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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Scharfschützenaufträge am Ende des Krieges erinnert. Damals war ich noch bei der Armee. Wir dienten unter Monty im Achten Korps. An der linken Front in den Ardennen. Das Land dort ähnelte dem, durch das Sie sich hier schlagen werden, nur die Bäume waren anders. Aber Sie wissen ja, wie das mit diesen Polizeijobs ist. Jede Menge Papierkram und sich bis zur Rente nichts zu Schulden kommen lassen. Tja, machen Sie’s gut und viel Glück. Ich werde zweifellos alles darüber in den Zeitungen lesen.« Er lächelte. »Egal, wie es ausgeht.«
    Bond dankte ihm und schüttelte seine Hand. Dann fiel ihm noch eine letzte Frage ein. »Übrigens, hat das Savage einen Single-Action-Abzug oder einen Double-Action-Abzug? Ich werde ja keine Gelegenheit haben, es herauszufinden und wahrscheinlich habe ich nicht viel Zeit zum Experimentieren, wenn das Ziel auftaucht.«
    »Single-Action, und es ist ein Direktabzug. Halten Sie Ihren Finger davon fern, bis Sie sicher sind, dass Sie ihn im Visier haben. Und halten Sie wenn möglich einen Abstand von mindestens dreihundert Metern. Ich vermute, dass diese Kerle selbst recht gute Schützen sind. Kommen Sie denen nicht zu nah.« Er griff nach der Türklinke. Die andere Hand legte er auf Bonds Schulter. »Unser Commissioner hat ein Motto: ‚Man sollte nie einen Mann schicken, wenn man stattdessen eine Kugel schicken kann.‘ Denken Sie daran. Leben Sie wohl, Commander.«
    Bond verbrachte die Nacht und den Großteil des folgenden Tages im KO-ZEE Motor Court kurz vor Montreal. Er bezahlte im Voraus für drei Nächte. Den Tag verbrachte er damit, sich um seine Ausrüstung zu kümmern und die Kletterstiefel mit Gummiprofil einzulaufen, die er in Ottawa gekauft hatte. Außerdem kaufte er sich Glukosetabletten sowie ein wenig geräucherten Schinken und Brot, aus denen er sich Sandwiches machte. Er besorgte sich auch eine große Aluminiumflasche und füllte sie zu drei Vierteln mit Bourbon und zu einem Viertel mit Kaffee. Als es dunkel wurde, aß er zu Abend und schlief ein wenig. Dann verdünnte er den Walnussfarbstoff und wusch sich damit von Kopf bis Fuß ab. Er massierte sich das Zeug sogar in die Haarwurzeln ein. Danach sah er wie ein Indianer mit blaugrauen Augen aus. Um kurz vor Mitternacht öffnete er leise die Seitentür zum Stellplatz, stieg in den Plymouth und fuhr auf die Straße nach Süden, auf der er nach Frelighsburg gelangen würde.
    Der Mann in der Vierundzwanzig-Stunden-Garage war nicht so schläfrig, wie Colonel Johns behauptet hatte.
    »Gehen Sie auf die Jagd, Mister?«
    In Nordamerika konnte man mit einsilbigen Schnauflauten als Antwort weit kommen. »Hm«, »Mhm« und »Hi« in ihren zahlreichen Variationen reichten in Kombination mit »Klar«, »Schätze schon«, »Ach was?« und »Quatsch!« aus, um für fast alle Eventualitäten gerüstet zu sein.
    Bond schlang sich den Gurt seines Gewehrs über die Schulter und sagte: »Mhm.«
    »Am Samstag hat einer oben bei Highgate Springs einen schönen Bieber erwischt.«
    »Ach was?«, murmelte Bond gleichgültig, bezahlte für zwei Nächte und verließ die Garage. Er hatte außerhalb der Stadt angehalten, und nun musste er nur noch für ein paar Hundert Meter der Straße folgen, bevor er den Trampelpfad fand, der rechts von ihm in den Wald führte. Nach einer halben Stunde verlief sich der Pfad vor einem heruntergekommenen Bauernhaus im Gras. Ein angeketteter Hund begann aufgebracht zu bellen, aber im Haus ging kein Licht an. Bond ging um den Hof herum und fand auf Anhieb den Pfad am Bach. Diesem sollte er für knapp fünf Kilometer folgen. Er machte größere Schritte, um so schnell wie möglich von dem Hund wegzukommen. Als das Bellen verstummte, herrschte nur noch Stille, die tiefe, samtene Stille des Waldes in einer ruhigen Nacht. Es war eine warme Nacht mit einem gelben Vollmond, der genug Licht durch die dichten Fichten warf, dass sich Bond problemlos auf dem Pfad zurechtfand. Die federnden, gepolsterten Sohlen der Kletterstiefel eigneten sich hervorragend zum Laufen, und Bond wusste, dass er gut vorankam und bestens in der Zeit lag. Gegen vier Uhr wurden die Bäume weniger, und schon bald marschierte er über offene Felder. Zu seiner Rechten erstreckten sich die verstreuten Lichter der Stadt Franklin. Er überquerte eine geteerte Seitenstraße, und fand sich auf einem breiteren Weg durch den Wald wieder. Rechts von ihm schimmerte ein See im Mondlicht. Um fünf Uhr hatte er die schwarzen Asphaltbänder der Highways 108 und 120

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