In Tödlicher Mission
des Secret Service zu übernehmen. M hatte ein Problem. Bond fragte sich, was es war. Es würde sich nicht um etwas Gefährliches handeln. Wenn M die Chancen mehr oder weniger zu seinen Gunsten drehen konnte, würde er überall auf der Welt alles riskieren. Es würde sich auch um nichts Politisches handeln. M interessierte sich kein Stück für die Anfälligkeiten irgendeines Ministeriums und hielt nichts davon, sie zu hintergehen, um einen persönlichen Beschluss vom Premierminister zu erhalten. Es mochte sich um etwas Moralisches handeln. Oder etwas Persönliches. »Gibt es etwas, wobei ich helfen kann, Sir?«, fragte Bond.
M schaute Bond kurz und nachdenklich an. Dann drehte er seinen Stuhl so, dass er aus dem Fenster auf die hohen spätsommerlichen Wolken schauen konnte. »Erinnern Sie sich an den Havelock-Fall?«, fragte er unvermittelt.
»Nur an das, was ich in den Zeitungen gelesen habe, Sir. Ein älteres Ehepaar auf Jamaika. Die Tochter kam eines Abends nach Hause und fand sie tot vor – mit Kugeln vollgepumpt. Es gab Gerüchte über Gangster aus Havanna. Die Haushälterin sagte, drei Männer seien in einem Wagen angekommen. Sie glaubte, es könnte sich um Kubaner gehandelt haben. Später stellte sich heraus, dass der Wagen gestohlen war. Am Abend der Tat segelte eine Jacht aus dem örtlichen Hafen los. Doch soweit ich mich erinnere, kam die Polizei in dem Fall nicht weiter. Das ist alles, Sir. Ich habe keine Meldungen gesehen, die bezüglich des Falls reinkamen.«
»Das können Sie auch gar nicht«, sagte M barsch. »Sie gingen persönlich an mich. Man hat uns nicht gebeten, den Fall zu übernehmen. Wie es der Zufall will«, M räusperte sich – diese private Nutzung des Secret Service belastete sein Gewissen, »kannte ich die Havelocks. Tatsächlich war ich sogar Trauzeuge bei ihrer Hochzeit. Auf Malta. 1925.«
»Ich verstehe, Sir. Das ist übel.«
»Nette Leute«, kommentierte M knapp. »Jedenfalls habe ich Station C gebeten, sich die Sache mal genauer anzusehen. Mit den Batista-Leuten sind sie nicht weitergekommen, aber wir haben einen Mann im feindlichen Lager – bei diesem Burschen namens Castro. Und Castros Geheimdienstmitarbeiter scheinen die Regierung recht gut unterwandert zu haben. Ich habe die ganze Geschichte vor ein paar Wochen erhalten. Es läuft darauf hinaus, dass ein Mann namens Hammerstein oder von Hammerstein das Ehepaar ermorden ließ. In diesen Bananenrepubliken leben eine Menge Deutsche. Es handelt sich um Nazis, die den Alliierten am Ende des Krieges durch die Lappen gegangen sind. Dieser spezielle Mann ist ein ehemaliges Mitglied der Gestapo. Er arbeitet als Leiter von Batistas Spionageabwehreinheit. Hat eine Menge Geld mit Erpressung und Schutzgeld gescheffelt. Er hatte ausgesorgt, bis Castros Leute anfingen, Fortschritte zu machen. Er war einer der Ersten, die sich zurückzogen. Er beteiligte einen seiner Offiziere an seiner Beute, einen Mann namens Gonzales, und dieser reiste mit ein paar bewaffneten Handlangern durch die Karibik und machte sich daran, Hammersteins Geld außerhalb von Kuba anzulegen – er investierte es mithilfe von Strohmännern in Immobilien und so weiter. Er kaufte nur die besten Anwesen, aber zu Bestpreisen. Hammerstein konnte es sich leisten. Wenn er mit Geld nicht weiterkam, wandte er Gewalt an – entführte ein Kind, brannte ein paar Hektar Land nieder, alles, was den Besitzer zur Vernunft bringen würde. Nun, dieser Hammerstein hörte auch vom Anwesen der Havelocks, einem der schönsten auf ganz Jamaika, und beauftragte Gonzales damit, es ihm zu besorgen. Ich vermute, seine Befehle sahen vor, die Havelocks zu töten, falls sie sich weigerten, zu verkaufen, und dann Druck auf die Tochter auszuüben. Sie haben übrigens eine Tochter. Sie dürfte mittlerweile etwa fünfundzwanzig sein. Ich habe sie nie kennengelernt. Jedenfalls ist das die Sachlage. Die haben die Havelocks ermordet. Vor zwei Wochen kam Batista Hammerstein dann auf die Schliche. Vielleicht hatte er von einem dieser Aufträge gehört. Ich weiß es nicht. Jedenfalls packte Hammerstein alles zusammen und verschwand mit seinem kleinen Dreimannteam. Er hat zeitlich alles sehr genau geplant, das muss ich ihm lassen. Castro könnte diesen Winter an die Macht kommen, wenn er den Druck aufrechterhält.«
»Wohin sind sie geflohen, Sir?«, fragte Bond leise.
»Nach Amerika. An einen Ort nördlich von Vermont. Direkt an der kanadischen Grenze. Solche Männer halten sich gern in der Nähe von
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