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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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notwendigen Papiere für ihre Entlassung vorbereitet. In Wahrheit hatten sie mehr als nur ein Problem, angefangen mit ihm. Außerdem hörte Burnett zu. Er wusste schon jetzt zu viel.
    »
Er
ist vor zwei Stunden entlassen worden.«
    Jess wurde ganz still, gelähmt bis tief im Inneren, wo sonst, wenn sie an einem Fall arbeitete, ihre Gedanken rasten wie bei einer Straßenrallye. Sie konnte nicht mehr atmen und erst recht nicht sprechen.
    »Sie müssen vorsichtig sein, Agent Harris. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um erneut Anklage erheben zu können, aber Gott allein weiß, wo er dann sein wird. Wir observieren ihn natürlich vorerst, aber bei den begrenzten Ressourcen, die uns für ihn zur Verfügung stehen, wird das wohl kaum länger als eine Nacht möglich sein.«
    Die Realität holte sie wieder ein. Jess blinzelte. »Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich auf dem Laufenden halten.« Ohne sich zu verabschieden, schob sie das Handy zurück in ihre Tasche, ganz tief nach unten, so als könnte sie dort verstecken, was sie am liebsten nicht wahrhaben wollte.
    »Hat Harper etwas gefunden?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, um ihre Antwort zu unterstreichen und vielleicht auch, um ihn freizubekommen.
    Er legte den Gang ein und warf ihr einen aufmerksamen Blick zu.
    Warum konnte er nicht locker lassen? »Es war … etwas Persönliches.« Unbestreitbar und bedauerlicherweise sehr persönlich.
    Während Burnett fuhr, saß sie wie in einer Art Koma da. Eric Spears war frei. Mindestens sechs Frauen waren tot. Alle brutal vergewaltigt und mit langsamen, methodischen Foltertechniken ermordet. Und niemand hatte ihn aufhalten können. Die sechs Leichen, die sie gefunden hatten, waren vermutlich nur der erste flüchtige Blick auf eine lange, noch viel hässlichere Geschichte von Perversion. Spears war vierzig Jahre alt. Es war sehr wahrscheinlich, dass er schon viel länger aktiv war, als alle außer Jess vermuteten. Ganz sicher länger als die fünf Jahre, die das FBI ihn im Visier hatte.
    Er war draußen.
    Und es war ihre Schuld. Sie hatte einen schrecklichen Fehler gemacht. Zwar hatte ohnehin alles darauf hingedeutet, dass er freikam, doch sie hatte dafür gesorgt, dass, wenn nicht ein Wunder geschah, keines der Beweismittel, die er gehortet hatte, jemals gegen ihn verwendet werden konnte. Jetzt konnte er nur noch gestoppt werden, wenn eine seiner alten Taten, vorausgesetzt, sie lag richtig mit ihrer Vermutung, aufgedeckt wurde – oder wenn er wieder tötete und dabei gefasst wurde. Sonst würde er einfach unbehelligt weitermorden und seine Opfer, alles Frauen, würden weiterhin schreckliche Tode sterben.
    Ihretwegen.
    Wie hatte sie nur eine einzige Sekunde glauben können, dass irgendetwas, das sie zu tun vermochte, diese Mädchen retten würde?
    Jess starrte aus dem Fenster, konzentrierte sich auf die vorbeifliegenden Bäume und Häuser.
Denk nicht darüber nach
. Es gab nichts, was sie tun konnte. Der Schaden war angerichtet und nicht mehr rückgängig zu machen.
    Sobald Burnett sie abgesetzt hatte, würde sie zu Sullivans Haus zurückfahren. Jess bezweifelte, dass die Frau das Risiko eingehen würde, sich aufzumachen, solange ihr Anwalt noch da war. Und später konnte sie den Schutz der Dunkelheit nutzen. Andererseits war es auch gut möglich, dass sie das Risiko überhaupt nicht einging. Nicht alle Frauen waren so waghalsig wie Jess.
    »Burnett.«
    Sie schrak zusammen. Sie war so in Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass er einen Anruf erhielt. Möglicherweise Harper oder Wells mit einem Update. Oder auch Patterson oder Griggs. Vielleicht gab es nun wirklich einen Durchbruch, der es ihnen erlaubte, diese Mädchen zu finden und den Fall abzuschließen. Dann konnte Jess ins Nichts verschwinden. Irgendwohin, wo
er
sie nicht fand.
    Es gab viele Momente im Leben, wo eine Frau gern das Objekt der Begierde eines Mannes sein wollte. Seiner Obsession. Aber dies war wahrlich keiner dieser Momente.
    Ob Spears tatsächlich ein solches Risiko eingehen würde? Sein Intelligenzgrad ließ anderes vermuten … Andererseits gab es einen Anteil in ihm, der unfähig war, die Impulse zu kontrollieren, die seine Obsession speisten. Die Obsession, sich auf die einzige Art Lust zu verschaffen, die ihm möglich war. Und dieser Anteil beherrschte ihn ziemlich weitgehend.
    Burnetts Handy glitt zurück in seine Ledertasche am Gürtel. Das Geräusch war so ähnlich wie das einer Waffe, die wieder in ihr

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