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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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riet ihm, sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Bis Freitag zu bleiben war ungesund. Andererseits, wie weit kam man mit neunundfünfzig Dollar? Er zog das Geld aus der Hosentasche und zählte es erneut. Es hatte sich über Nacht nicht vermehrt. Sooft er auch zählte, es blieben stinkige neunundfünfzig Mäuse. Selbst wenn Rose heute eine Stelle fand, bekam sie erst nächste Woche einen Lohnscheck.
    Wie immer, wenn er pleite war und schnell Geld brauchte, dachte er an seine Schwester Liz. Genau wie Rose hatte sie ihm schon früher aus der Patsche geholfen. Aber Liz war unberechenbar und verdammt kritisch. Dieser eiskalte Blick, mit dem sie ihn jedes Mal ansah, wenn er um Geld bat, gab ihm das Gefühl, ein Bettler zu sein. Leider war sie im Augenblick seine einzige Rettung. Vielleicht sollte er seinen Stolz schlucken, eine Rückfahrkarte nach New York kaufen und sie besuchen.
    Entweder das oder bis Freitag hungern.
    Da sie sich beim Fahren abgewechselt und nur angehalten hatten, um etwas zu essen und zu duschen, hatten Arturo und Tony die tausendachthundert Meilen von El Paso nach Toledo in neununddreißig Stunden zurückgelegt. In Toledo hatte Arturo rasch Rose Paninis Cousine ausfindig gemacht und herausgefunden, dass Ian und seine Freundin am zweiten Juni nach Princeton, New Jersey, gefahren waren. Obwohl Marie Panini panische Angst gehabt hatte, konnte sie Arturo nicht mehr sagen. Rose hatte keine Nachsendeadresse hinterlassen, und Marie hatte nichts von ihr gehört. Arturo war jedoch guten Mutes. Er brauchte nur den Namen der Stadt. Der Rest war einfach.
    So weit von zu Hause entfernt einen Platz zum Übernachten zu finden, wäre für die meisten Menschen ein Problem gewesen; nicht so für Arturo, der in der Hälfte der Staaten seine Verbindungen hatte. Nach ein paar Anrufen stellte ein Freund den Kontakt zu Enrique Soledad her. Enrique besaß an der Südseite von Trenton eine Autowerkstatt und vermietete gelegentlich das kleine Apartment darüber. Wie Tony aus dem Telefonat zwischen Arturo und dem Mechaniker schloss, war Enrique nicht gerade wild darauf, zwei Fremde aufzunehmen. Doch nach ein bisschen Überredung ließ er sie gratis einziehen, vorausgesetzt, sie verschwänden, ehe in zwei Wochen der nächste Mieter einzog.
    Als sie die Grenze zwischen Pennsylvania und New Jersey überfuhren, unternahm Tony einen letzten Versuch, Arturo zur Umkehr zu bewegen.
    „Er kann dir sowieso nichts zurückzahlen“, stellte Tony fest. „Du hast Rose’ Cousine gehört. Der Mann ist pleite.“
    „Ich kenne einen Kredithai in der Bronx.“ Arturo schenkte Tony ein böses Lächeln. „Den werde ich McGregor mit Freuden empfehlen.“
    „Und wie soll er den Kredithai bezahlen?“
    „Das ist nicht mein Problem, kleiner Bruder.“
    Tony wusste nur zu gut, was mit Leuten geschah, die Kredithaien Geld schuldig blieben. Aber vielleicht hatte Arturo Recht. Das war nicht ihr Problem. Falls McGregor dumm genug war, sich darauf einzulassen, musste er auch die Konsequenzen tragen.
    Um fünf am Mittwochnachmittag erreichten sie Trenton und fanden mühelos die Werkstatt. Wie Tony erwartet hatte, fiel Enriques Begrüßung nur ein Grad wärmer als frostig aus. Als Arturo ihm jedoch eine Flasche Johnny Walker Black – Enriques Lieblingsmarke – überreichte, war er sogleich milder gestimmt. Eine halbe Stunde später, die Mägen brennend vom Whiskey, stiegen die drei zum Apartment über der Garage hinauf. Es war klein, aber sauber und hatte sogar einen funktionierenden Fernseher, was Arturo beglückte.
    „Ruft an, wenn ihr was braucht“, sagte Enrique, ehe er ging. „Nach Dienstschluss werden alle Anrufe in die Werkstatt automatisch in mein Haus umgeleitet. Falls ich nicht da bin, wird mein Großvater die Nachricht annehmen.“
    Sobald Enrique gegangen war, verschwendete Arturo keine Minute mehr. Er holte das Telefonbuch von Mercer County aus dem Regal, setzte sich und begann mit Tonys Handy die Motels der Region anzurufen.

12. KAPITEL
    K urz nach fünf stieg Ian an der New York Port Authority aus dem Bus. Die Straßen des Big Apple waren voller eiliger Pendler, die sich auf dem Heimweg befanden. Eine tolle Stadt, um sich zu verlaufen, dachte er, als er sich der Menge der Fußgänger anschloss. In diesem Gewühl würde Arturo ihn niemals finden. Da der riesige Kerl eine wirkliche Bedrohung darstellte, überlegte er, ob er nicht hierher umziehen sollte. Liz ließ ihn vielleicht sogar in ihrem Apartment pennen, bis er was Eigenes

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