In Todesangst
Stunde startklar sein.«
»Dann sollten wir unsere Zeit besser nicht mit langem Hin und Her verschwenden«, sagte ich.
»Was wollen Sie von mir?« Er strich sich die Haare aus der Stirn, aber sie fielen ihm sofort wieder über die Augen.
»Bei mir ist eingebrochen worden«, sagte ich.
»Üble Sache«, sagte er.
»Die haben mir die Bude komplett auseinandergenommen«, fuhr ich fort.
Erneut strich er sich das Haar aus der Stirn. »Und?«
»Ich will, dass du mir alles erzählst, was du über Sydney weißt. Was ist mit ihr passiert?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Du fandest es doch bestimmt gut, dass sie bei euch gewohnt hat, oder?«
»Ganz nett. Wir kamen miteinander klar, aber sonst hat jeder sein eigenes Leben geführt.«
»Seid ihr auch mal zusammen weggegangen?«
»Eigentlich haben wir uns nur beim Frühstück und beim Abendessen gesehen. Und ab und zu musste ich sie morgens aus dem Bad scheuchen, weil sie immer so lange gebraucht hat.«
»Und du fandest es nicht cool? Dass Sydney bei euch eingezogen ist?«
»Ist das so was Besonderes?«, fragte er zurück.
»Hast du sie mit deinen Freunden bekannt gemacht?«
»Sie wissen doch überhaupt nichts über meine Freunde.« Er funkelte mich an. »Genauso wenig wie über mich.«
»Nimmst du Drogen, Evan? Dealt jemand von deinen Kumpels?«
»Sie haben sie doch nicht mehr alle! Kann ich mich jetzt endlich wieder um den Wagen kümmern?« »Warum hast du das Geld gestohlen?«, fragte ich.
»Was?«
»Du hast mich genau verstanden.«
»Sie können mich mal.«
»Das Geld, das aus dem Büro verschwunden ist, Susannes Uhr …«
»Die Uhr hat sie doch längst wiedergefunden.«
»Habe ich gehört. Aber du willst doch wohl nicht abstreiten, dass du das Geld aus dem Büro geklaut hast.«
»Weiß mein Vater überhaupt, dass Sie hier sind?«
»Wir können ihn gern dazuholen. Dann kann ich dich ja in seiner Gegenwart fragen, warum du bei mir eingebrochen bist.«
»Warum sollte ich so was tun?«
»Keine Ahnung. Das würde ich gern von dir hören.«
»Wie kommen Sie auf diesen Scheiß? Das ist doch total durchgeknallt!«
»Was treibst du den ganzen Tag an deinem Computer?«
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Sie hat Ihnen den ganzen Mist erzählt, stimmt’s?«
»Sie?«
»Sie ist nicht meine Mutter, verdammt noch mal! Nur weil sie die Freundin von meinem Dad ist, hat sie noch lange nicht das Recht, hinter mir herzuspionieren!«
»Soll ich dir mal was sagen, mein kleiner Freund? Du kannst froh sein, dass ich dir nicht sofort die Fresse poliert habe – als kleines Dankeschön dafür, dass du meine Exfrau neulich als blöde Kuh bezeichnet hast. Aber ich habe beschlossen, keinen Aufstand zu machen, weil es mir in allererster Linie darum geht, meine Tochter wiederzufinden. Und irgendwie werde ich das seltsame Gefühl nicht los, dass du etwas mit Syds Verschwinden zu tun hast.«
Er schüttelte den Kopf und gab ein abfälliges Lachen von sich. »Schwachsinn.«
Er schaltete den Staubsauger wieder an und wandte sich von mir ab. Ich wollte ihn gerade an der Schulter packen, als hinter mir eine Stimme ertönte: »Tim!«
Ich drehte mich um. Bob Janigan stand in der Garagentür.
Ich trat auf ihn zu. »Mit deinem Jungen stimmt irgendwas nicht«, sagte ich. Dann ging ich zu meinem Wagen.
***
Unterwegs klingelte mein Handy.
»Was ist passiert?«, fragte Susanne.
»Während ich in Seattle war, ist bei mir eingebrochen worden. Die Täter haben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Es ist Geld gestohlen worden, wenn auch nicht viel, und vielleicht ist noch mehr weggekommen, aber das konnte ich bei dem Chaos nicht überblicken. Und zu allem Überfluss hat die Polizei auch noch einen Beutel mit weißem Pulver gefunden – wahrscheinlich Kokain.«
»Was?«
»Ich glaube, Evan weiß mehr, als er zugibt.«
»Bob hat gesagt, dass er dich umbringt, wenn du Evan noch einmal zu nahe kommst.«
»Tut mir leid, Suze, ich habe jemand anderen in der Leitung. Bis dann.«
***
Es war Edwin Chatsworth, ein Anwalt, der mich schon mehrmals in juristischen Angelegenheiten vertreten hatte – zum Beispiel damals, als ich mit meinem Autohaus pleitegegangen war, aber auch, als mich einmal ein unzufriedener Kunde persönlich verklagen wollte, weil ich ihm seiner Meinung nach eine Schrottkiste angedreht hatte.
Ich erklärte ihm so kurz und knapp wie möglich, worum es ging.
»Ich glaube kaum, dass Sie etwas zu befürchten haben«, sagte er. »Selbst wenn es
Weitere Kostenlose Bücher