In tiefster Dunkelheit
hatte die Frau gesagt. Sie machte Tests mit ihr. Wenigstens war sie noch am Leben.
Die hier hatten sie Dana genannt.
Sie war nicht bei Bewusstsein. Andrea konnte nicht sehen, wie sie aussah, doch sie hörte und spürte ihren regelmäßigen Atem.
Andrea sprang auf den Boden hinunter.
»Sie haben noch eine gebracht.« Callies Stimme klang leise und müde.
Dass Macy immer noch schlief, machte Andrea Sorgen. Sie überprüfte, ob sie noch atmete. Langsam und regelmäßig.
»Reanne war schon da, als ich ankam«, sagte Callie. »Nach mir kam Macy, dann du. Was werden sie mit uns machen?«
Andrea dachte an das Skelett in dem Sarg draußen vor der Tür.
Verliererin
. Doch davon wollte sie nichts erzählen. Callie und Macy würden nur hysterisch reagieren. Andrea drehte sich um und spähte durch die Dunkelheit zu dem neuen Mädchen. Die Frau hatte auch sie eine Verliererin genannt.
Würde die Neue als Erste sterben? Waren die Tests so etwas wie ein Wettbewerb, der entschied, wer lebte und wer starb? Hatte das Mädchen in dem selbstgezimmerten Sarg ihre Tests nicht bestanden? Was war mit dem Baby?
Andrea legte die Arme um Callie und drückte sie leicht. »Keine von uns wird sterben«, versprach sie.
Sie schloss die Augen vor den Bildern, die bewiesen, dass mindestens ein Mädchen und ein Baby hier schon gestorben waren.
Bitte Gott, betete sie, hilf Dan, uns zu finden.
11
Warrior, 17:50 Uhr
Dan sah zu, wie Jess bei Steve und Elaine ihren Charme spielen ließ. Ihre Fähigkeit, Menschen auch unter den schlimmsten Umständen die Befangenheit zu nehmen, war erstaunlich. Selbst die Bedenken und Fragen der Familie zu dem beklemmenden Misserfolg des Departments beim Versuch, die anderen vermissten Mädchen zu finden, hatte Jess beschwichtigt, die Befragung mit sicherer Hand gelenkt und auf Spur gehalten. Sie war eine Meisterin darin, von den Familien und Freunden der Opfer das zu bekommen, was sie wollte.
Doch wenn man sie in einen Raum voller Cops steckte, war ganz schnell Schluss mit den Samthandschuhen.
Dana, die Tochter der Sawyers, war gestern Abend gegen zwanzig Uhr fünfundvierzig in einen älteren blauen Transporter der Marke Ford gestiegen. Der Zeuge, Jeremy Thompson, hatte zur selben Zeit beim Minimarkt nebenan seinen Dodge Lieferwagen betankt. Er hätte sie vielleicht gar nicht bemerkt, wenn das Mädchen nicht so heiß gewesen wäre, hatte er ausgesagt. Dasselbe hatte er auch schon beim Bezahlen zu seinem Kumpel gesagt, der in dem Supermarkt arbeitete, was der einzige Grund war, warum sie jetzt einen Zeugen hatten.
Die Fenster des Transporters waren dunkel getönt gewesen, weshalb er den Fahrer nicht hatte erkennen können, selbst wenn er genauer hingesehen hätte. Unglücklicherweise reichte der Radius der Sicherheitskameras nicht über den ersten Stellplatz der Parkfläche des Blumenladens hinaus.
Sergeant Harper ermittelte gerade alle in Jefferson County und den angrenzenden Bezirken registrierten Transporter, um sie mit der Beschreibung des Zeugen abzugleichen. Thompson hatte, nachdem man ihm ein bisschen Dampf gemacht und Fotos vorlegt hatte, immerhin das Baujahr des Transporters auf irgendwann zwischen 69 und 74 datiert, was doch eine verflixt große Zeitspanne war.
Detective Wells war im Zimmer des vermissten Mädchens und untersuchte mithilfe von Ricky Vernon aus dem Labor ihren Laptop.
Dan klinkte sich behutsam in das Gespräch mit den Eltern ein, indem er sich auf dem Stuhl neben Jess niederließ. Steve und Elaine saßen dicht nebeneinander auf dem Sofa. Ihr Pfarrer und der Anwalt der Familie waren verständigt, wenngleich das Paar betonte, Ersterer käme zu ihrem Trost, Letzterer nur zu ihrer Beruhigung.
Es gab Dan zu denken, wenn Leute in einer Situation wie dieser es für nötig befanden, ihren Anwalt zu rufen. Fernsehkrimis waren der Beziehung zwischen Polizei und der Öffentlichkeit nicht unbedingt förderlich gewesen. Mittlerweile glaubten alle, nur weil sie im selben Raum mit einem Cop saßen, müssten sie sich auf ihre Rechte berufen und einen Anwalt hinzuziehen.
»Sie ist unter den Klassenbesten im Birmingham Southern College.« Mr Sawyer brachte ein dünnes Lächeln zustande. »Ein volles Stipendium.«
»Sie müssen sehr stolz auf sie sein«, sagte Jess mit einem herzlichen Lächeln.
So sah Dan sie zum ersten Mal lächeln, seit sie angekommen war. Dass sie so schnell wieder ernst wurde, legte den Verdacht nahe, dass es nur aufgesetzt war.
»Die Liste der Freunde, die Sie uns
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