In tiefster Dunkelheit
sind weg.«
»Denkst du, sie haben dir geglaubt?«
»Ich glaube, ja.«
Andrea konnte den Mann und die Frau reden hören. War jemand gekommen?
Oh bitte, bitte, lass sie zurückkommen.
Der Mann hatte Andrea in die Vorratskammer gestoßen. Mit dem Rücken zu der geschlossenen Tür, sodass sie nicht einmal versuchen konnte, etwas zu sehen, aber hören konnte sie. Was würden sie jetzt mit ihr machen? Es war eine Stunde oder länger her, dass sie sie aus dem Keller geschleppt hatten. Sie kämpfte gegen den Drang an, an ihren Fesseln zu reißen, hinter dem Klebeband zu schreien. Ihr Körper zitterte vor Anstrengung.
»Sie suchen jetzt nach dieser Frau«, sagte der Mann. »Du hättest Geduld haben sollen. Ich habe ihr gesagt, ich hätte Dana nicht gesehen. Sie wäre wieder gegangen.«
Die Frau lachte, hässlich und herablassend. »Ja, natürlich. Sie hat dir nicht geglaubt, und selbst wenn, hätten wir nicht zulassen dürfen, dass sie mit dem, was sie weiß, zur Polizei rennt. Die dumme, kleine Schlampe hätte ihr nichts erzählen sollen.«
»Es hätte auch nichts zu erzählen gegeben, wenn du sie nicht wegen seines Geburtstags verrückt gemacht hättest.«
»Wenn du Dana nicht hergebracht hättest, müssten wir uns überhaupt keine Gedanken um sie machen. Sie hat ihm zu sehr wehgetan. Sie ist nur eine Verliererin. Eine garstige Verliererin.«
»Ich habe dabei genauso ein Wörtchen mitzureden wie du«, knurrte der Mann.
»Halt einfach den Mund und bring Andrea hier weg.«
Die Tür öffnete sich. Neue Angst packte Andrea. Als der Mann die Rückenlehne des Stuhls packte, auf dem sie saß, klemmten seine Finger ein paar Haarsträhnen ein. Sie zuckte zusammen, als er den Stuhl, auf dem sie wie eine Stoffpuppe festgebunden war, aus der Kammer herauszog. Ihr Blick blieb an den eingemachten und getrockneten Lebensmitteln auf den Regalen hängen. Wie normal das wirkte. Wahrscheinlich hatten sie die alle mit diesen verdammten Coupons gekauft. Wie war es möglich, dass Menschen, die so normal aussahen, so verrückt waren?
Ihr Stuhl wurde zurück an den Tisch gezerrt, sie mit dem Gesicht nach vorn, so als würde sie gleich zu Abend essen.
»Zieh die Rollos runter, hol Reanne, dann machen wir mit dem nächsten Test weiter.« Die Frau beugte sich über Andrea, als der Mann das Zimmer verließ. »Auch wenn du viel Ärger gemacht hast, ich glaube, dich mag ich am liebsten.« Sie lehnte sich näher. »Vermassele es nicht, nur weil er Dana lieber mag. Ich will nicht, dass sie gewinnt.«
Andrea konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
Der Mann brachte Reanne herein. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt, so wie Andreas, und ein breiter Streifen silbernes Klebeband bedeckte ihren Mund. Er drückte Reanne in den Stuhl Andrea gegenüber.
Was kam jetzt? Andrea war schon getestet worden. Sie hatten sie geduscht und abgeschrubbt und sie anschließend untersucht. Sie schloss die Augen, versuchte die Erinnerung zu verdrängen. Die Frau hatte verkündet, sie wäre keine Jungfrau mehr, aber trotzdem geeignet. Sie begann erneut zu zittern. Sie zwang sich, nicht mehr daran zu denken. Sie musste wachsam sein. Sie war aus dem Keller raus. Hier gab es Fenster und Türen. Hier konnte sie auf eine Gelegenheit lauern, die Flucht zu ergreifen.
»Okay, Mädchen«, verkündete die Frau. »Heute beginnen wir mit den Ausscheidungsrunden.«
Starr sie nicht an!
Andrea blinzelte. Versuchte der Frau nicht ins Gesicht zu sehen. Die Frau war nicht hässlich. Sie war sogar recht hübsch. Klein und pummelig, aber hübsch. Auch der Mann sah nicht schlimm aus. Breitschultrig, ein freundliches Gesicht. Warum geschah das alles hier? Warum taten sie das?
Reanne ließ den Kopf hängen, als hätte sie wieder eine von den Pillen bekommen. Auf der Brust hatte sie ein großes weißes Pflaster, direkt über dem rechten Busen. Was hatten sie mit ihr gemacht?
»Reanne«, rief die Frau, »Kopf hoch!«
Reanne reagierte nicht. Der Mann packte sie am Haar und zog ihren Kopf nach oben. »Pass auf, Reanne.«
Reanne öffnete die Augen. Sie starrte Andrea an. Andrea hätte am liebsten geweint. Ihre Augen waren so leer, als wäre ihr völlig egal, was mit ihr passierte.
»Wenn du es nicht versuchst«, schrie die Frau sie an, »hast du verloren!«
Reanne drehte sich zu ihr. Eine Sekunde lang starrte sie die Frau an, dann versuchte sie etwas zu sagen. Die Frau zog das Klebeband ab, damit sie sprechen konnte. Reanne spuckte ihr ins Gesicht.
Die Frau gab ihr eine
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