Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
weiterrollen, bis er die Carrefour Royal erreichte. Er hielt an, stieg leise aus dem Auto, betrat so lautlos wie möglich den Wald, wobei er sich recht albern vorkam, und schlich sich sehr vorsichtig zu der Stelle, an der sich die Lichtung befinden sollte. Nachdem er zwanzig Meter weit zwischen den Bäumen hindurchgelaufen war, erreichte er sie. Er stand am Rand der Büsche und Bäume und betrachtete sie sorgfältig. Dann betrat er sie und lief einmal über die gesamte Fläche.
    Die Lichtung war ungefähr so groß wie zwei Tennisplätze und dicht mit Gras und Moos bedeckt. Es gab eine große Ansammlung von Maiglöckchen, und unter den angrenzenden Bäumen wuchsen vereinzelte Glockenblumen. Auf einer Seite befand sich ein flacher Hügel, vielleicht ein Grabhügel, der vollkommen von Brombeer- und Weinrosensträuchern umgeben war, die in voller Blüte standen. Bond ging um die Anhöhe herum und schaute zwischen die Wurzeln, doch er sah lediglich aufgehäufte Erde.
    Bond schaute sich noch ein letztes Mal um und ging zu dem Punkt der Lichtung, der sich am nächsten an der Straße befand. Hier konnte man leicht zwischen den Bäumen hindurchgelangen. Gab es dort Spuren eines Pfads, ein paar plattgetretene Blätter? Nicht mehr als die Zigeuner oder ein paar Ausflügler im letzten Jahr hinterlassen hätten. Am Rand der Straße entdeckte Bond einen schmalen Durchgang, der zwischen zwei Bäumen hindurchführte. Er beugte sich beiläufig vor, um die Stämme zu untersuchen, hielt inne und ging in die Hocke. Mit einem Fingernagel kratzte er vorsichtig eine schmale Spur aus getrocknetem Matsch ab. Sie verbarg eine tiefe Kerbe im Baumstamm. Er fing die Matschbröckchen mit seiner freien Hand auf. Dann spuckte er darauf, um den Matsch anzufeuchten, und füllte die Kerbe sorgfältig wieder auf. An einem Baum befanden sich drei dieser getarnten Kerben, am anderen vier. Bond ging schnell zwischen den Bäumen hindurch zur Straße. Sein Auto stand an einem flachen Abhang, der unter der Autobahnbrücke hindurchführte. Obwohl das Dröhnen des Verkehrs auf der Autobahn ein wenig Schutz bot, schob Bond den Wagen, sprang hinein und ließ den Motor erst an, als er sicher unter der Brücke war.
    Und nun befand sich Bond wieder auf der Lichtung – über ihr, um genau zu sein – und wusste nach wie vor nicht, ob seine Ahnung richtig gewesen war. Es war Ms Wortwahl gewesen, die ihn auf die Spur gebracht hatte – wenn es denn eine Spur war –, und die Erwähnung der Zigeuner. »Die Hunde haben die Zigeuner gerochen ... Den Großteil des Winters ... Sie sind letzten Monat weitergezogen. Keine Beschwerden ... Eines Morgens waren sie einfach nicht mehr da.« Der Faktor des Unsichtbaren. Der unsichtbare Mann. Die Leute, die so sehr zur Umgebung gehören, dass man nicht weiß, ob sie da sind oder nicht. Sechs Männer und zwei Frauen, und sie sprachen kaum ein Wort Französisch. Zigeuner gaben eine gute Tarnung ab. Man konnte ein Ausländer sein, ohne wirklich einer zu sein, weil man nur ein Zigeuner war. Ein paar von ihnen waren mit dem Wohnwagen aufgebrochen. Waren einige von ihnen geblieben und hatten sich während des Winters ein Versteck gebaut, einen geheimen Ort, von dem aus der Überfall auf den Kurier, der die streng geheimen Botschaften transportierte, der erste Einsatz gewesen war? Bond hatte gedacht, dass er sich einfach nur ausgedachte Geschichten zusammenspann, bis er die sorgfältig verborgenen Kerben in den beiden Bäumen entdeckt hatte. Sie befanden sich genau auf der Höhe, wo die Pedale eines Zweirads Kratzer in der Rinde hinterlassen würden, wenn man es zwischen den Bäumen hindurchtragen würde. Das alles mochte ein Hirngespinst sein, aber für Bond war es gut genug. Nun blieb nur noch die Frage, ob diese Leute einen einmaligen Coup unternommen hatten oder ob sie so sehr von ihrer Sicherheit überzeugt waren, dass sie es erneut versuchen würden. Er vertraute seine Theorie lediglich Station F an. Mary Ann Russell riet ihm, vorsichtig zu sein. Der Leiter von F war ein wenig konstruktiver und befahl seiner Einheit bei St. Germain, mit Bond zu kooperieren. Bond verabschiedete sich von Colonel Schreiber und zog in ein Feldbett im Hauptquartier der Einheit um – ein anonymes Haus in einer anonymen Seitengasse in irgendeinem Dorf. Die Einheit hatte die Tarnkleidung zur Verfügung gestellt, und die vier Männer vom Secret Service, die die Einheit leiteten, hatten sich nur zu gern Bonds Befehlen unterstellt. Ihnen war ebenso wie Bond

Weitere Kostenlose Bücher