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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Miene wartete sie darauf, dass ich weitersprach.
    »Drüben in Derby. Auf einem Wal-Mart-Parkplatz. Möglich, dass der Wagen seit ihrem Verschwinden dort gestanden hat.« Ich zögerte einen Moment, sprach es dann aber doch aus. »Am Türgriff und am Steuer befinden sich Blutspuren.«
    Sie zeigte immer noch keine Regung. »Sie ist nicht tot. Ich weigere mich zu glauben, dass Syd tot ist«, sagte sie nach einem Moment.
    »Nein, sie ist nicht tot«, sagte ich, halb um mir selbst
    Mut zuzusprechen. »Wir wissen nicht mal, ob es überhaupt Syds Blut ist. Erst mal muss ein DNA-Test gemacht werden.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Susanne. »Syd lebt, das weiß ich genau.« Sie reckte das Kinn, als wolle sie eine böse Macht abwehren.
    Die Tür flog auf, und Bob betrat den Raum. »Wie kommst du dazu, Evan grundlos zu beschuldigen, verdammt noch mal?«, schnauzte er Susanne an. »Oh«, entfuhr es ihm, als er mich sah.
    »Also dann«, sagte ich zu Susanne. »Ich halte dich auf dem Laufenden.« Dann wandte ich mich zu Bob. »Mäßige deinen Ton«, sagte ich leise. »Und wenn Evan Susanne noch mal eine blöde Kuh nennt, ramme ich seinen Schädel höchstpersönlich durch die nächste Windschutzscheibe.«
     
    ***
     
    Ich weiß nicht mehr, wie ich nach Hause kam. Später konnte ich mich an die Fahrt nicht mehr erinnern. Ich war stocksauer und völlig durch den Wind.
    In der Einfahrt stand ein Wagen der Polizei; kein Streifenwagen, sondern ein Van. Ein Mann im Anzug trat auf mich zu und wies sich als Gerichtsmediziner aus – Detective Jennings habe ihn geschickt, um eine DNA-Probe von Sydney zu nehmen. Ich bat ihn herein und zeigte ihm Syds Zimmer sowie das Bad. Sein Blick blieb als Erstes an der Haarbürste hängen.
    Während er im Bad beschäftigt war, ging ich nach unten in die Küche. Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte. Ich hörte die Nachrichten ab.
    »Hey.«
    Kate Wood.
    »Ich habe mich nur gerade gefragt, wie’s dir wohl geht. Hast du die Nachricht bekommen, die ich dir auf deinem
    Firmentelefon hinterlassen habe? Mein Angebot steht noch. Wenn du magst, komme ich vorbei und bringe uns etwas zu essen mit. Du kannst auch hierherkommen, wenn du willst. Wie auch immer, ruf doch mal zurück, okay?«
    Ich löschte die Message, ging nach oben in mein kleines Büro und schaltete den Computer an, um zu checken, ob sich irgendetwas auf der Website getan hatte.
    Nichts.
    Eine Weile saß ich einfach nur da und stierte auf den Bildschirm.
    Der Gerichtsmediziner erschien in der Tür und sagte, er würde allein hinausfinden.
    »Dann auf Wiedersehen«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    Schließlich ging ich wieder in die Küche hinunter. Ich öffnete den Kühlschrank und starrte bestimmt zwanzig Sekunden lang hinein, als würde sich dadurch auf magische Weise etwas Essbares materialisieren. Seit über zwei Wochen hatte ich nicht mehr eingekauft und ernährte mich – außer, wenn Patty mit ein paar Burgern vorbeikam – hauptsächlich von Fertiggerichten für die Mikrowelle, die sich in der Gefriertruhe angesammelt hatten.
    Ich schloss die Tür, stützte mich auf die Anrichte und atmete mehrmals tief ein und aus.
    Was mich offenbar alles andere als beruhigte, da ich unvermittelt ausholte und alles von der Anrichte fegte, was sich in meiner Reichweite befand – den Toaster, die Gewürzstreuer, den Abreißkalender mit Karikaturen aus dem New Yorker und einen elektrischen Dosenöffner. Polternd gingen die Utensilien zu Boden.
    Wut und Frust schnürten mir die Kehle zu. Wo steckte Syd nur? Was war geschehen? Warum war sie abgehauen?
    Und warum, zur Hölle, konnte ich sie nicht finden?
    Allmählich begann ich durchzudrehen. Ich fand einfach kein Ventil für meine Aggressionen.
    Ich war gerade mal zwanzig Minuten zu Hause, und schon trieb es mich wieder nach draußen. Jeder Augenblick, den ich hier verbrachte, erinnerte mich nur daran, dass Syd nicht da war. Ich konnte nicht länger untätig herumsitzen. Ich musste Dampf ablassen. Raus. Meine Tochter suchen.
    Im selben Moment klingelte das Telefon. Ich nahm ab, noch bevor das erste Läuten verklungen war.
    »Was?«, brüllte ich in den Hörer.
    »He, immer schön locker bleiben.«
    Ich senkte die Stimme. »Oh, tut mir leid. Hallo.«
    »Ich hab vorhin schon angerufen. Hast du meine Nachricht erhalten?«
    »Nein, Kate«, log ich. »Ich bin eben erst nach Hause gekommen.«
    Wir hatten uns vor einem halben Jahr kennengelernt. Und zwar auf ziemlich unkonventionelle Weise. Sie war vor dem

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