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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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klar, dass der Secret Service einen unbezahlbaren Sieg in seinem Konkurrenzkampf mit dem Oberkommando von SHAPE davontragen würde, falls es Bond gelingen sollte, der Sicherheitsabteilung von SHAPE die Augen zu öffnen. Ms Sorgen bezüglich der Unabhängigkeit seiner Einheit würden sich daraufhin für immer in Luft auflösen.
    Bond lag auf dem langen Eichenast und lächelte in sich hinein. Private Armeen, private Kriege. Wie viel Energie sie von der gemeinsamen Sache abschöpften, wie viel Feuer sie vom gemeinsamen Feind weglenkten!
    Halb sieben. Zeit fürs Frühstück. Bond schob seine Hand vorsichtig in seine Tarnkleidung und bewegte sie dann zu seinem Mund. Er lutschte die Glukosetablette so langsam wie möglich und schob sich dann eine zweite in den Mund. Seine Augen blieben die ganze Zeit über auf die Lichtung gerichtet. Das rote Eichhörnchen, das mit den ersten Sonnenstrahlen aufgetaucht war und seitdem unablässig an den jungen Birkensprösslingen knabberte, lief nun ein paar Meter näher an die Rosenbüsche auf dem Hügel heran, hob etwas auf, drehte es in seinen Pfoten herum und fing an, daran zu knabbern. Zwei Waldtauben, die einander lautstark im dichten Gras umworben hatten, begannen mit ihrem unbeholfenen flatternden Liebesspiel. Ein Paar Heckenbraunellen war beständig damit beschäftigt, Material für das Nest zu sammeln, das es ein wenig verspätet in einem Dornbusch baute. Die dicke Drossel fand endlich ihren Wurm und machte sich mit aller Kraft daran, an ihm zu ziehen. Bienen umschwärmten die Rosen auf dem Hügel, und von seinem Versteck aus, das vielleicht zwanzig Meter entfernt über dem Hügel lag, konnte Bond gerade noch ihr Summen hören. Es war wie eine Szene aus einem Märchen – die Rosen, die Maiglöckchen, die Vögel und die breiten Sonnenstrahlen, die durch die hohen Bäume auf den Fleck aus schimmerndem Grün fielen. Bond war um vier Uhr morgens in sein Versteck geklettert, und er hatte den Wechsel von der Nacht zum sonnigen Tag noch nie auf so intensive Weise und für so lange Zeit beobachtet. Plötzlich kam er sich unglaublich dämlich vor. Wahrscheinlich würde sich jeden Moment irgend so ein verdammter Vogel auf seinen Kopf setzen!
    Die Tauben schlugen als Erste Alarm. Mit lautem Flattern hoben sie vom Boden ab und flogen in die Bäume hinauf. Alle anderen Vögel und das Eichhörnchen folgten ihnen. Abgesehen vom leisen Summen der Bienen herrschte auf der Lichtung nun vollkommene Stille. Was hatte den Alarm ausgelöst? Bonds Herz begann heftig zu pochen. Seine Augen huschten aufmerksam über die Lichtung und suchten nach einem Hinweis. Zwischen den Rosenbüschen bewegte sich etwas. Es war eine winzige Bewegung, aber eine außergewöhnliche. Ein einzelner dorniger Ast, der unnatürlich gerade und recht dick war, erhob sich Stück für Stück langsam aus den oberen Zweigen. Er bewegte sich immer weiter nach oben, bis er sich gute dreißig Zentimeter über dem Busch befand. Dann hielt er inne. An der Spitze des Asts befand sich eine einzelne rosafarbene Rosenblüte. So weit vom Rest des Busches entfernt wirkte sie unnatürlich, aber nur, wenn man zufällig den gesamten Vorgang beobachtet hatte. Wenn man nur einen beiläufigen Blick darauf warf, war es nichts weiter als ein verirrter Ast. Nun schienen sich die Blütenblätter der Rose lautlos zu drehen und auszubreiten. Die gelben Stempel bewegten sich zur Seite und das Sonnenlicht schimmerte auf einem Glasobjektiv von der Größe eines Schillings. Das Objektiv schien direkt auf Bond gerichtet zu sein, doch dann fing das Rosenauge sehr, sehr langsam an, sich auf seinem Ast zu drehen. Es drehte sich immer weiter, bis das Objektiv wieder auf Bond gerichtet und die ganze Lichtung genauestens abgesucht worden war. Als ob es nun zufrieden wäre, drehten sich die Blütenblätter langsam zurück, um das Auge zu bedecken, und dann sank die einzelne Rose ganz langsam wieder nach unten, um zu den anderen zurückzukehren.
    Bond stieß zischend den Atem aus. Er schloss für einen Moment die Augen, um ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen. Zigeuner! Sofern dieser Apparat ein Hinweis war, befand sich unter diesem Hügel tief unten in der Erde zweifellos die professionellste zurückgelassene Spionageeinheit, die je entwickelt worden war – weitaus brillanter als alles, was England geschaffen hatte, um auf eine erfolgreiche deutsche Invasion zu reagieren, wesentlich besser als das, was die Deutschen selbst in den Ardennen hinterlassen hatten. Ein

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