Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
Vom Netzwerk:
Durchreise.“
    „Das verstehe ich nicht. Woher kannte er deine Adresse?“
    „Durch das Fernsehinterview. Er hat es gesehen, hörte, dass ich in Princeton lebe, und beschloss, mich zu besuchen. Dank Internet war es nicht schwierig, mich zu finden.“ Sie machte eine Pause, da sie wusste, wie leicht sich ihre Mutter in letzter Zeit aufregte. Allerdings sah sie keine andere Möglichkeit, die Wahrheit zu erfahren, als offen zu reden. „Er wollte wissen, ob ich mich an das Feuer erinnere.“
    Irene setzte sich kerzengerade hin. „Warum hat er dich gefragt? Wenn er etwas wissen will, soll er zu mir kommen.“
    „Ich wollte nicht, dass er dich aufregt.“
    „Und ich möchte nicht, dass er
dich
aufregt!“
    „Das hat er nicht, Mom“, log sie. „Er war ein bisschen nervig, aber wenn ich mich recht entsinne, war er das immer, nicht wahr?“ Erleichtert stellte Abbie fest, dass die Mitteilung keine dramatische Veränderung im Verhalten ihrer Mutter bewirkte, und fuhr deshalb fort: „Was genau ist in jener Nacht passiert, Mom?“
    „Du weißt, was passiert ist. Patrick ist mit einer brennenden Zigarette in der Hand eingeschlafen. Das war eine üble Angewohnheit von ihm, die mich damals in Angst und Schrecken versetzte. Deshalb hatte ich angefangen, im Nebenzimmer zu schlafen.“
    Ein weiteres Detail, das die Behörden interessant finden würden. „Ian behauptet, er habe einen der Feuerwehrleute von Brandstiftung reden hören“, fügte Abbie vorsichtig hinzu.
    Irenes Blick schien sich einen Augenblick zu verfinstern. „Hat er das gesagt?“
    „Stimmt es? Haben die Behörden ursprünglich Brandstiftung angenommen?“
    „Vielleicht.“
    „Kannst du dich nicht erinnern?“
    „Nein, Abbie“, entgegnete Irene aufgebracht. „Ich erinnere mich nicht. Wer weiß schon noch all das, was vor so langer Zeit passiert ist?“
    „Reg dich nicht auf …“
    „Ich rege mich nicht auf. Ich bin wütend. In all den Jahren haben wir von dem Jungen und seiner Schwester nicht ein Wort gehört. Und jetzt erzählst du mir, dass er hier ist und Ärger machen will.“
    „Nein, das will er nicht. Mom, bitte …“
    „Sag ihm, er soll uns in Ruhe lassen, Abbie!“ Sie sprang auf, das Gesicht blass, die Augen feucht. „Sag ihm, dass er fortgehen soll!“
    Ehe sie antworten konnte, hörte Abbie eilige Schritte im Flur. Einen Moment später kam Marion herein, eine Einkaufstüte auf den Armen. Sie war eine kleine, rundliche Frau mit grauem, dauergewelltem Haar, runden Wangen und einem stechenden Blick aus braunen Augen.
    Besorgt blickte sie von Abbie zu Irene. „Was ist los? Man hört Sie beide schon auf der Straße.“
    „Alles okay, Marion.“ Abbie stand auf, ging zu Irene und hätte sich ohrfeigen mögen, dass sie ihre Mutter aufgeregt hatte. „Mom war ein bisschen ungehalten mit mir, aber es ist schon wieder gut.“ Sie legte ihrer Mutter einen Arm um die Schultern. „Nicht wahr, Mom?“
    Irene nickte. Sie wirkte ruhiger, doch ihr unsteter Blick besagte etwas anderes. Warum hatte sie sich bei der Erwähnung des Feuers so aufgeregt? Waren die Erinnerungen an jene Nacht so lebendig und schmerzhaft, dass sie nicht darüber reden konnte? Lag es vielleicht nur an der Alzheimerkrankheit, oder steckte mehr dahinter?
    Abbie verbrachte die nächste halbe Stunde mit dem Versuch, Irene wieder in einen Zustand von Gelassenheit zu versetzen. Auch wenn sie zu gern mehr über das Feuer erfahren hätte, so mussten weitere Befragungen warten. Nicht einmal Ians Drohungen waren es wert, ihre Mutter in solche Aufregung zu versetzen.
    Während Irene eine großzügige Portion Polpette in einen Plastikbehälter abfüllte, plauderte Abbie über die neuen Gerichte, die sie ihrer Sommerspeisekarte hinzufügen wollte, und über Bens inzwischen berühmten Triple. Außerdem erwähnte sie den neuen Film mit Al Pacino, der am nächsten Freitag herauskommen sollte. Ihre Mutter war verrückt nach Al Pacino.
    Langsam entspannte sich Irene wieder, und auch Abbie wurde ruhiger. Vielleicht hatte sie das Verhalten ihrer Mutter überbewertet. Warum sollte sie sich nicht bei der Erwähnung des Feuers aufregen? Denn schließlich war ihr Mann in den Flammen umgekommen. In ihrem Zustand waren emotionale Ausbrüche üblich und sicher kein Grund, voreilige Schlüsse zu ziehen.
    Kurz nach zehn machte Abbie sich bereit zum Aufbruch. „Ich fahre besser, ehe Brady einen Suchtrupp losschickt.“
    Irene gab ihr den Plastikbehälter. „Umarme Ben von mir und sag ihm, er soll

Weitere Kostenlose Bücher