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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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lässt dich von deinem durchtriebenen Stiefbruder reinlegen. Willst du meinen Rat? Hier ist er: Informiere die Polizei. Was Ian versucht, ist Erpressung, und das ist strafbar. Lass nicht zu, dass er dich auch nur einen Tag länger quält als nötig.“
    Die Reaktion der Freundin erstaunte Abbie nicht. Trotz ihrer unkonventionellen Art glaubte Claudia fest an die Regeln des Rechts. „Ich kann nicht zur Polizei gehen, ehe ich nicht fundierten juristischen Rat eingeholt habe. Darum bin ich hier. Ich muss mit Dennis reden.“
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Claudia nahm ein schnurloses Telefon vom Küchentresen. Abbie beobachtete sie, während sie der Sekretärin ihres Bruders ihren Namen nannte und ihn zu sprechen wünschte. Bei Claudias enttäuschtem Gesichtsausdruck und nach ihren nächsten Worten ließ Abbie die Schultern sinken. Dennis war auf Geschäftsreise.
    Doch die Miene der Freundin hellte sich sofort wieder auf. „Er kommt heute Abend zurück? Fantastisch! Bitte sagen Sie ihm, er soll mich sofort anrufen, gleichgültig, wie spät es ist. Danke, Sylvia.“
    Claudia legte den Hörer auf. „Bist du einverstanden, dass ich Dennis schon mal die Situation erkläre, wenn er anruft, oder möchtest du das selbst machen?“
    „Nein, mach nur, ich fülle dann die Lücken aus.“
    Der tiefe Schlag der Standuhr im Foyer ertönte ein Mal. Ein Uhr nachts, und Dennis Marjolis hatte nicht angerufen. Vielleicht hat seine Maschine Verspätung, dachte Abbie, oder er hat Skrupel, mir bei einer so komplizierten und vielleicht hoffnungslosen Sache einen Rat zu geben? Abbie rechnete schon nicht mehr mit seinem Anruf, zumindest für heute Nacht, als das Telefon schellte.
    Sie hechtete zum Küchentresen und antwortete nach dem ersten Klingeln. „Hallo?“
    „Abbie?“
    Erleichtert atmete sie auf. „Dennis.“ Zu besorgt, um Zeit für Geplauder zu vergeuden, kam sie gleich auf den Punkt. „Hast du so halbwegs verstanden, was Claudia dir erzählt hat?“
    „Ziemlich genau sogar.“ Er machte eine Pause, und sie hörte Papier rascheln. „Fangen wir von vorne an, und unterbrich mich, falls ich dich verwirre. Das tue ich manchmal.“
    Es stimmte zwar nicht, aber es war lieb von ihm, das zu sagen, damit sie sich nicht dumm vorkam. Sofort hatte sie das Gefühl, bei ihm gut aufgehoben zu sein. „Mach’ ich.“
    „Befassen wir uns zunächst mit Kramers Aussage. Todeskandidaten gestehen routinemäßig erfundene Straftaten, in der Hoffnung, genügend Interesse zu wecken, um einen Aufschub der Exekution zu erreichen. Die Polizei kennt diese Taktiken und braucht schon etwas Gehaltvolleres als sein Wort, um die Aussage ernst zu nehmen.“
    „Wäre der Brief meiner Mutter überzeugend genug?“
    Sie hörte Dennis seufzen und ahnte, was nun kam. „Dieser Brief ist ein belastendes Beweisstück, Abbie. Selbst wenn deine Mutter leugnet, jemals vorgehabt zu haben, ihren Mann zu töten, wird die Anklage ihn als Beweis gelten lassen, dass deine Mutter nicht nur den Gedanken hatte, deinen Stiefvater umzubringen, sondern auch verzweifelt genug war, die Tat begehen zu können.“
    „Soll das heißen, es könnte tatsächlich zum Prozess kommen?“
    „Ich fürchte, ja. Der Brief, zusammen mit Kramers detaillierten, belastenden Aussagen gegen Irene, wird einem Anklagevertreter ausreichen, eine Anklage vor dem Geschworenengericht zu erreichen.“
    „Und was ist mit Earls ach so praktischen Gedächtnislücken? Er scheint sich an alles zu erinnern, außer an den Namen der Zeitung, in der meine Mutter angeblich inserierte, und an das Datum oder den Wortlaut der Anzeige. Beweist das nicht, dass er lügt?“
    „Nicht unbedingt. Das sind kleine Details, und achtundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit.“
    Dies war nicht die erhoffte Antwort, doch es gab einen weiteren Aspekt, über den sie noch nicht gesprochen hatten. „Also gut, nehmen wir den schlimmsten Fall an. Meine Mutter wird angeklagt. Was ist mit ihrer Erkrankung? Würde die Alzheimerkrankheit einen Strafprozess ausschließen?“
    „Ob deine Mutter in der geistigen Verfassung ist, dem Prozess zu folgen, wird nach einer Kompetenzanhörung vom Gericht festgestellt. Irene wird sich einer mentalen Prüfung unterziehen müssen, die von staatlichen Ärzten durchgeführt wird. Sie werden feststellen, ob sie in der Lage ist, die gegen sie vorgebrachte Anklage zu verstehen. Beim rechtlichen Standard für die mentale Kompetenz zur Prozessfähigkeit geht es nicht darum, ob Alzheimer dein

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