In tiefster Dunkelheit
wie Lori ans andere Ende des Raums ging, um einen Anruf entgegenzunehmen. Wenn sie jetzt schon dabei waren, persönlich zu werden, warum nicht Nägel mit Köpfen machen? Sie schlenderte zum Besprechungstisch hinüber.
»Und, Chet, sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?« Bisher hatte sie keine Gelegenheit gehabt, mehr über die anderen zu erfahren als Namen und Rang. Zudem hatte die Art, wie die beiden nach dem Gottesdienst miteinander umgegangen waren, sie neugierig gemacht.
Der Blick, den er in Loris Richtung warf, bevor er antwortete, sprach Bände. »Ich bin seit zwei Jahren geschieden und habe einen drei Jahre alten Sohn.« Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Sein Name ist David Chester, nach mir und meinem Vater.«
Chet war die Kurzform für Chester. »In unserem Beruf bleibt eine Ehe oftmals auf der Strecke.« Das konnte sie bezeugen. Und Burnett auch.
»Ja, Ma’am.« Wieder sah er verstohlen zu Lori. Dieses Mal folgte Jess seinem Blick. »Lori war nie verheiratet, oder?«
»Nein, Ma’am. Sie sagt, ihre Karriere geht im Moment vor.«
Ach, tatsächlich. »Lassen Sie es sich aus Erfahrung gesagt sein«, sagte Jess, »die Zeit rinnt einem nur so durch die Finger.« Sie lehnte sich vor und sagte so leise, dass nur er es hören konnte: »Geben Sie nicht auf. Sie wird Ihnen nicht mehr lange widerstehen können.«
Jess hatte bemerkt, wie Lori ihn ansah. Diese zwei hatte es schlimmer erwischt, als einem von ihnen oder auch beiden bewusst war.
Chet setzte eine bemüht verständnislose Miene auf.
Jess hob skeptisch eine Augenbraue.
Er gab auf und räusperte sich. »Ja, Ma’am.«
Die Tür öffnete sich, und Burnett kam herein. Er sah gar nicht mitgenommen aus, obwohl er gerade vom Bürgermeister kam. Vielleicht war es doch besser gelaufen, als er befürchtet hatte. So oder so, im Vorzimmer herumzusitzen wäre reine Zeitverschwendung gewesen. In der letzten Stunde hatten sie und die beiden Detectives viel Arbeit geschafft.
Als er nur dastand und sie zappeln ließ, fragte sie: »Und?«
Er schob die Hände in die Hosentaschen und zuckte mit den Achseln. »Ich habe noch einen Job. Und wir haben noch unsere Sonderkommission.«
Was bedeutete, dass der Bürgermeister ihn nicht angewiesen hatte, Jess zum Teufel zu jagen. Nicht, dass sie sich deswegen wirklich Sorgen gemacht hätte. Dies war ein freies Land. Er konnte sie ja nicht aus der Stadt werfen. Sie war sich ziemlich sicher, dass Harper und Wells – Chet und Lori – trotzdem weiter mit ihr zusammengearbeitet hätten.
»Gut.« Jess sammelte ihre Notizen ein und stopfte sie in ihre Tasche. »Ich denke, für heute kommen wir nicht weiter.«
»Möchten Sie, dass ich weiterhin versuche, Williams zu erreichen?«, fragte Lori.
Jess dachte kurz nach. »Wenn Chet das übernehmen könnte«, sie wandte sich an ihn, »könnte Lori etwas anderes für mich tun.«
»Kein Problem«, bestätigte Chet.
»Gut. Lori, schauen Sie mal, was Sie sonst noch über die Murrays herausfinden können. Vor allem über den Sohn. Hatte er außer Sever noch andere Freunde, die möglicherweise erst jetzt seinen Tod rächen wollen würden?«
Das war zwar sehr weit hergeholt, doch irgendwie kehrten Jess’ Überlegungen immer wieder zu den Murrays zurück.
»Ich will nur klar haben, dass wir nichts übersehen, was diese Leutchen angeht.« Guter Gott. Offenbar hatte sie es ganz aufgegeben, sich gegen die unerbittliche Rückkehr ihrer alten Sprachmuster zu wehren.
»Auf dem Weg hierher hat mich Patterson angerufen«, sagte Burnett. »Einer von Reannes Kollegen erinnert sich an einen blauen, älter aussehenden Transporter, der in den letzten Tagen vor Reannes Verschwinden mehrmals am Sandwichshop vorbeigefahren ist.« Er sah auf sein Handy. »Der Mann heißt Jarod Rimes. Er geht zum Rauchen auf den Parkplatz.«
»Um den kümmere ich mich«, bot Chet an.
Wenn sich herausstellte, dass die Info stimmte, konnte das einen Durchbruch bedeuten. Zu schade, dass der Sandwichshop keine Überwachungskameras installiert hatte. Irgendjemand musste Reanne diese Nachrichten persönlich übergeben haben.
»Haben Sie noch die Fotos von dem Transporter, damit wir gewährleisten können, dass er unter ›älter‹ das Gleiche versteht wie wir?«
»Ja, Ma’am.«
»Gut.« Jess lud sich ihre Tasche auf die Schulter. »Lassen Sie’s mich wissen, wenn es was Neues gibt.«
Sie freute sich auf ein langes heißes Bad in Katherines nobler Sprudelwanne. Und anschließend würde sie sich
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