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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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Sobald er die Tür geschlossen hatte, fuhr sie langsam an. Dann reichte sie ihm ein Stück Papier. »Gib diese Adresse in dein Navi ein. Da müssen wir hin.«
    Natürlich hatte sie Hintergedanken; er hätte es wissen müssen. Dan las die Adresse. Sie lag in Mountain Brook.
    »Zu wem fahren wir?«
    »Zu Dr. Maureen Sullivan.«
    Das überraschte ihn nicht. Seit sie von Wells erfahren hatte, um wen es sich handelte, hatte Jess es eilig gehabt. »Sie wird nicht mit uns sprechen, Jess. Das weißt du. Die ärztliche Schweigepflicht. Das müssen wir erst regeln. Und selbst dann wird sie sich möglicherweise weigern.«
    »Sie muss uns gar nichts sagen.« Jess schlug den Weg zur Interstate ein. »Wir erzählen ihr, was passiert ist. Dann sehen wir weiter.«
    Dan schüttelte den Kopf. Sie griff wohl nach jedem Strohhalm. »Solche Zuversicht ziehst du aus einer einzigen
Ruf mich an
-Botschaft?«
    »Nein.« Mit einer Hand klappte sie ihren Notizblock auf, während sie mit der anderen weiterlenkte. »Das schließe ich aus der Nachricht, die danach kam.« Sie reichte ihm den Block.
    Dan las, was da in ihrer ordentlichen Handschrift zweimal unterstrichen stand:
    Tu es nicht.
    Mountain Brook, 19:00 Uhr.
    Jess parkte den Mercedes vor Dr. Sullivans Haus. »Sieht aus, als hätte sie Gesellschaft.« Die Ärztin war unverheiratet und lebte allein, das hatte ihnen Wells während der Fahrt durchgegeben. Sie fuhr eine Infiniti Limousine. Der Volvo, der hinter ihrem Wagen stand, war eine unbekannte Variable.
    »Wollen wir wetten, dass es ihr Anwalt ist?«
    Jess war nicht in der Stimmung, um zu wetten. »Abwarten. Wir werden ja sehen.« Das Kennzeichen zu überprüfen war unnötig. Sie würden bald mehr wissen.
    In weniger als einer Stunde wurde es dunkel, und Jess wollte, dass diese Frau rund um die Uhr überwacht wurde, aber das würde bedeuten, dass sie zusätzliche Leute brauchten, und das für einen Fall, der eigentlich keiner war. Fünf Mädchen vermisst, und sie hatte nicht den Hauch eines Beweises, dass es sich überhaupt um ein Verbrechen handelte.
    Selbst wenn Dan sich dafür entscheiden würde, gab es immer noch einen Dienstweg, den er einhalten musste. Sosehr auch der Bürgermeister und jeder mächtige Politiker und alle einflussreichen Bürger Birminghams wollten, dass diese Mädchen gefunden wurden, es gab Grenzen, wie weit die Gesetze gebeugt und die Ressourcen aufgestockt werden konnten. Und das FBI wartete ab, ob das BPD eine Verbindung nachzuweisen vermochte, bevor es tiefer in den Fall einstieg. Daran hatte selbst ein weiteres vermisstes Mädchen nichts ändern können.
    Jess hätte sich ohrfeigen mögen, dass sie ihren Wagen bei Dans Eltern hatte stehen lassen, sonst hätte sie selbst die Observierung übernehmen können. Sie stand nicht auf der Gehaltsliste der Stadt oder des Countys. In ein paar Wochen würde sie auf gar keiner Gehaltsliste mehr stehen.
    Dan klopfte an die prunkvolle Haustür, die sich augenblicklich öffnete. Der Mann, der im Türrahmen stand, war vierzig oder älter, hatte eine beneidenswerte Bräune und trug eine Brille mit Drahtgestell. Aber es war der Designeranzug, der ihn verriet. Anwalt.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Die großzügige Empfangshalle hinter ihm war leer, aber Jess, die jetzt doch Lust aufs Wetten bekam, hätte einiges darauf gesetzt, dass die Frau Doktor ganz in der Nähe war und zuhörte.
    »Ja, das können Sie.« Lächelnd zückte Jess ihren in Bälde nutzlosen Ausweis. »Ich bin Special Agent Harris, und das ist Chief of Police Burnett. Wir würden gern mit Dr. Sullivan reden.«
    Der Anwalt streckte Jess eine Visitenkarte entgegen.»Ich bin Edward Williams, ihr Anwalt. Sie und der Chief können mit mir reden.« Er nickte Dan zu.
    »Wenn das so ist, könnten wir vielleicht reinkommen?«, schlug Jess vor. »Es ist sehr heiß.«
    »Ich fühle mich hier ganz wohl.«
    Das glaubte Jess ihm aufs Wort. Schließlich stand er in der klimatisierten Luft. »Aus Ihrer Anwesenheit, Mr Williams, schließe ich, dass Sie wissen, dass eine frühere Patientin von Ms Sullivan vermisst wird.«
    In einer Kleinstadt verbreiteten sich Neuigkeiten in Lichtgeschwindigkeit und schnurstracks bis zu den lokalen Nachrichtensendern, die sich die Finger nach echten Nachrichten leckten. Wann würden die Menschen endlich begreifen, dass keine Nachrichten gute Nachrichten waren?
    »Wir haben davon gehört. Tragisch.«
    Jess rückte den Gurt ihrer Tasche auf der müden Schulter zurecht. »Ihre Mandantin hat

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