnte, den man gerade erst kennengelernt hatte. Trotzdem stand für ihn fest, dass er sie nie wiedersehen wollte.
    Am dritten Tag seines selbst auferlegten Banns blickte er hoch, als er das Hauptsegel seines Katamarans auftakelte, und sah Elizabeth über den Strand direkt auf ihn zukommen. Sie trug hellrosa Boardshorts und ein langärmeliges blaues Lycra-Shirt. Weiße Zinksalbe bedeckte ihre Nase und Wangen, und ein schlabberiger Hut sorgte für zusätzlichen Sonnenschutz.
    Eigentlich nicht gerade eine verführerische Aufmachung, dennoch fand Nathan sie hinreißend. Lust und Verlangen regten sich in ihm, und er fixierte den Blick auf den Knoten, den er anzog, um sich nichts anmerken zu lassen.
    „Du bist schwer zu finden“, sagte sie, als sie neben dem Katamaran stehenblieb.
    „Ich hatte zu tun.“
    Er konzentrierte sich weiter auf seine Arbeit. Wenn er Elizabeth einfach ignorierte, würde sie vielleicht gehen. Er brauchte ihr Mitleid nicht.
    „Du schuldest mir noch eine Segelstunde“, erinnerte sie ihn.
    Da schaute er hoch und sah direkt in ihre dunkelblauen Augen. Er wusste nicht, was sie von ihm wollte, doch er hatte auch nicht die Kraft, sie abzuweisen.
    „Lizzy …“ Seine Stimme war sehr leise.
    „Ja?“
    „Das wird nicht funktionieren.“
    „Warum nicht?“
    Er fluchte unterdrückt. „Du weißt, warum.“
    „Nein, Nathan, das weiß ich nicht.“
    Er runzelte die Stirn. „Ich will dein Mitleid nicht, Elizabeth.“
    Als er ihren vollen Namen benutzte, zuckte sie leicht zusammen. Sie schien sich daran gewöhnt zu haben, dass er sie Lizzy nannte.
    „Auch gut, denn ich habe kein Mitleid mit dir. Ich fühle mit dir. Dein Schmerz geht mir sehr nahe. Aber ich bemitleide dich nicht, Nathan. Und wenn du den Unterschied nicht verstehst, dann solltest du vielleicht erwägen, künftig etwas weniger Bier zu trinken.“
    „Ich will auch dein Mitgefühl nicht“, erwiderte er fast trotzig.
    „Was willst du dann? Meinen Mund? Meine Brüste? Habe ich irgendwelche anderen nützlichen Körperteile vergessen?“
    Ärgerlich funkelte er sie an. „Du bist zu mir gekommen. Schon vergessen?“
    „Und neulich Nacht bist du zu mir gekommen“, entgegnete sie.
    Er wandte den Blick ab. „Das war ein Fehler.“
    „Nathan …“
    Ehe er begriff, was sie vorhatte, griff sie in sein Haar und küsste ihn. Er versuchte, ihr zu widerstehen, doch dann öffneten sich seine Lippen wie von selbst, und er ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten. Als sie sich atemlos voneinander lösten, schaute er sie eindringlich an.
    „Du verstehst nicht“, sagte er. „Neulich Nacht … Das war nur die Spitze des Eisbergs.“
    Sie nickte und hob die Hand, um an den Fingern abzuzählen: „Erinnerungsblitze, Nachtschweiß, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit. Ich habe mich bereits ein wenig in das Thema eingelesen.“
    Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Ich kann nicht einmal mehr Auto fahren.“
    Sie schwieg einen Moment. „Hast du es jemals wieder versucht?“,

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