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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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an. „Ist Grandma okay?“
    Es überraschte sie nicht, dass die erste Sorge seiner Großmutter galt. Ben liebte Irene und versuchte sie zu beschützen, seit er von ihrer Krankheit wusste.
    Abbie sprach ruhig und ernsthaft und versuchte aufrichtig zu sein, ohne finster zu wirken. Sie erzählte, dass Ian im Gefängnis gewesen war und warum und wie er sie gefunden hatte. Allerdings erwähnte sie weder die Erpressung noch Detective Ryans Besuch. Ben und Jordan waren Freunde, und sie wollte nicht, dass Ben sich gegenüber dem Sohn des Detectives befangen fühlte. Sie erklärte nur, die Polizei habe sie befragt, weil sie und Ians Schwester in New York die einzig lebenden Verwandten gewesen seien.
    Ben hörte aufmerksam zu, bis sie fertig war, und fragte ernst: „Warum hast du mir nie erzählt, dass ich einen Onkel und eine Tante habe?“
    „Weil ich beide aus den Augen verloren hatte.“
    „Aber sie waren deine Familie, oder?“
    „Für kurze Zeit.“
    Er nickte ein paar Mal, um zu zeigen, dass er verstanden hatte, und wollte wissen: „Bist du traurig, dass dein Bruder tot ist?“
    Die Frage überraschte sie, und einen Moment wusste sie nicht, wie sie antworten sollte. Sie war immer ehrlich zu Ben gewesen und jetzt zu lügen, nur um nicht herzlos zu erscheinen, war ihr zu heuchlerisch.
    Abbie entschied sich für Diplomatie. „Es ist immer traurig, wenn jemand stirbt. Aber ich kannte ihn kaum. Achtundzwanzig Jahre ohne Kontakt zueinander sind eine lange Zeit. Und denk dran, er war nicht mein richtiger Bruder.“
    „Wieso habe ich ihn nicht kennen gelernt? Wollte er mich nicht sehen?“
    Noch eine schwierige Frage, der sie nicht ausweichen durfte. „Ich wollte nicht, dass er dich sieht.“
    „Weil er im Gefängnis war?“
    „Das hatte viel damit zu tun.“ Und weil er schlicht eine Laus war, hätte sie beinahe hinzugefügt.
    „Was ist mit Liz? Werde ich sie kennen lernen?“
    Abbie wand sich innerlich. Noch eine Frage, mit der sie nicht gerechnet hatte. „Möchtest du?“
    Der Junge zögerte. „Ich weiß nicht. Vielleicht. Alle meine Freunde haben Onkel und Tanten und Cousins. Das ist irgendwie nett.“
    „Du hast Tante Claudia.“
    „Das ist nicht dasselbe. Ich mag Tante Claudia sehr, aber sie ist deine Freundin, nicht meine richtige Tante.“
    „Liz ist auch nicht deine richtige Tante. Sie ist deine Stieftante und nur durch Heirat mit dir verwandt.“
    Abbie merkte, dass sie leicht gereizt, fast defensiv klang. Das hatte sie nicht beabsichtigt. Ben war ein kleiner Junge, und bei seinem freundlichen, fürsorglichen Wesen waren seine Fragen nur natürlich. „Es ist kompliziert, was?“ Lächelnd schob sie ihm eine rote Strähne aus der Stirn.
    „Eigentlich nicht.“ Er nahm sich noch einen Keks und drehte ihn in der Hand. „Du möchtest nicht, dass ich sie kennen lerne.“
    Abbie presste die Lippen zusammen. Das Gespräch lief nicht so, wie sie erwartet hatte. Es stimmte. Sie hatte nicht vor, Liz in ihr Leben aufzunehmen. Warum auch? Die Frau hatte nie den Versuch unternommen, sie zu finden. Und ihr Verhalten während der zwei Jahre, die sie unter einem Dach leben mussten, war schlichtweg unerfreulich gewesen. Aber war es fair, Ben eine Tante vorzuenthalten?
    „Ich weiß nicht, wo sie lebt, aber das könnte ich sicher herausfinden.“ Ihr graute bereits jetzt davor, doch für Ben würde sie es tun. Hoffentlich wurde er nicht enttäuscht.
    Die Antwort schien ihn zufrieden zu stellen. „Weiß Grandma, dass Onkel Ian tot ist?“
    Also war er jetzt Onkel Ian. „Noch nicht. Ich wollte es ihr heute sagen.“ Ehe er eine weitere Frage stellen konnte, langte sie über den Tisch und bedeckte seine Hand mit ihrer. „Ben, ich habe dir das alles erzählt, weil Ians Tod wahrscheinlich bald in der Zeitung steht und vielleicht auch in den Fernsehnachrichten gemeldet wird. Falls du etwas liest oder hörst, das du nicht verstehst, möchte ich, dass du zu mir kommst. Willst du das tun?“
    Er nickte wieder, doch seine Neugier war offenbar nicht völlig gestillt. „Gibt es eine Beerdigung so wie bei Joey Barfields Onkel?“
    Warum hatte sie diese Befragung nicht vorausgesehen? Wieso hatte sie geglaubt, er würde die Mitteilung unberührt hinnehmen? „Ich weiß nicht, Ben. Ian war mit seiner Freundin hier. Sie wird vermutlich alles Notwendige in die Wege leiten und ihn vielleicht in Ohio beisetzen lassen, wo sie gelebt haben.“
    „Wann weißt du es?“
    „Was denn?“
    „Wo die Beerdigung ist?“
    Sie hatte nicht

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