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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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feste Ohrfeige und wischte sich dann die Spucke aus dem Gesicht. »Mit der bin ich fertig.« Sie wandte sich an den Mann. »Du hattest recht. Das Tattoo war ein Zeichen. Sie ist nicht geeignet.«
    Als er sie an den Schultern packte, flippte Reanne aus. Sie begann zu schreien, zu beißen und wild um sich zu treten. Der Mann warf sie sich über die Schulter und ging mit großen Schritten zur Hintertür hinaus, während sie sich weiter wie rasend wand.
    »Blöde kleine Schlampe.« Die Frau ging zu Andrea und fing an, ihr mit den gespreizten Fingern durchs Haar zu fahren. »Du bist so hübsch. Ich will, dass du dich wirklich anstrengst. Enttäusch mich nicht, Andrea. Ich zähle auf dich.« Sie tätschelte Andreas Schulter. »Ich habe lange auf eine Tochter gewartet.«
    Tränen rannen über Andreas Wangen. Sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Sie hatte es versucht. Sie hatte es wirklich versucht. Aber sie hatte es nicht geschafft. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, sie wäre nicht hier … dachte an den Strandausflug, den sie und ihre Mutter Ende Mai unternommen hatten. Ein Kurzurlaub nur für die Frauen. Zitternd verzogen sich ihre Lippen unter dem Klebeband zu einem schwachen Lächeln.
    Wo bist du, Mommy?
    »Andrea, aufgepasst! Wie schaffst du bloß so gute Noten, wenn du die ganze Zeit wegdöst?« Die Frau schlug ihr auf den Hinterkopf.
    Andrea riss den Kopf hoch. Blinzelte, um klar zu sehen. Küche. Sie war immer noch in der Küche.
    Reanne war fort.
    Ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf.
Schrei nicht!
    Jemand machte ein Geräusch. Andrea sah sich um. Macy saß an einem Ende des Tisches, Callie am anderen. Der Mann zog den Stuhl zurück, auf dem Reanne gesessen hatte, und drückte Dana, die Neue, darauf. Ihre Münder waren zugeklebt, ihre Hände schienen hinter dem Rücken gefesselt zu sein.
    Die Frau rupfte das Klebeband von Macys Mund. Macy schrie auf, klappte dann aber schnell den Mund wieder zu.
    »Von diesen Mädchen lernst du schon am längsten, Macy, also kommst du als Erste dran.« Die Frau ging auf ihre andere Seite. »Sag, was deine Bestimmung ist, und sag deine Psalme auf. Pass aber gut auf. Du willst doch nicht ausscheiden wie Reanne.«
    Macy leckte sich die Lippen, als wäre sie durstig. Sie atmete zittrig ein. »Meine Bestimmung ist es, eine liebende Ehefrau zu sein. Kinder zu gebären und sie zu erziehen, wie der Herr es uns gelehrt hat.« Sie räusperte sich und leckte sich wieder über die Lippen. »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich in der –«
    »Miiiiep! Falsch! Erster Fehler!«
    Macy blinzelte die Tränen zurück. »Er weidet mich auf einer grünen Aue.« Ihre Stimme bebte heftig. »Und führet mich ans frische Wasser.«
    »Miiiiep!« Die Irre war ganz aus dem Häuschen. »Zweiter Fehler.« Sie hielt ihr Gesicht vor Macys. »Ich glaube, du scheidest diese Runde aus, Macy.«
    Macy begann zu weinen.
    »Was kommt dann?«, schrie die Frau. »Kannst du dich denn an gar nichts erinnern? Ich habe es dir doch so eingebläut!«
    Macy schluchzte heftiger.
    »Du hast fünf Sekunden, Macy!«
    Als der Raum anfing, sich zu drehen, schloss Andrea die Augen und versuchte die Geräusche auszublenden. Das war verrückt. Es konnte nicht real sein.
    Wieder gellte der Pieplaut, der auf eine falsche Antwort folgte.
    »Bring sie weg, Daddy. Sie hat versagt. Macy ist eine Verliererin!« Die Frau tanzte um den Tisch herum,
Verliererin
rufend, immer und immer wieder.
    Macy schrie. Der Laut wurde verzerrt von den Schluchzern, die ihren dünnen Körper schüttelten. Andrea wünschte, sie könnte die Hand nach ihr ausstrecken. Mit Entsetzen sah sie zu, wie der Mann Macy wegbrachte.
    »Juhu, wir engen die Auswahl ein. Schicken die Idioten von der Insel! Mal sehen, ob du es besser kannst, Callie.«
    Callie begann das Gelernte aufzusagen.
    Andrea starrte über den Tisch hinweg die Neue an. Sie starrte zurück, in ihren Augen lag Resignation.
    In diesem Moment verstand Andrea, was hier los war. Niemand würde rechtzeitig kommen, um sie zu retten.
    Das war’s.
    Was immer das Ziel dieser dämlichen Tests war, es war ein Wettbewerb. Reanne war ausgeschieden, wegen des Tattoos und wegen ihrer Weigerung, sich zu unterwerfen. Macy war nicht in der Lage gewesen, dem Druck standzuhalten. So wie Callie jetzt. Die vielen Tage in diesem verdammten Loch von einem Gefängnis hatten sie zermürbt.
    Diese Menschen waren nicht nur gemein oder dumm oder total irre, sie waren pervers, böse. Das bewiesen

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