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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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überraschte ihn nicht, dass Sam nach dem Essen Müdigkeit vorschützte und sich schnell in sein Zimmer zurückzog. Nach kurzem Schweigen wandte sich Elizabeth lächelnd an Nathan.
    „Hast du Lust, Marshmallows zu grillen?“
    Ihr tapferes Lächeln brach ihm fast das Herz.
    „Sicher. Geh doch schon vor. Ich komme gleich nach“, sagte er beiläufig, während es in ihm brodelte.
    Er wartete, bis Elizabeth nach draußen gegangen war, bevor er zu Sams Schlafzimmer ging und anklopfte.
    „Wer ist da?“, fragte Sam.
    Nathan stieß die Tür auf. Sam saß in Boxershorts und Polohemd auf der Bettkante, und zum ersten Mal in all den Jahren, die Nathan ihn kannte, sah Sam älter aus als zweiundfünfzig.
    „Was zum Teufel ist los mit dir?“, fragte Nathan.
    „Lass mich in Ruhe, Kumpel.“
    „Nein, Kumpel , das tue ich nicht. Sie ist deine Tochter. Rede mit ihr. Lern sie kennen.“
    „So einfach ist das nicht.“
    „Doch, das ist es. Es ist wirklich ganz einfach.“
    „Hör mal, ich weiß, dass du dir Gedanken um sie machst, aber es ist besser so. Ich habe gerade mit einem Freund in Melbourne telefoniert. Er lässt mich ein paar Wochen lang bei ihm wohnen.“
    „Was heißt das? Dass du morgen wieder verschwindest? Du gewährst ihr gerade mal einen Abend? Nachdem sie um die halbe Welt geflogen ist, um dich zu sehen?“
    Sam schwieg.
    „Du bist ein Idiot, weißt du das eigentlich?“, beschimpfte Nathan ihn. „Ein egoistischer Idiot.“
    Sam presste die Lippen zusammen und stand unbeholfen auf. „Bist du fertig?“ Er humpelte auf Nathan zu und versuchte, ihn aus dem Zimmer zu drängen.
    Nathan tippte mit einem Finger an Sams Brust. „Wenn du das tust, wenn du morgen wirklich wegfährst, dann bist du das größte Weichei, das ich kenne.“
    „Das würde mich viel mehr treffen, wenn es nicht ausgerechnet von einem Mann käme, der seit vier Monaten seinen Kummer in Bier ertränkt.“
    Nathan zuckte zusammen.
    „Was ist? Austeilen kannst du, aber nicht einstecken?“, fragte Sam aufbrausend. „Sag du mir nicht, was ich zu tun habe, solange du nicht einmal den Mumm hast, deine eigene verdammte Post zu lesen!“
    Sams Gesicht war rot vor Zorn, und eine Ader pulsierte heftig an seinem Hals.
    „Wenn du gehst, brauchst du nicht wiederzukommen“, erklärte Nathan.
    Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Die Tür knallte laut hinter ihm zu. Fluchend ging er in die Küche. Er ballte eine Hand zur Faust und war drauf und dran, ein Loch in einen der Hängeschränke zu schlagen. Dann erinnerte er sich daran, dass Elizabeth draußen auf ihn wartete.
    Er wollte nicht, dass sie mitbekam, was eben passiert war. Sie brauchte nicht zu wissen, dass er ihrem Vater gedroht hatte, nur um ihn zum Bleiben zu bewegen.
    Er atmete langsam aus, stützte die Hände auf den Küchentresen und senkte den Kopf, während er immer noch um Fassung rang. Wenn Sam bei seinem Plan blieb und Elizabeth morgen hängen ließ …
    Nathan richtete sich auf. Noch war es nicht so weit. Jetzt wartete erst einmal Elizabeth auf ihn.
    Am nächsten Morgen lud Sam seine Sachen ins Auto und fuhr ab. Er hatte eine Entschuldigung für seine Abreise: Ein Freund brauchte seinen Rat beim Kauf eines Boots. Elizabeth hörte sich seine dürftige Erklärung an, dann ging sie ohne ein weiteres Wort fort. Noch vor ein paar Wochen hätte sie gelächelt und ihn freundlich verabschiedet, um den lieben Frieden nicht zu gefährden. Doch sie hatte sich verändert. Sie würde sich nicht mehr verstellen. Ihr Vater hatte seine Entscheidung getroffen, was sein gutes Recht war, ebenso wie es ihr gutes Recht war, enttäuscht zu sein.
    Aus Frust begann sie mit einem gründlichen Hausputz. Nathan beobachte ein paar Minuten lang, wie sie mit dem Staubsauger herumwirbelte, bevor er ihr lieber aus dem Weg ging. Sie machte den Kühlschrank sauber, wischte den Ofen ab und schrubbte die Spüle, bis sie sich etwas abreagiert hatte.
    Ihr Vater wollte nichts mit ihr zu tun haben. Es tat weh, aber wenigstens hatte Nathan sie gestern Abend vorgewarnt, sodass Sams Abreise sie nicht völlig unvorbereitet getroffen hatte. Trotzdem hatte sie bis zum Schluss gehofft, dass er bleiben würde.
    So viel zum Prinzip Hoffnung.
    Ihr Blick fiel auf Nathans ungeöffnete Post im Zeitungsständer. Entschlossen begann sie, die Umschläge nach Datum zu sortieren. Selbst wenn Nathan sie niemals öffnen sollte, brauchten sie nicht so unordentlich herumzuliegen.
    Er kam in die Küche, als sie die Briefe gerade zu zwei

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