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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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schienen ihre Bewegungen zu verfolgen. „Hm, ich weiß nicht recht. Wann hast du dich zu den spitzen Brüsten entschlossen?“
    „Ich wusste, dass du das fragen würdest.“ Claudia nahm einen Staubwedel aus Federn vom Boden auf und wischte damit leicht über den weiblichen Torso. „Die Idee kam mir letzte Woche, nachdem ich ein Bild von Josephine Baker gesehen habe. Ihre Brüste waren damals in Paris der Clou. Sie haben mich angeregt.“
    Abbie warf ihrer Freundin einen amüsierten Blick zu. „So, so, meine Liebe, hast du etwa ein Geheimnis, von dem ich wissen sollte?“
    „Klugscheißerin. Ich meinte natürlich künstlerische Anregung. Und nun hilf mir, ja?“ Sie legte den Staubwedel beiseite und streckte die Finger. „Und pass auf, dass der Läufer drunter bleibt. Ich will den Boden nicht verkratzen.“
    Abbie warf ihre Tasche auf einen Stuhl. „Wo soll sie hin?“
    Claudia deutete auf einen Platz vor dem Fenster. „Da drüben. Damit jeder sie von der Nassau Street sehen kann.“
    Der Anweisung folgend, nahm Abbie ihre Position ein und legte die Hände auf den breiten Rücken der Statue. Dann begann sie langsam, aber stetig zu drücken, bis die Figur an ihrem Platz stand. Die Bewegung musste Aufmerksamkeit erregt haben, denn ein paar Passanten blieben stehen und blickten mit offenen Mündern hinauf, was exakt der von Claudia gewünschten Reaktion entsprach. Der Platz war wie geschaffen für die Figur.
    Sie trat zurück, um den Effekt zu prüfen, und nickte zufrieden. „Ideal.“
    „Hast du ihr schon einen Namen gegeben?“ fragte Abbie, wohl wissend, wie ungern Claudia ihre Arbeiten betitelte. Ihre meisten Stücke hießen „ohne Titel“.
    „Nein, aber mein Händler drängt mich, mir was einfallen zu lassen. Irgendwelche Vorschläge?“
    „Bedaure, meine Kreativität beginnt und endet in der Küche.“
    „In dem Fall ist vielleicht eine Tasse Kaffee genau das Richtige, um deine kreativen Säfte in Wallung zu bringen. Und ich habe ein paar Muffins, die du versuchen solltest. Ein neues Rezept.“
    „Was ist drin?“ fragte Abbie argwöhnisch.
    „Flachssamen, Mais und ein Hauch Jalapeño. Zieh kein Gesicht, es wird dir schmecken.“ Sie ging auf die Küche zu. „Und dann kannst du mir erzählen, was los ist.“ Sie nahm die Glaskanne von der schwarzen Kaffeemaschine und schenkte zwei Becher voll. „Und erzähl mir nicht, es sei nichts los“, fuhr sie fort, den forschenden Blick auf Abbie gerichtet. „Denn die Besorgnis in deinem Blick, liebste Freundin, die du so heftig zu verbergen versuchst, verrät dich.“
    Zunächst hatte sie nicht vorgehabt, Claudia ins Vertrauen zu ziehen. Nicht nur, weil die Sache sehr persönlich war, sondern auch, weil sie ihre beste Freundin nicht in eine kompromittierende Lage bringen wollte. Doch als sie sich entschlossen hatte, Dennis Marjolis um Hilfe zu bitten, war klar gewesen, dass sie auch Claudia einweihen musste.
    „Es ist kompliziert“, begann sie, nicht sicher, wo sie anfangen sollte.
    Claudia stellte einen Teller mit duftenden Muffins auf den Tresen und kletterte auf einen rot lackierten Hocker. „Du redest mit der Person, für die das Wort kompliziert erfunden wurde. Also komm schon, sprich dich aus.“
    Abbie berichtete alles, von dem Moment an, als sie Ian am Spielfeldrand entdeckt hatte, bis zum Telefonat mit Earl Kramer vor zehn Minuten.
    „Um Gottes willen!“ rief Claudia aus. „Ich habe noch nie einen solchen Blödsinn gehört! Diese beiden Clowns sind doch nichts als Betrüger, die eine Geschichte erfunden haben, um den schnellen Dollar zu machen. Und dieser Brief wurde in einem Augenblick der Verzweiflung geschrieben. Der bedeutet gar nichts!“
    „Das habe ich auch gedacht.“ Abbie brach sich ein Stück Muffin ab und kaute bedächtig. Es schmeckte überraschend gut.
    „Warum hast du Ian dann nicht gesagt, er soll sich eine andere Dumme suchen?“
    „Das hätte ich getan, wenn meine Mutter sich nicht so verdächtig verhalten hätte.“
    „Schätzchen, deine Mutter hatte einfach einen schlechten Tag. Vielleicht waren die Erinnerungen an jene Nacht zu schmerzlich für sie. Oder sie haben etwas in ihrem Kopf ausgelöst, und sie war nur verwirrt. Hat dir Dr. Frantz nicht erklärt, dass sie solche Tage haben würde?“
    „Ja, aber …“
    „Aber was?“ drängte Claudia.
    „Was, wenn es mehr war als das? Vielleicht hat sie unbewusst die Vorgänge jener Nacht verdrängt. Oder deren Folgen.“
    Die Freundin schüttelte den Kopf. „Du

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