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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Er stieg hindurch und hielt Laura die Hand hin, um ihr durchzuhelfen, aber plötzlich verschwand das Loch, und sie saß auf der anderen Seite fest.
    Etwas Großes, Dunkles und Tödliches steuerte auf sie zu. Wegen der Bäume konnten sie es nicht sehen, sie hörten allerdings, wie es durchs Unterholz pflügte. Fieberhaft suchte Lee das Loch im Zaun, doch es war verschwunden. In Panik begann er, den Zaun hinaufzuklettern, während das Ding im Wald sich ihnen näherte. Er konnte seinen stinkenden Atem riechen und es keuchen hören, als es ihr immer näher kam. Er würde es nicht rechtzeitig schaffen, um sie zu retten.
    An dieser Stelle wachte er auf. Schweißgebadet warf er die Bettdecke von sich und setzte sich auf. Er hätte dieses Migränemittel nie nehmen sollen. Es ließ ihn zwar schlafen, verursachte aber, dass er Albträume hatte. Ein schwacher Strahl Mondlicht kam zaghaft durchs Schlafzimmerfenster und warf sein fahles Licht auf die Kommode. Es fiel auf ein Foto von Laura und ihm, als sie Kinder waren. Nebeneinander standen sie auf dem Schildkrötenfelsen vor Fionas Haus. Es war in dem Sommer aufgenommen worden, bevor sein Vater sie verließ, und das glückliche Lächeln auf ihren Gesichtern bot keinen Hinweis auf die späteren Katastrophen. Er fuhr sich durchs Haar, in der Hoffnung, die Bilder des Traums aus seinem Kopf zu vertreiben, aber ohne Erfolg. Dann stand er auf und ging in die Küche, doch das Gefühl panischer Angst aus seinem Traum verfolgte ihn. Er holte sich ein Glas Wasser und schaute auf die Küchenuhr. Es war genau drei Uhr morgens. Er ging ins Schlafzimmer zurück und legte sich wieder ins Bett, in seinem Kopf geisterten die Traumbilder von seiner Schwester herum, allein und verängstigt im Wald.

KAPITEL 51
    Als sie das Morddezernat betrat, war Susan Morton verärgert, den ausweichenden kahlen Sergeant mit diesem lächerlichen Akzent anzutreffen, der herumlungerte und Elena Krieger anschmachtete. Ihm hing praktisch die Zunge heraus, er lief rot an wie ein Schuljunge, stammelte und zuckte – wie ein verdammter Epileptiker, dachte sie gereizt. Mein Gott, diese Engländer waren unausstehlich – wie sie ihren selbstironischen Charme dazu einsetzten, ihre unterschwellige Geringschätzung zu kaschieren, die sich hinter all der Höflichkeit und den guten Manieren verbarg. Sie spürte sie trotzdem, wie Gift sickerte sie durch alles, was sie sagten und taten.
    Sie tauschte einen Blick mit Krieger. Sie waren Feindinnen, und sie waren Rivalinnen. Nicht in Bezug auf jemand Speziellen, sondern auf alle Männer in ihrer Nähe. Sie waren es beide gewöhnt, die schönste Frau in jedem Raum zu sein, und jetzt hatten sie in der jeweils anderen eine Konkurrentin. Susan merkte, wie sich Kampflust in ihr rührte. Sie war noch nie vor einer Auseinandersetzung zurückgeschreckt und hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen.
    Sie taxierte Elena Krieger und katalogisierte ihre körperlichen Merkmale. Seidiges rotblondes Haar, nicht so üppig wie ihr eigenes, stellte sie mit Befriedigung fest. Die zarte helle Haut und die blauen Augen versetzten ihr allerdings vor Neid einen kleinen Stich. Lange Beine – geradezu lächerlich lang –, und obwohl sie zugeben musste, dass Krieger tolle Titten hatte, hegte sie doch den Verdacht, dass etwas so Großes und Festes eher das Produkt eines chirurgischen Eingriffs als Natur war. Reflexartig fuhr ihre Hand zu ihren eigenen beiden äußerst kostspieligen Exemplaren hoch – echtes Silikon, für das sie nach Mexiko hatte fahren müssen, nachdem dieser ganze Mist von wegen gerissenen Implantaten und Autoimmunerkrankungen bekannt geworden war. Ein Haufen Heulsusen, diese Weiber – wahrscheinlich wollten sie bloß Entschädigungen für Ersatzmöpse.
    Krieger trug einen eng anliegenden, maßgeschneiderten Hosenanzug in Militärgrau mit schicken weißen Applikationen. Er stand ihr, aber bei dieser Figur, dachte Susan, galt das wohl für die meisten Sachen. Sie lächelte ein wenig, als ihr ein paar Möglichkeiten in den Sinn kamen, wie sie Krieger eins auswischen könnte. Kein Grund zur Eile allerdings – sie konnte warten.
    Krieger sagte etwas zu dem kleinen Sergeant, woraufhin er den Kopf zurückwarf und loskreischte.
    »Oh nein, was Sie nicht sagen!«, schrie er, und Lachtränen liefen ihm aus den Augen. Susan beschloss, es wäre Zeit, diesem Unfug ein Ende zu machen, und stellte sich vor ihn.
    »Verzeihung, Sergeant Rubbles.«
    Er hielt inne und sah sie an, als hätte er jetzt

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