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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sein Gewehr. In diesem Augenblick sah Gonzales ihn ebenfalls. Er kniete sich auf den Damm und schoss eine Salve auf Bond ab. Bond stand unbeirrt da und hörte, wie die Kugeln heranzischten. Das Fadenkreuz richtete sich auf Gonzales’ Brust. Bond betätigte den Abzug. Gonzales taumelte. Er richtete sich halb auf. Er hob seine Arme, und seine Waffe schickte weiterhin Kugeln in den Himmel, während er unbeholfen mit dem Gesicht voran ins Wasser stürzte.
    Bond wartete ab, ob das Gesicht wieder auftauchen würde. Das tat es nicht. Langsam ließ er sein Gewehr sinken und wischte sich mit dem Arm übers Gesicht.
    Die Echos, die Echos von so viel Tod, hallten im Tal wider. Rechts zwischen den Bäumen hinter dem See erhaschte Bond einen Blick auf die beiden Frauen, die in Richtung des Hauses liefen. Falls die Hausmädchen es noch nicht getan hatten, würden sie schon bald die Staatspolizei informieren. Es wurde Zeit, von hier zu verschwinden.
    Bond ging über die Weide zurück zu dem einsamen Ahorn. Judy war dort. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht und lehnte am Stamm des großen Baums. Den Kopf hatte sie auf den Arm gestützt. Am rechten Arm lief Blut herunter und tropfte auf den Boden, und weiter oben am Ärmel ihres dunkelgrünen Hemds befand sich ein dunkler Fleck. Der Bogen und der Köcher lagen zu ihren Füßen. Ihre Schultern bebten.
    Bond näherte sich ihr von hinten und legte ihr schützend einen Arm um die Schultern. »Ganz ruhig, Judy«, sagte er sanft. »Jetzt ist alles vorbei. Wie schlimm ist die Wunde an Ihrem Arm?«
    »Das ist nichts«, erwiderte sie mit dumpfer Stimme. »Etwas hat mich getroffen. Aber das war schrecklich. Ich wusste nicht … Ich wusste nicht, dass es so sein würde.«
    Bond drückte beruhigend ihren Arm. »Es musste getan werden. Ansonsten hätten die Sie erledigt. Diese Leute waren professionelle Mörder – von der schlimmsten Sorte. Aber ich habe Ihnen ja gesagt, dass so etwas Männerarbeit ist. Also, dann sehen wir uns mal Ihren Arm an. Wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen, damit wir es über die Grenze schaffen. Die Staatspolizei wird bald hier sein.«
    Sie drehte sich um. Das wunderschöne, wilde Gesicht war von Schweiß und Tränen ganz verschmiert. Die grauen Augen waren nun weich und unterwürfig. »Es ist nett von Ihnen, dass Sie sich so verhalten«, sagte sie. »Nachdem ich mich Ihnen gegenüber so unmöglich benommen habe. Ich war irgendwie … irgendwie überdreht.«
    Sie streckte ihren Arm aus. Bond griff nach dem Jagdmesser an ihrem Gürtel und schnitt den Ärmel an der Schulter ab. Im Muskel klaffte eine geschwollene, blutende Schusswunde. Bond nahm sein Taschentuch, schnitt es in drei Streifen und band diese zusammen. Er reinigte die Wunde mit der Mischung aus Kaffee und Whisky, nahm dann eine dicke Scheibe Brot aus seinem Proviantbeutel und band sie über die Wunde. Danach schnitt er den Stoff ihres Ärmels zu einer Schlinge zurecht und griff hinter ihren Hals, um sie dort zusammenzuknoten. Ihr Mund war nur Zentimeter von seinem entfernt. Der Duft ihres Körpers hatte etwas Warmes und Animalisches an sich. Bond küsste sie ein Mal sanft auf die Lippen und dann noch ein Mal leidenschaftlicher. Er band den Knoten zu. Dann schaute er in die grauen Augen, die seinen so nah waren. Sie wirkten überrascht und glücklich. Er küsste sie erneut, ein Mal auf jeden Mundwinkel, und ihre Lippen verzogen sich langsam zu einem Lächeln. Bond trat einen Schritt zurück und erwiderte das Lächeln. Vorsichtig ergriff er ihre rechte Hand und legte das Handgelenk in die Schlinge. »Wohin bringst du mich?«, fragte sie ruhig.
    »Ich bringe dich nach London«, antwortete Bond. »Dort gibt es einen alten Mann, der dich sicher sehen will. Aber zuerst müssen wir nach Kanada gelangen. Dort werde ich mit einem Freund in Ottawa sprechen, der sich um deinen Pass kümmern wird. Du wirst Kleidung und ein paar andere Dinge brauchen. Es wird ein paar Tage dauern. Wir werden an einem Ort namens KO-ZEE Motel übernachten.«
    Sie schaute ihn an. Sie war nun eine vollkommen andere Frau. »Das wird nett werden«, meinte sie leise. »Ich habe noch nie in einem Motel übernachtet.«
    Bond beugte sich vor, hob das Gewehr und den Rucksack auf und schwang sie sich über die Schulter. Dann hängte er sich ihren Bogen und den Köcher über die andere, drehte sich um und stapfte über die Weide davon.
    Sie folgte ihm, zog sich im Laufen die schlaffen Goldrutenhalme aus dem Haar, löste das Band und ließ

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