Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
Vom Netzwerk:
benötigen. Ich freue mich zu kooperieren.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte er. »Haben Sie in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches an Mrs Rosarios Verhalten bemerkt?«
    »Eigentlich nicht, aber das hat mich der andere Detective auch schon gefragt.«
    »In Ordnung«, sagte Lee. »Hatte sie Ihres Wissens irgendwelche neue Bekannte?«
    Henrietta Walmette zupfte an einem der schweren Goldringe, die an ihren Ohrläppchen baumelten. »Nein. Sie ist ganz in ihrer Familie aufgegangen, wissen Sie, die war alles für sie.« Eine dicke Träne lief ihr über die rechte Wange und schlängelte sich durch die dicke Make-up-Schicht. »Ich ertrage es nicht, an ihren armen Mann zu denken. Sie hat ihn so geliebt – er wird schlicht am Boden zerstört sein ohne sie, da bin ich mir sicher.«
    »Es tut mir sehr leid, dass wir Ihnen das zumuten«, sagte Lee. »Nur noch eine letzte Frage: Hat es hier am Arbeitsplatz kürzlich irgendwelche Veränderungen gegeben?«
    »Also, lassen Sie mich nachdenken«, erwiderte sie. »Ich bin nur einmal pro Woche hier, wissen Sie, und ich – oh, doch, warten Sie! Als ich letzte Woche herkam, habe ich einen sehr schweigsamen jungen Mann bemerkt, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er blieb allerdings ziemlich für sich, und ich –«
    »Hat Mrs Rosario Sie mit ihm bekannt gemacht?«
    »Aber ja, sie hat mir auch seinen Namen gesagt, aber … bitte verzeihen Sie, aber mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut wie früher«, entgegnete sie und sah zu Boden. Der Berg an Make-up machte es unmöglich zu sagen, ob sie errötete.
    »Meinen Sie, er könnte Ihnen wieder einfallen?«, fragte Butts.
    »Er fing mit D an, glaube ich … Donny, Danny, irgendwie so was.«
    »Haben Sie den Nachnamen mitbekommen?«, erkundigte sich Lee.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich fürchte, wir waren an diesem Tag ziemlich beschäftigt. Ich habe überhaupt kaum mit ihm gesprochen. Ich bin verantwortlich für den Empfangsraum, und er hat die ganze Zeit hinten gearbeitet.«
    »Danke, Ms – äh, Henrietta, Sie waren sehr hilfsbereit«, sagte Lee.
    »Ich tue alles, was ich kann, um zu helfen – wirklich alles«, gab sie zurück.
    »Ich danke Ihnen sehr«, erwiderte er und schüttelte ihr die angebotene Hand. Sie drückte seine Hand ein klein wenig zu fest und ließ sie nur widerstrebend los, als er sie zurückzog.
    Als sie sich wieder zu Detective Grumman gesellten, der die Unterhaltung mitangehört hatte, schüttelte dieser den Kopf. »Kein Dokument über einen neuen Mitarbeiter in dieser Einrichtung. Natürlich hätte jemand die Personalakten durchgehen können und die Unterlagen an sich genommen haben. Wir haben jedenfalls bei den anderen Blutspendezentren angefragt, ob es irgendwo einen Vermerk gibt, dass in den letzten Wochen jemand hierher abgestellt wurde. Wenn er über offizielle Kanäle herkam, werden wir’s rausfinden.«
    »Er könnte das Opfer auch sonst wie gekannt haben«, gab Butts zu bedenken.
    »Aber er ist hier aufgekreuzt, bevor geöffnet wurde, und sie muss ihn hereingelassen haben«, sagte Lee. »Es sei denn, er hatte einen Schlüssel.«
    »Ja, aber draußen hat’s stark geregnet«, warf Butts ein. »Er könnte so erbärmlich ausgesehen haben, dass sie ihn hereingelassen hat.«
    Detective Grumman verschränkte die Arme. »’ne Frau, die in ’ner Blutbank arbeitet, ist bestimmt der mitfühlende Typ, meinen Sie nicht?«
    »Tja, ich denke schon«, erwiderte Butts. »Trotzdem: Wie hat er sie überwältigt, damit er –«
    Er musste es nicht aussprechen; sie dachten alle das Gleiche. Wie macht man einen anderen so wehrlos, dass man in der Lage ist, ihm praktisch das gesamte Blut zu entnehmen?
    Grumman gab den Leuten vom Gerichtsmedizinischen Institut ein Zeichen, und sie legten die arme Joselin auf eine Trage. Einer der jungen Polizisten, ein Afroamerikaner mit sanften Gesichtszügen, trat vor und deutete auf sie.
    »Sehen Sie mal – da, an der Halsseite.«
    »Was ist denn, Marshall?«, knurrte Grumman.
    »Hier!« Officer Marshall beugte sich vor und zeigte auf zwei winzige rote Male, die von den gelösten Haarsträhnen verdeckt gewesen waren. Als die Leute von der Gerichtsmedizin die Leiche bewegt hatten, war sie zur Seite gefallen und hatten sie zum Vorschein gebracht.
    »Du lieber Himmel, jetzt sehen Sie sich das mal an«, sagte Grumman. »Wenn das keine Kontaktwunden von einem Taser sind, fresse ich einen Besen.« Tatsächlich befanden sich am oberen Teil ihres Halses zwei winzige Wunden, die exakt den

Weitere Kostenlose Bücher