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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Vielleicht ja, falls man die ehemaligen Nachbarn der McGregors befragte, die zweifellos von Irenes unglücklicher Ehe und den zahllosen Streitereien während der zwei Jahre erzählen würden.
    Aber was sagen ein paar Streitigkeiten schon aus? überlegte sie, als sie in die Elm Road einbog. Alle Ehepaare stritten. Sie und Jack hatten während ihrer stürmischen fünfjährigen Ehe zweifellos ihr Maß an Streitereien voll gemacht, und trotzdem hatte sie Jack nicht umgebracht. Genauso wenig wie Irene Patrick getötet hatte. Ihre Mutter war die sanfteste Seele, die man sich vorstellen konnte, freundlich, umsichtig und fürsorglich. Und sie hatte ihre Tochter von Herzen geliebt, das hatte Abbie immer gespürt. Warum sollte sie also das Leben ihres Kindes durch ein Feuer gefährden, nur um ihren Ehemann loszuwerden? Das ergab einfach keinen Sinn.
    Doch es gab diesen Brief. Für sich genommen würde er nicht ausreichen, Irene etwas anzuhängen, aber zusammen mit einer möglichen Aussage von Nachbarn und Earl Kramers so genanntem Geständnis bedeutete er Unheil.
    Schließlich kam ihr zweigeschossiges Farmhaus mit seiner Steinfront und dem tief herabgezogenen Dach in Sicht. Im Erdgeschoss brannte Licht, ein Zeichen der Ermutigung und Sicherheit. Tiffany, ihre Babysitterin, würde unten leise Fernsehen schauen, während Ben oben fest schlief, seine geliebten Schläger und Handschuhe am Fußende des Bettes.
    Abbie drückte auf die Fernbedienung, die an der Sonnenblende angebracht war, und wartete, bis sich die zwei Türen der Doppelgarage öffneten. Sobald sie hineingefahren war, steckte sie den Brief in ihre Tasche und nahm sich ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, ehe sie ins Haus ging.
    Tiffany, ein erklärter Fan der Filme aus den 40er Jahren, sah sich im Wohnraum einen Schwarz-Weiß-Film aus Abbies umfangreicher Sammlung an. Stets aufmerksam, wandte sie jedoch sofort den Kopf, als sie Abbies Schritte hörte, und stand auf. Sie war eine hübsche neunzehnjährige College-Studentin mit langen blonden Haaren und Mittelscheitel, ausdrucksvollen braunen Augen und einem rasch aufflammenden Lächeln. Als ältere Schwester dreier übermütiger Brüder wusste sie genau, wie sie Ben nehmen musste, ohne dass er auch nur argwöhnte, überlistet zu werden.
    „Hallo, Miss DiAngelo.“
    „Hallo, Tiffany. Tut mir Leid, dass ich so spät komme.“ Sie ließ ihre Tasche auf einen Sessel fallen. „Alles in Ordnung?“ Diese Frage stellte sie selten, aber heute Abend fühlte sie sich verunsichert und brauchte Bestätigung.
    „Alles bestens.“ Tiffany lachte und nahm ihre Lehrbücher vom Couchtisch. „Ben war so aufgekratzt nach dem Spiel, dass er nicht mal über die grünen Bohnen auf seinem Teller gemäkelt hat.“
    Abbie lächelte. Bens Aversion gegen grünes Gemüse war legendär. Ihre beste Freundin Claudia hatte ihm einmal gesagt: „Ich traue nichts Grünem, und essen würde ich es schon gar nicht.“ Seither glaubte er, ihr nacheifern zu dürfen.
    Nachdem Tiffany gegangen war, löschte Abbie das Licht, ging hinauf und warf einen letzten Blick auf Ben. Seine Nachttischlampe brannte und verbreitete einen sanft goldenen Schein in dem Raum, den sie letztes Jahr nach Baseballthemen neu dekoriert hatten. An den Wänden hingen Poster von Bens Lieblingsspielern der Liga – Mark McGuire, Sammy Sosa, Barry Bonds und natürlich Scott Rolen, dem dritten Baseman und Star der Philadelphia Phillies.
    Der Junge hatte sich auf der Seite zusammengerollt, die Hände unter der Wange, das rote Haar zerzaust. Erneut fühlte sie sich beklommen. Falls Ian seine Drohung wahr machte, würde auch das Leben ihres Sohnes beeinträchtigt werden. Sie lebten in einer kleinen Stadt, und dank ihrer Bekanntheit durch den Preis – über den sie sich nicht mehr so recht freuen konnte – würde ein Skandal sich schnell herumsprechen. Es war fraglich, ob sie Ben vor der hässlichen Publicity schützen könnte, die zweifellos mit einer Untersuchung einhergehen würde.
    Er hatte bereits eine Menge mitgemacht – die ständigen Spannungen in der Ehe seiner Eltern, schließlich die Scheidung und ein bitterer Sorgerechtsstreit. Sie wollte nicht zusehen, wie er Schaden nahm und sein glückliches, geordnetes Leben in die Brüche ging.
    Zum ersten Mal seit der Scheidung von Jack wünschte sie, sich mit einem Ehemann besprechen zu können. Jemand, der stark und klug war und sie nicht nur tröstete, sondern ihr auch riet, wie sie den Feind angehen musste.
    Ein bitteres

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