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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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Beifahrersitz von Harpers sportlichem schwarzem Rogue. Vielleicht würde er das Thema ja fallen lassen, wenn sie ihn einfach ignorierte.
    Der SUV war neu, eine große Veränderung zu dem Minivan, den er bis vor sechs Monaten gefahren hatte. Der sportliche Look setzte sich im Innenraum fort: die Schalensitze vorn, das stromlinienförmige Armaturenbrett mit den vielen schicken technischen Spielereien. Doch gleich hinter der Konsole hielt die Realität wieder Einzug.
    Der Kindersitz und die verstreuten Spielzeuge auf der Rückbank erinnerten sie daran, dass er nicht nur ihr Kollege war und ein Mann, der merklich an einer Beziehung mit ihr interessiert war, sondern auch Vater eines kleinen Kindes. Er war zwar geschieden, doch Lori wusste sehr gut, wie Beziehungen mit geschiedenen Vätern von kleinen Kindern ausgingen: schlecht. Seine Exfrau würde immer die Mutter seines Sohnes sein und daher ständig in seinem Leben präsent. Immer wieder würde der eine oder andere das Kind als Druckmittel benutzen. Vielleicht war es nicht richtig, aber das hielt Lori davon ab, den Gefühlen nachzugeben, die er in ihr weckte.
    Außerdem kam ihre Karriere an erster Stelle.
    Komplikationen konnte sie nicht gebrauchen.
    Da Harper bei der Kriminalpolizei arbeitete und sie bei der Terrorismusbekämpfung, wäre eine private Beziehung eigentlich nicht problematisch. Aber ihr Ziel war es, irgendwann zur Kriminalpolizei versetzt zu werden, um an Fällen wie diesem zu arbeiten. Warum also mit etwas anfangen, das sie nicht zu Ende führen konnte? Sie hatte ihre Prioritäten, und so heiß der Mann auch war – sie warf ihm einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln zu –, sie hatte nicht vor, sich ablenken zu lassen. Sex war eine Sache, eine Beziehung eine gänzlich andere. Und Harper war nicht der Typ für unverbindlichen Sex. Er war gerne verheiratet gewesen und wollte noch mehr Kinder.
    Mit sechsundzwanzig war in Loris Fünf-Jahres-Plan weder das eine noch das andere vorgesehen.
    Er ließ den Motor an, fuhr aber nicht los, sondern wartete auf ihre Antwort auf seine Frage. Schön, brachte sie es hinter sich.
    »Ihr Ruf spricht doch für sich.«
    Harper setzte zurück. »Patterson ist jedenfalls stinksauer auf sie, so viel steht fest.«
    Lori starrte aus dem Fenster, als er aus dem Parkhaus fuhr, vor allem, um ihn nicht angucken zu müssen. Seine Bemerkung bezüglich Patterson bewies, dass sich manche Dinge nicht geändert hatten, egal welches Datum im Kalender stand. Männer glaubten immer noch, sie regierten die Welt und die Frauen. Obwohl oftmals respektiert und bewundert, war es Frauen nicht erlaubt, gewisse Grenzen zu überschreiten. Dass Harris Pattersons Schlussfolgerungen in Zweifel gezogen hatte, ließ schlagartig den Testosteronspiegel steigen.
    »Dann findest du ihre Strategie also nicht richtig?« Lori starrte ihn jetzt ganz offen an. Harper war nur vier Jahre älter als sie; nächsten Monat wurde er dreißig. Wie kam es nur, dass er bereits dieselbe Mentalität angenommen hatte wie der Rest von diesem Männerclub?
    Mit der Leichtigkeit und dem Selbstvertrauen eines Mannes, der sein Leben lang in Birmingham lebte, steuerte Harper durch den morgendlichen Verkehr. So wie sie nahm er sich Zeit für seine Antwort. »Sie hat recht. Patterson hat unrecht.«
    »Findest du das wirklich, oder sagst du das nur, weil du glaubst, dass ich es hören will?« Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie nach einem Zeichen von Gönnerhaftigkeit.
    Er grinste sie an. Ihr Puls beschleunigte sich. Sie sah weg. Was in jener Nacht geschehen war, war ein Fehler gewesen.
    »Denkst du tatsächlich, ich wäre so unprofessionell, nur um dir zu gefallen?«
    Jetzt war sie diejenige, die sauer war. »Du meinst, so wie damals in der Nacht nach der Schießerei, als du mich gefickt hast?«
    Er sagte nichts. Wollte sich wohl nicht selbst belasten. Lori schüttelte den Kopf und betrachtete wieder die vorbeiziehende Landschaft. Sie widerstand dem Drang, die Schulter zu rollen. Der Schmerz war nur in ihrer Einbildung da. Die Wunde war nicht viel mehr als ein Kratzer gewesen. Die Kugel hatte ihren Oberarm gestreift und den Deltamuskel leicht verletzt. Nur ein paar wenige Stiche. Ein hässlicher Verband. Keine große Sache eigentlich. Nur war der Schuss für Harper bestimmt gewesen. Sie hatte sich auf ihn geworfen, um ihn aus dem Weg zu stoßen. Anders hätte sie den Mann wohl kaum rechtzeitig aus der Schusslinie gekriegt.
    Nachdem der Täter in Gewahrsam war, hatte Harper

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