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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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beobachtete ihn. Mit katzenartiger Anmut glitt sie wieder in den Schreibtischsessel und lehnte sich darauf zurück. Hätte sie einen Schwanz gehabt, hätte sie damit gezuckt.
    Er beschloss, die Spielereien zu lassen. »Weißt du«, sagte er langsam, »es muss ganz schön anstrengend für dich sein zu versuchen, dich mit einer Frau wie Elena Krieger zu messen.«
    Ihr hübsches Gesicht verfinsterte sich, die Augenbrauen wurden starr, und sie zuckte. Er sah, wie sie versuchte, die Bemerkung zu ignorieren, aber das war zu viel für sie. Entgegen ihrem Instinkt, besser vom Thema abzulenken, ging sie darauf ein. Sie konnte nicht anders.
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, sie ist wirklich ein Prachtweib, oder? Erfolgreich, unerschrocken, hochintelligent – und schön, natürlich. Das muss schlimm für dich sein.«
    Ihr Mund verzog sich zu einem Strich. »Was redest du da?«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Deutest du an, dass zwischen dieser teutonischen Amazone und meinem Mann irgendwas läuft?«
    »Oh nein«, sagte er, aber er konnte ihr ansehen, wie es in ihr arbeitete, als sie sich den Gedanken durch den Kopf gehen ließ. »So ist Chuck nicht. Er würde nie so etwas tun.«
    Sie musste besser als jeder andere wissen, was für ein beharrlich treuer Ehemann Chuck war, war in ihrem Narzissmus allerdings gekränkt. Er hatte ein winziges Samenkorn Selbstzweifel in ihr kunstvoll abgestimmtes Selbstbild gesät. Es war ein schmutziger Trick, und er fühlte sich mies, ihn angewandt zu haben. Doch sie hatte es verdient. Er hoffte, dass er nicht wie ein Bumerang auf ihn zurückkam – oder Chuck ihm deswegen den Kopf abriss. Fast wünschte er, er könnte es zurücknehmen, aber dafür war es zu spät. Sie hatte ihn bedrängt, und er hatte in ihrer Sprache darauf reagiert, der Sprache von Drohungen, Anspielungen und psychologischer Erpressung. Deshalb lief er seit all den Jahren vor ihr davon. Und doch war Chuck irgendwie von ihrer Schönheit so geblendet, dass er nicht sehen konnte (oder wollte), was sie war.
    Die Tür ging auf, und herein kam Detective Leonard Butts.
    »Hallo«, sagte er und schwenkte eine Tüte Walnüsse, »möchte wer was davon?«
    Lee war so froh, den stämmigen Detective zu sehen, dass er ihn am liebsten umarmt hätte.
    Butts warf die Walnusstüte auf Mortons Schreibtisch und sank in einen der Bürosessel. Er beugte sich vor und rieb sich das rechte Knie. »Hab im Fitnessstudio gestern wohl ein bisschen übertrieben«, sagte er als Antwort auf Lees Blick. »Kniebeugen mit Gewichten – ist ein echter Knorpelkiller. Trotzdem hab ich schon fünf Pfund abgenommen diesen Monat«, fuhr er fort und tätschelte seinen Bauch, der tatsächlich etwas schlanker aussah, dachte Lee.
    Das Eintreten des Detectives hatte die Stimmung entschärft. Susan begriff offensichtlich, dass ihre Auseinandersetzung mit Lee beendet war – zumindest für den Augenblick. Sie erhob sich, strich ihre teure Bluse glatt und schlenderte zur Tür. Als sie an Lee vorbeikam, streckte sie die Hand aus, als wollte sie ihm zum Abschied winken. Aber sie kam seinem Gesicht zu nahe, und einer ihrer langen Fingernägel streifte seine Wange und verursachte einen blutenden Kratzer. Erschrocken fuhr er zurück, die Wange brannte.
    »Oh-oh, wie unvorsichtig von mir«, sagte sie. Sie hielt seinem Blick stand, steckte den Finger in den Mund und saugte langsam und lustvoll daran.
    Chuck Morton suchte sich exakt diesen Moment aus, um den Raum zu betreten. Bei seinem Anblick entfernte sich Lee einen Schritt von Susan, sie hingegen wich nicht von der Stelle. Sie nahm den Finger aus dem Mund und lächelte ihren Mann freundlich an.
    »Hallo, Süßer. Was hat dich denn so lange beansprucht?«
    Chucks Augen verengten sich. Er sah zwischen seiner Frau und seinem besten Freund hin und her, als wollte er prüfen, ob sie tatsächlich vor ihm standen und keine Erscheinungen waren. Dann lächelte er, doch Lee sah die Anspannung um seinen Mund.
    »Tut mir leid, Liebling, aber das ist kein guter Zeitpunkt. Können wir später reden?«
    »Kein Problem, Süßer. Ich war nur in der Gegend und dachte, ich schau mal kurz vorbei, ob du vielleicht was zu Mittag essen willst. Ich sehe dich dann heute Abend – ich denk mir was Besonderes aus.«
    Das glaub ich dir gern, dachte Lee.
    Chuck räusperte sich nervös. »Ich begleite dich hinaus.«
    »Bis bald, Jungs«, rief sie über die Schulter und verließ den Raum mit einem perfekten Hüftschwung.
    Als die beiden weg

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