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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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weil man die Karten auf unterschiedliche Weise interpretieren kann. Aber ich sehe Geld. Die Rückzahlung einer Schuld.“ Sie sah Abbie an. „Vielleicht ist das Geld gemeint, das Sie Ian leihen wollten.“
    Leihen.
Sie hatte leihen gesagt. Demnach wusste sie vielleicht gar nichts von der Erpressung. „Hat er Ihnen das erzählt?“
    „Ja. Zuerst wollte ich es gar nicht glauben. Warum sollte eine Stiefschwester, die er achtundzwanzig Jahre nicht gesehen hatte, ihm zwanzigtausend Dollar leihen?“
    Diese Summe hatte er ihr also genannt. Das ergab Sinn. Bei hunderttausend wäre Rose, die alles andere als dumm war, sicher argwöhnisch geworden, dass es sich um etwas anderes als ein Darlehen handeln könnte.
    „Sie hatten Recht mit Ihrer Annahme“, erwiderte Abbie. „Ich wollte Ian kein Geld leihen. Ich konnte nicht. Alle meine Barmittel stecken im Restaurant und in meinem Haus.“
    „Aber er hat mir erzählt …“ Rose sah ihr Gegenüber ein paar Sekunden an, als müsste sie entscheiden, wer die Unwahrheit sagte: Abbie oder Ian. „Sie haben es wirklich abgelehnt?“
    Abbie nickte.
    „Warum hat er mir das nicht gesagt? Weshalb ließ er mich in dem Glauben, Sie seien einverstanden gewesen, ihm auszuhelfen?“
    „Ich weiß es nicht.“ Es fiel Abbie unerklärlich schwer, diese Frau zu belügen. Vielleicht war es angeraten, die Unterhaltung in andere Bahnen zu lenken. „Werden Sie Ians Leichnam nach Toledo überführen lassen?“
    Rose blickte auf ihre Hände. „Nein. Ich werde ihn hier in Princeton beisetzen. Ich habe nicht genügend Geld für die Überführung, und ich kann Liz nicht bitten, die zusätzlichen Kosten zu übernehmen. Sie zahlt bereits die Beerdigung.“
    Das war eine Überraschung. „Sie hatten Kontakt zu Liz?“
    Rose stand auf, ging zum Tisch und begann, die Karten einzusammeln. „Ich habe sie angerufen, als ich das mit Ian erfuhr. Sie arbeitet schon seit einiger Zeit in einer Bar in New York City.“
    „Verstehe.“ Plötzlich kam Abbie ein Gedanke. „Hat Ian mit ihr Kontakt gehabt, während er hier war?“
    Zu ihrem Bedauern nickte Rose. „Er ist Anfang der Woche mit dem Bus nach New York gefahren. Es war mein erster Arbeitstag, und er war allein hier. Daher beschloss er, seine Schwester zu besuchen.“
    „Und wie ist es gelaufen?“
    „Gut, glaube ich, für ein Geschwisterpaar, das sich nur alle Jubeljahre mal gesehen hat. Aber er hat nicht viel darüber erzählt.“
    „Wie hat sie reagiert, als Sie ihr Ians Tod mitgeteilt haben?“
    „Es schien sie nicht sonderlich zu berühren, oder sie wollte am Telefon keine Gefühle zeigen. Ian hat mir erzählt, sie sei ein kalter Fisch.“ Rose drehte eine Karte um und betrachtete sie einen Moment. „Allerdings überraschte sie mich mit dem Angebot, die Beerdigung zu bezahlen, denn ich hatte mir gerade überlegt, woher ich das Geld nehmen sollte. Sie wird in ein paar Tagen hier sein.“ Sie drehte eine weitere Karte um. „Wussten Sie, dass sie mal mit einem Rockstar verheiratet war?“
    Abbie erinnerte sich, davon gelesen zu haben. Irene hatte seinerzeit darauf bestanden, über Jude Tillys Agenten eine Glückwunschkarte zu schicken. Doch genau wie alle anderen Briefe, die sie geschickt hatte, blieb die Karte unbeantwortet. „Ja, das wusste ich.“
    „Abbie.“ Rose legte die Karten hin. „Wegen der Beerdigung. Ich weiß nicht, wohin ich gehen und an wen ich mich wenden muss. Könnten Sie vielleicht mitkommen und mir helfen … Sie wissen schon … einen Sarg aussuchen.“ Als sie das Wort aussprach, entrang sich ihrer Kehle wieder ein leiser Schluchzer.
    Bewegt von der unerwarteten Bitte und Rose’ offenkundiger Trauer, suchte Abbie nach den richtigen Worten. Aber was konnte sie dieser Frau schon sagen, die allein in einer fremden Stadt vor der schrecklichsten Aufgabe überhaupt stand – einen geliebten Menschen zu beerdigen?
    „Ich?“ fragte sie nur zurück.
    „Liz kann noch nicht kommen, und Sie sind Ians einzige andere Verwandte, deshalb dachte ich …“ Erneut drückte sie sich ein Papiertuch an die Augen, ohne zu bemerken, dass sie durch das von Tränen aufgelöste Make-up schwarze Augenränder wie ein Waschbär bekam, die sie noch verletzlicher aussehen ließen.
    Unwillkürlich nickte Abbie. „Ich begleite Sie gern, Rose. Sagen Sie mir nur, wann.“
    Rose seufzte erleichtert. „Wäre morgen früh recht?“ fragte sie hoffnungsvoll. „Detective Ryan sagte mir, der Leichnam würde dann freigegeben.“
    Abbie müsste einige

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