In tiefster Dunkelheit
Augenblick«, fuhr er fort, bevor Jess erneut versuchen konnte, das Gespräch an sich zu reißen, »müssen wir davon ausgehen, dass er hier ist und dich beobachtet.« Neue Wut überkam ihn, stark wie nie, als er daran dachte, wie der Mistkerl ihn verhöhnt hatte. »Vorläufig bin ich für deinen Schutz verantwortlich, Jess. Du wirst genau das tun, was ich sage.« Er funkelte seine Ermittlerin böse an. »Das betrifft auch Sie, Wells. Wenn ich einen Befehl gebe, erwarte ich, dass er befolgt wird.«
Sie und Jess begannen gleichzeitig zu reden.
Dieses Mal hob er beide Hände. Sie verstummten. »Ich habe nur eine Frage.« Er bemühte sich um Ruhe, mit mäßigem Erfolg. »Was habt ihr euch dabei gedacht, verdammt noch mal?« Er stand hinter seinem Schreibtisch, Wells und Jess in Habachtstellung auf der anderen Seite, ihre steife Haltung drückte Schuldbewusstsein aus. Er hatte bewusst darauf geachtet, dass sich etwas zwischen ihm und ihnen befand, sonst wäre er ihnen vermutlich an die Gurgel gegangen.
»Es tut mir leid, Chief«, sagte Wells respektvoll. »Ich habe mich wohl von der Dringlichkeit der Situation hinreißen lassen.«
»Das stimmt nicht«, wandte Jess ein. Sie sah von Wells zu Dan. »Ich habe ihr einen direkten Befehl gegeben. Detective Wells hatte keine Wahl.«
Nun, das glaubte er unbesehen.
»So war es nicht, Sir«, widersprach Wells jedoch. »Ich habe ganz allein die Entscheidung getroffen, den Debarros-Fall in Verbindung mit unserem aktuellen Fall noch einmal aufzurollen. Dabei hat das, was Agent Harris gesagt oder auch nicht gesagt hat, keine entscheidende Rolle gespielt.«
Dan schüttelte den Kopf. »Sonst haben Sie nichts zu Ihrer Verteidigung zu sagen?« Das galt dem Detective.
»Nein, Sir.« Wells straffte die Schultern. »Ich bitte höflichst um die Erlaubnis, wegtreten zu dürfen, damit ich mich wieder an die Arbeit machen kann. Ich hoffe, eventuelle disziplinarische Maßnahmen können warten, bis wir die vermissten Mädchen gefunden haben.«
Leider hatte sie recht, sonst hätte Dan ihr jetzt den Marsch geblasen, so wie sie es verdiente. »Gehen Sie. Die anderen sind im Besprechungsraum und suchen nach der möglichen Verbindung zwischen dem Debarros-Fall und diesem hier.«
»Danke, Sir.«
Sie und Jess tauschten noch einen Blick, bevor Wells sein Büro verließ und die Tür hinter sich schloss.
Dan wandte sich der letzten Aufrechten zu, um sie seinen ganzen Groll spüren zu lassen.
»Detective Wells hat nur getan, worum ich sie bat«, sagte Jess ihm ohne eine Spur von Reue. »Sie hat eingewandt, dass wir besser bis nach der Pressekonferenz warten sollten, aber das wollte ich nicht. Sie hat dann widerstrebend nachgegeben.« Jess stemmte die Hände in die Taille. »Disziplinarische Konsequenzen, welcher Art auch immer, hat sie nicht verdient. Außerdem ist diese Ermittlung wichtiger als eine blöde Pressekonferenz. Wenn wir gewartet hätten, hätten wir nur wertvolle Zeit verschwendet, so wie wir auch jetzt Zeit vertrödeln, statt nach diesen Mädchen zu suchen. Die Murrays –«
»Deine Meinung zu Wells hast du nun ausreichend deutlich gemacht.« Er hielt seinen wachsenden Ärger zurück. »Aber was deine klugscheißerische Bemerkung zur Pressekonferenz angeht: Dagegen kann ich nichts tun.«
»Du weißt, dass ich recht habe.«
»Du hast recht, Jess.« Er riss die Hände hoch. »Du hast recht. Aber ich kann diesen Mädchen oder sonst wem nicht helfen, wenn ich gefeuert werde. Ich jedenfalls würde meinen Job gern behalten.«
Sie machte ein Gesicht, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst. Oh Mist. »Jess, damit wollte ich nicht andeuten –«
»Doch, wolltest du. Und du hast recht.« Sie sah sich nach etwas um, auf das sie ihre Aufmerksamkeit richten konnte, um ihn nicht ansehen zu müssen.
Ach, herrje. Er ging um den Schreibtisch herum und nahm sie bei den Schultern. »Du missverstehst mich.«
Widerstrebend erwiderte sie seinen Blick. »Ich hätte in jedem Fall Sergeant Harper informieren müssen für den Fall, dass wir Verstärkung gebraucht hätten. Da habe ich Mist gebaut. Schon wieder. Scheiße. Scheiße. Scheiße!«
»Jess, du lagst genau richtig mit deinem Gefühl. Ich bin derjenige, der durchgedreht ist. Statt euch beiden schnell Verstärkung zu schicken, konnte ich nur daran denken, dass die SMS , die der Kerl dir geschickt hat, bedeuten kann, dass er dich beobachtet. Dass er in deiner Nähe ist.«
Ärger erschien in ihren Augen. »Ich bin nicht mehr zweiundzwanzig.
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