In Tödlicher Mission
»Das hier sind die einzigen heiklen Dinge, die Sie bei sich tragen werden, und ich muss mich darauf verlassen können, dass Sie sie loswerden, sobald Sie sie benutzt haben, oder sofort, falls die Möglichkeit besteht, dass Sie in Schwierigkeiten geraten. Dies«, er schob ihm das Papier zu, »ist eine grobe Skizze einer alten Schmuggelroute aus den Tagen der Prohibition. Sie wird heute nicht mehr benutzt, und ich würde auch nicht dazu raten.« Colonel Johns lächelte säuerlich. »Sie könnten auf dem Weg ein paar üblen Gesellen begegnen, und diese Typen neigen dazu, erst zu schießen und später nicht einmal mehr Fragen zu stellen – Betrüger, Drogen- und Menschenhändler –, aber heutzutage reisen sie meistens über Viscount nach Norden. Diese Route wurde für illegale Geschäfte zwischen Franklin, gleich hinter Derby Line, und Frelighsburg benutzt. Wenn Sie diesem Pfad durch die Ausläufer des Gebirges folgen, umgehen Sie Franklin und erreichen die Green Mountains von Vermont. Dort ist alles voller Fichten und Kiefern, und zwischendurch stehen da auch mal ein paar Ahornbäume. In diesen Wäldern können Sie monatelang herumwandern, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Sie gehen hier querfeldein, überqueren ein paar Straßen und verlassen Enosburg Falls in Richtung Westen. Dann erreichen Sie einen steilen Abhang, über den Sie in das Tal hinuntergelangen, nach dem Sie suchen. Hier, wo das Kreuz ist, befindet sich Echo Lake, und den Fotos nach zu urteilen würde ich mich dem Gelände aus Richtung Osten nähern. Verstanden?«
»Wie weit ist es bis dorthin? Etwa sechzehn Kilometer?«
»Eher siebzehn. Von Frelighsburg aus sollten Sie schätzungsweise drei Stunden brauchen, sofern Sie sich nicht verlaufen, also müssten Sie Ihr Ziel gegen achtzehn Uhr sehen können. Dann bleibt Ihnen noch eine Stunde Tageslicht, um den Rest der Strecke zurückzulegen.« Colonel Johns schob den Ausschnitt der Luftaufnahme zu ihm hinüber. Es war der Mittelteil des Bildes, das Bond bereits in London gesehen hatte. Es zeigte eine lange Reihe gut instand gehaltener Gebäude aus Bruchstein. Die Dächer bestanden aus Schiefer, und man konnte die eleganten Bogenfenster sowie eine überdachte Veranda erahnen. Eine staubige Straße verlief an der Vordertür vorbei, und auf dieser Seite gab es außerdem Garagen und ein paar einfache Gebäude, bei denen es sich um Hundezwinger zu handeln schien. Auf der Gartenseite befand sich eine gepflasterte Terrasse, die von Blumenbeeten gesäumt wurde, und dahinter erstreckten sich ein oder zwei Hektar einer getrimmten Rasenfläche, die bis zum Ufer des kleinen Sees reichte. Der See schien mithilfe eines Steindamms künstlich angelegt worden zu sein. An der Stelle, an der die Dammmauer das Ufer verließ, standen ein paar gusseiserne Gartenmöbel, und in der Mitte der Mauer befanden sich ein Sprungbrett sowie eine Leiter, über die man aus dem See klettern konnte. Hinter dem See erhob sich ein dichter Wald. Von dieser Seite aus sollte man sich dem Grundstück Colonel Johns’ Empfehlung nach nähern. Auf dem Foto waren keine Menschen zu sehen, aber auf den großen Steinplatten vor der Veranda standen eine Menge teuer aussehender Gartenmöbel aus Aluminium und in deren Mitte ein Tisch mit Getränken darauf. Bond erinnerte sich, dass auf dem größeren Foto ein Tennisplatz im Garten sowie die dekorativen weißen Zäune und grasenden Pferde eines Gestüts auf der anderen Seite der Straße zu sehen gewesen waren. Echo Lake sah genau nach dem aus, was es war: ein luxuriöser Rückzugsort in den Bergen, weit entfernt von Atombombenzielen. Und der Besitzer war ein Millionär, der Wert auf seine Privatsphäre legte und einen Großteil seiner laufenden Kosten vermutlich durch das Gestüt und gelegentliche Mieteinnahmen decken konnte. Es gab eine bewundernswerte Zuflucht für einen Mann ab, der zehn Jahre lang in der hitzigen Politik der Karibik mitgemischt hatte und nun eine Pause brauchte, um neue Kraft zu schöpfen. Der See war außerdem recht praktisch, um sich das Blut von den Händen zu waschen.
Colonel Johns klappte seine nun leere Aktenmappe zu, zerriss die mit Schreibmaschine geschriebene Liste in winzige Stücke und warf sie in den Papierkorb. Beide Männer erhoben sich. Colonel Johns begleitete Bond zur Tür und streckte ihm seine Hand entgegen. »Tja, ich schätze, das war’s«, sagte er. »Ich würde eine Menge geben, um mit Ihnen gehen zu dürfen. Diese ganze Planerei hat mich an ein oder zwei
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