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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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war, und dafür, dass mein Leben den Bach runtergegangen ist, während deines sich prächtig entwickelt hat. Ich hätte mich wegen des Geldes gleich an Irene gewandt, aber so wie ihr Haus aussieht, hat sie wohl nicht viel. Du hingegen scheinst eine Menge zu haben, wahrscheinlich mehr, als du brauchst.“
    Dass er am Haus ihrer Mutter gewesen war, machte sie wütend. „Du hältst dich von meiner Mutter fern, Ian!“ schrie sie. „Hast du das kapiert?“
    „Die ganze Welt kann dich hören, Schwesterchen.“
    „Und nenn mich gefälligst nicht Schwesterchen!“ Sie sah sich um, verärgert, dass sie sich durch ihn hatte provozieren lassen, und atmete tief durch. „Lass die Tür los!“ presste sie hervor, „oder ich werde …“
    „Hunderttausend Dollar, Abbie.“ Jetzt war er todernst. „Das verlange ich für mein Schweigen. Ich lasse dir Zeit, darüber nachzudenken. Inzwischen könntest du dir das hier mal ansehen.“ Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche und gab es ihr. „Es ist nur eine Kopie. Also glaub nicht, dass es dir was nützt, sie zu zerreißen.“
    Es war ein Brief ihrer Mutter an ihren Großvater, etwa eine Woche vor dem Brand in Palo Alto geschrieben. Irene erzählte ihrem Vater, wie schlecht Patrick sie behandelte. „
Ich hasse ihn so sehr, Daddy“
, hatte sie am Ende geschrieben. „
Manchmal sehe ich ihn an, wenn er schläft, und möchte ihn einfach nur umbringen.“
    „Woher hast du das?“ fragte Abbie mit brüchiger Stimme.
    Erneut sah Ian sie selbstgefällig an. „Vom Küchentisch. Irene hatte ihn eine Minute liegen lassen, ohne zu bemerken, dass ich dort war. Sie hatte gedroht, meinem Vater von dem Hasch zu erzählen, das sie in meinem Zimmer gefunden hatte. Also habe ich den Brief geklaut und einen Deal mit ihr ausgehandelt. Ich würde Dad den Brief nicht zeigen, wenn sie nichts wegen des Haschs sagt.“
    „Und sie war einverstanden?“
    Er lachte. „Natürlich war sie das. Sie wusste verdammt gut, was mein Dad mit ihr machen würde, wenn er den Brief gelesen hätte.“
    „Wie konnte so ein Blatt Papier das Feuer überstehen, obwohl das ganze Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt ist?“
    „Ich hatte ihn zusammen mit einigen anderen Sachen von mir im Garten vergraben. Nach dem Feuer habe ich alles ausgebuddelt. Ich weiß nicht, warum ich den Brief all die Jahre aufbewahrt habe. Mit Dads Tod war er eigentlich wertlos, aber aus irgendeinem Grund habe ich ihn behalten. Dann ruft vor ein paar Wochen unverhofft mein alter Kumpel Earl Kramer an, und da wusste ich, dass der Brief mir gerade recht kam.“
    Abbie wurde skeptisch. „Du hattest ihn die ganze Zeit im Gefängnis bei dir?“
    „Nein. Er war in dem Koffer, den ich bei einer Freundin gelassen hatte. Sobald ich draußen war, ging ich hin und holte meine Sachen. Der Brief war noch da, wo ich ihn hinterlassen hatte, in einem Buch.“
    „Das beweist gar nichts“, erwiderte Abbie, schwenkte den Brief hin und her und hoffte, überzeugter zu klingen, als sie tatsächlich war. „Drohungen werden ständig ausgesprochen.“
    „Ja, aber wie viele führen ihre Drohungen aus?“
    „Ich habe dir schon gesagt, meine Mutter hat nichts Strafbares getan! Sie hat ihr Leben riskiert, um dich …“
    „Erzähl das den Geschworenen.“
    Er ließ die Tür los, und Abbie schlug sie zu. Noch ein Wort von ihm, und sie würde ihm garantiert etwas antun. Sie wollte den Schlüssel ins Zündschloss stecken, doch ihre Hand zitterte so sehr, dass es erst beim dritten Versuch klappte. Dann sprang der kraftvolle Motor an, und sie fuhr vom Parkplatz.

5. KAPITEL
    A bbie umklammerte das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie fuhr die vertraute Strecke nach Hause, als würde sie von einem Autopiloten gelenkt, und musste immer wieder an Ians lächerliche Forderungen denken. Hunderttausend Dollar. Hatte er den Verstand verloren? Sie hatte nicht so viel Geld! Außer dreißigtausend Dollar in Zero Bonds für die Ausbildung ihres Sohnes und dem Preisgeld für den Bocuse, das sie in Bankanleihen investiert hatte, besaß sie nichts. Nicht mal eine Lebensversicherung.
    Angst krampfte ihr den Magen zusammen. Ob Ians Anschuldigungen nun stimmten oder nicht – und sie war sicher, sie stimmten nicht –, so hatte er doch die Oberhand und wusste es. Ihr war klar, dass er keine Gewissensbisse haben würde, seine Drohung wahr zu machen. Der Mann hatte kein Gewissen. Würde die Polizei jedoch Earl Kramer, einem Todeskandidaten, glauben?

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