In tödlicher Gefahr
anders zu reagieren. Laut Jimmy fuhr der Acura schnell davon.“
„Und niemand hat den Fahrer gesehen?“
„Nicht durch die getönten Scheiben.“
Sie hatte eine plötzliche Vision von Arturo Garcias Gesicht, als er sie angeschrieen hatte. Ein Mann von solcher Wut und Entschlossenheit gab nicht leicht auf. Und er würde erfinderisch sein, um die Informationen zu bekommen, die er haben wollte: wo ihr Restaurant lag, wo sie wohnte und wo Bens Schule war.
„Könnte Arturo dahinter stecken, John?“
„Ich bezweifle, dass er den Mut hätte …“
„Aber wenn er es doch war?“ Abbies Stimme klang schrill. „Ben könnte inzwischen sonst wo sein. Mein Sohn kann meilenweit entfernt bei einem Wahnsinnigen sein.“
„Er wäre nicht weit gekommen, Abbie. Wir hatten schon nach einer halben Stunde die Fahndung laufen.“
„Du wirst ihn nie finden!“ schrie sie. „Warum gibst du es nicht zu? Es ist offenkundig. Warum sprichst du es nicht aus?“
„Weil ich schon lange aufgehört habe, mich auf das Offenkundige zu verlassen. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um Ben zu finden. Einsatzwagen aus den angrenzenden Gemeinden haben sich der Suche angeschlossen. Sie haben eine Beschreibung deines Wagens und dein Kennzeichen.“
Abbie spürte, dass ihre Schultern unter der Last der Verzweiflung herunterfielen. „Das ist alles meine Schuld.“ Endlich hatte sie ausgesprochen, was ihr auf der Seele lag. „Wäre ich zur Polizei gegangen, als Ian mich zu erpressen versuchte, wäre Ben jetzt noch zu Hause.“
„Du hast nur deine Mutter beschützt“, erinnerte Claudia sie. „Du konntest nicht wissen, dass es so weit kommen würde.“
Die Bemerkung tröstete sie nicht. Sie rang die Hände. „Was ist mit dem forensischen Team, das den Parkplatz abgesucht hat?“
„Sie haben nicht viel gefunden, und es ist fraglich, ob der Kidnapper Spuren hinterlassen hat. Aber sie untersuchen jeden gefundenen Schnipsel und halten mich auf dem Laufenden.“
John packte sie an den Schultern. „Wir finden ihn, Abbie. Gleichgültig, wer ihn mitgenommen hat, wir finden ihn.“
Sie wollte ihm so gerne glauben, aber was wäre, wenn es bereits zu spät war? So wie für Eric Sommers. Sie schalt sich für diese Gedanken. Auf keinen Fall durfte sie den Mut verlieren.
„Warum lässt du dich nicht von Claudia heimfahren“, riet John leise.
„Ich kann nicht. Ich muss hier sein, falls Ben …“
„Brady bleibt hier, falls er anruft. Du musst nach Hause, Abbie.“
Gehorsam nickte sie und ließ sich von Claudia, die ihre Hand genommen hatte, hinausführen.
37. KAPITEL
E s ist fast wie in alten Zeiten, dachte John, als sie um den Esszimmertisch saßen – Clarice hatte nie in der Küche essen mögen – und Jordan das Reden übernahm. Er war begeistert von Johns Besuch und ahnte nicht, dass der mit der Nachricht vom Verschwinden eines Freundes verbunden war.
Das Boston-Market-Hühnchen mit allen Beilagen war sehr gut gewesen und auf jeden Fall besser als die Burritos, die John sich auf dem Heimweg mitgenommen hätte. Da Clarice drängte, nahm er sich eine zweite Portion und wartete, bis sie alle ihren Kirschkuchen gegessen hatten, ehe er sich erhob.
„Wir sollten in den Wohnraum gehen“, sagte er zu Jordan. „Ich muss etwas mit dir besprechen.“
Der Junge war bereits halb aufgestanden und hielt jetzt inne. „Habe ich was angestellt?“
John lachte. „Das will ich doch nicht hoffen, denn eine zweite Standpauke von Mrs. Rhinehart könnte ich nicht ertragen. Die Frau macht mir Angst.“
Jordan grinste. „Tut sie nicht. Du hast vor gar nichts Angst, Dad.“
„Denkst du.“
Eine Hand auf Jordans Schulter, gingen sie in den aufgeräumten Wohnraum mit der blauen Polstergarnitur und dem Backsteinkamin. Jordan setzte sich auf einen gepolsterten Fußschemel, während John einen Sessel nahm.
Es war nicht leicht, ihm die Nachricht zu überbringen, deshalb redete er nicht darum herum. „Ben wird vermisst.“
Clarice, die ihnen gefolgt war, stieß einen leisen Seufzer aus. „Redest du von Ben DiAngelo?“
John nickte.
Jordans Miene verriet eine Mischung aus Besorgnis und Verwirrung. „Was meinst du mit vermisst?“
„Er ist entführt worden.“
Der Junge sprang auf. „Ausgeschlossen! Das ist nicht wahr!“
„Ich fürchte doch, mein Kleiner. Es wird im ganzen Staat nach ihm gesucht.“
„Aber warum? Wer hat ihn mitgenommen?“
Clarice kam herüber, drückte ihren Sohn sanft zurück auf den Fußschemel, setzte sich
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