In Tödlicher Mission

war, dass von Hammerstein so lange überlebt hatte. Er war ein Mann, der große Mühen auf sich nahm, um dafür zu sorgen, dass ihm nichts passierte.
    Von Hammerstein hatte das Sprungbrett erreicht. Er ging bis zum Ende, stellte sich an die Kante und schaute aufs Wasser hinunter. Bond spannte sich an und löste die Sicherung. Seine Augen waren schmale Schlitze. Nun würde es jede Minute so weit sein. Sein Finger am Abzug kribbelte. Worauf zum Teufel wartete Judy?
    Von Hammerstein war zu einem Entschluss gekommen. Er beugte die Knie ein wenig und bog die Arme zurück. Durch das Zielfernrohr konnte Bond sehen, wie das dichte Haar auf seinen Schulterblättern in der Brise zitterte, die gleich darauf auch die Oberfläche des Sees kräuselte. Jetzt bewegte er seine Arme nach vorne, und dann folgte ein Sekundenbruchteil, in dem seine Füße das Brett bereits verlassen hatten, sein Körper aber immer noch fast aufrecht war. In diesem Sekundenbruchteil blitzte etwas Silbernes an seinem Rücken auf, und dann traf von Hammersteins Körper in einem eleganten Kopfsprung auf das Wasser.
    Gonzales stand hastig auf und betrachtete unsicher das aufgewühlte Wasser, das der Sprung verursacht hatte. Sein Mund stand offen, während er wartete. Er wusste nicht, ob er etwas gesehen hatte oder nicht. Die beiden Handlanger waren sich diesbezüglich wesentlich sicherer und hatten bereits ihre Waffen gezückt. Sie kauerten sich hin, schauten von Gonzales zu den Bäumen hinter dem Damm und warteten auf einen Befehl.
    Das aufgewühlte Wasser beruhigte sich langsam, und die Wellen breiteten sich über den See aus. Der Sprung war sehr tief gewesen.
    Bonds Mund war trocken. Er leckte sich über die Lippen und suchte den See mit seinem Fernrohr ab. Tief unten entdeckte er einen rosa Schimmer. Er bewegte sich langsam nach oben. Von Hammersteins Körper durchbrach die Oberfläche. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser und schlingerte leicht. Ein etwa dreißig Zentimeter langer Stahlschaft ragte unterhalb seines linken Schulterblatts aus seinem Rücken, und das Sonnenlicht funkelte auf den Aluminiumfedern.
    Major Gonzales brüllte einen Befehl, und die beiden Maschinenpistolen dröhnten und spuckten Patronen. Bond konnte hören, wie die Kugeln krachend in die Bäume unter ihm einschlugen. Das Savage bebte an seiner Schulter, und der rechte Mann fiel langsam nach vorn. Nun lief der andere Mann zum See und gab dabei immer noch kurze Schüsse aus der Hüfte ab. Bond schoss, verfehlte ihn und schoss erneut. Die Beine des Mannes knickten weg, aber sein Schwung trieb ihn weiter vorwärts. Er stürzte ins Wasser. Der gekrümmte Finger feuerte die Waffe ziellos in den blauen Himmel ab, bis das Wasser den Mechanismus erstickte.
    Die Sekunden, die Bond mit dem zusätzlichen Schuss verschwendet hatte, hatten Major Gonzales eine Chance verschafft. Er hatte sich hinter die Leiche des ersten Handlangers geworfen und eröffnete jetzt mit der Maschinenpistole das Feuer auf Bond. Ob er Bond nun gesehen hatte oder einfach nur blind auf die metallischen Lichtblitze des Savage schoss, er machte seine Sache gut. Kugeln schlugen in den Ahorn ein, und Holzsplitter regneten auf Bonds Gesicht herab. Bond feuerte zwei Mal. Der tote Körper des Handlangers zuckte. Zu niedrig! Bond lud nach und zielte erneut. Ein abgebrochener Ast fiel quer über sein Gewehr. Er schüttelte ihn ab, doch nun war Gonzales aufgestanden und lief auf die Gartenmöbel zu. Er warf den gusseisernen Tisch um und kauerte sich dahinter, während Bond mit zwei weiteren Schüssen große Stück aus dem Rasen neben seinen Füßen riss. Da er nun ausreichend Deckung hatte, wurde Gonzales zielsicherer, und Schuss auf Schuss krachte mal von der rechten und mal von der linken Seite des Tisches in den Ahorn. Bonds einzelne Schüsse prallten unterdessen an dem weißen Gusseisen ab oder zischen über den Rasen. Es war nicht leicht, das Zielfernrohr so schnell von einer Seite des Tisches zur anderen zu schwenken, und Gonzales erwies sich als äußerst gerissen. Wieder und wieder schlugen seine Kugeln in den Stamm neben Bond ein. Bond duckte sich und lief schnell nach rechts. Er würde stehend von der offenen Weide aus schießen und Gonzales so überrumpeln. Doch noch während er rannte, sah er, wie Gonzales hinter dem gusseisernen Tisch hervorschnellte. Er hatte ebenfalls beschlossen, die Pattsituation zu beenden. Er lief auf den Damm zu, um in den Wald zu gelangen und Bond zu verfolgen. Bond stand auf und hob